Im Berner Oberland wurden in den letzten zwei Jahren 40 Tonnen Bio-Forellen entsorgt. Immer wieder seien die toten Fische im Blausee auf der Oberfläche geschwommen. Das sind Zehntausende von Fischen. Nicht 50, Zehntausende! Wenn irgendwo ein bisschen Gülle den Bach abgeht, stehen sie sofort da, die im blauen Gwändli. Und tags darauf titelt es in irgendeiner Gratiszeitung: «Bauer vergiftet Fische.» Aber wenn der zweitgrösste Schweizer Bauunternehmer irgendwo lastwagenweise Aushub deponiert, kommt niemand. Alles völlig legal!

Die Bio-Forellen sind nun alle weg

Es scheint ja jetzt schon ziemlich sicher, dass die Bio-Forellen tatsächlich Opfer dieser Deponiererei aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel wurden. Vielleicht hätten es die konventionellen Fische noch eher ertragen, aber so ein Bio-Fisch ist halt sensibler. Schwermetalle und krebserregende Stoffe fand man in den Fischen. Also in den toten. Und in denen, die vor dem Verrecken durch krebserregende Stoffe noch gegessen wurden, hatte es bei denen vielleicht auch noch drin? Oder haben das nur Fische abgekriegt, die dann auch wirklich daran gestorben sind? Oder eben doch alle? Das wissen wir nicht, die sind jetzt nämlich weg. Gegessen. Beim Sonntagsausflug ins Berner Oberland. Aber das ist derzeit medial eher ein Nebenschauplatz, mehr Sorge bereitet dem Konsumenten oder besser dem Journalisten der Tagespresse die Sache mit dem Trinkwasser. Verständlich. Fisch isst man ja nicht täglich. Wenn da so paar krebserregende Stoffe drin sind, wird man vielleicht trotzdem 87.

Ob ein Landwirt involviert ist oder nicht, gibt eine andere Schlagzeile

Aber mit dem Trinkwasser und diesem güllenden Bauern ist nicht zu spassen. Und dann schreiben sie dann so lauwarme Blauseegeschichten in ihren Zeitungen. So, dass dir als Leser das Gesicht einschläft. «Fische verenden wegen Giftstoffen.» Verenden! Wäre ein Bauer schuld, würde man ganzseitige Inserate mit toten Fischen auf dem Rücken abbilden und schreiben: «Wollen wir zulassen, dass die Bauern uns alle vergiften?» Aber hier schreiben sie, Fische seien verendet. Und der Konzern, der dafür verantwortlich gemacht werden dürfte, der hat kein Gesicht. Dort will man sich ja auch nicht unbedingt zeigen, sondern lieber Geld verdienen. Denn durch diese, nennen wir sie mal vom Kanton illegal bewilligte Deponie, hat der Baugigant ordentlich Geld gespart.

Wenn der Kanton einen Fehler macht passiert was? Nichts!

Wer aber bei dieser Aktion ganz sicher kein Geld gespart hat, ist der Kanton Bern. Genauer gesagt das Amt für Wasser und Abfall (AWA). Und eben dieses Amt ist nach eigenen Angaben «zuständig für die Planung, den Vollzug und die Kontrolle der ihm auf den Gebieten des Gewässerschutzes, der Abfallwirtschaft, der umweltgefährdenden Stoffe und der Störfallvorsorge übertragenen Aufgaben.» Was auch immer das heissen mag, in diesem einen Fall ist es dem AWA nicht gelungen. Kann ja mal passieren. Dass Gülle in den Bach gerät, das hingegen darf nie passieren. Am allerherzigsten an dieser Schwachstromgeschichte, die zwar alle Medien irgendwie publik gemacht haben, aber dem Konzern und auch dem Kanton kaum schaden werden, ist ein ganz entscheidendes Detail. Nämlich: Man habe das in der Bewilligung übersehen. Man habe überlesen, dass es sich dabei um schwergiftigen Müll handelt, den man da, so mir nichts dir nichts einfach deponiert. ÜBERLESEN! Ich glaube ich spinne. Und wenn ein Bauer ein Dreiquadratmeter-Hühnerhäusli ohne Baubewilligung stellt, kommt er daher, der gleiche Kanton. Sorry Bern, manchmal kann ich dich nicht ernst nehmen. Aber ich bin halt auch Zürcherin!