Liebe Frauen, habt ihr euch schon überlegt, ob ihr streiken werdet? Gerade wieder hat mein schon fast erwachsener Sohn sein dreckiges Geschirr neben die leere Abwaschmaschine gestellt. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei meiner künftigen Schwiegertochter. Sorry, in diesem Punkt habe ich kläglich versagt. Wie schon viele Mütter vor mir. Ich bin wirklich mit einer Engelsgeduld gesegnet, aber wer das letzte Güetzi aus der Packung frisst, der kann diese doch auch in den Ghüder werfen oder? Und die dreckige Wäsche schimmelt auch in den Kinderzimmern vor sich hin und findet den Weg zur Waschmaschine erst Minuten bevor man die Lieblingshose wieder anziehen möchte.
Ein Streik nützt
Kommen wir eigentlich mit der Idee auf die Welt, dass irgendwer hinter uns herputzen wird? Oder sind es die Mamas, die ihren ach so süssen Kinderchen den Allerwertesten hinterher tragen und diese so zu verzogenen Egoisten machen? Also dann dürften meine eigentlich keine Egos sein. Ich bin nämlich beim hinterherräumen nicht sooo pflichtbewusst. Geht gar nicht als berufstätige Mutter. Ich muss ja zwischendurch eine Zeitung machen. Und ich habe festgestellt, Streiks nützen was. Vor allem dann, wenn man sie nach einem langen Arbeitstag spontan ausruft, weil man wiedermal eine zugemüllte Küche antrifft. Also ausgerufen habe ich zwar nichts, sondern bin schweigend wieder verschwunden. Nach drei Tagen, als die Küche leergegessen war, fiel es dann auf, dass irgendwas fehlt. Ach ja, die Mutter, darum ist es so still. Und zack räumten sie plötzlich piccobello die Küche auf, sodass Mama wieder Platz zum Kochen fand.
Nun macht es das ja keinesfalls besser, dass sie eigentlich wüssten was sich gehört und es trotzdem nicht machen. Warum also werden wir Mütter dauernd zur Dienstmagd degradiert? Mal Hand hoch, wessen Mann steht nachts auf, wenn die Kinder die Wohnung vollkotzen? Und nochmals Hand hoch wer in den Stall rennt und hilft, wenn eine Kuh kalbt. Gratulation an diejenigen, die zweimal die Hand heben durften. Und wir andern überlegen jetzt, was wir falsch machen.
Unser grösster Fehler
Also gut, bei mir fängt es schon beim fehlenden Mann an. Aber ich glaube, unser grösster Fehler ist, dass wir es können. Wir machen alles irgendwie möglich. Mein Lieblingsspruch, wenn sich meine Sprösslinge solange dumm stellen, bis es Mama selber macht: «Unglaublich, was Mama alles kann und erst noch mit Links». Und ganz ehrlich, wenn man es selbst macht, ist es auch gleich richtig und man muss nicht erst eine gefühlte Ewigkeit darüber diskutieren, warum man das genau jetzt machen muss und warum es gerade denjenigen welchen getroffen hat, diese Aufgabe zu erledigen. Aber warum Mama etwas erledigen muss, diese Frage stellt sich keiner. Erst wenn Mama mal nicht mehr macht, was sie sonst macht, dann nimmt man sie plötzlich wahr. Erst wenn liegen bleibt, was wir sonst wegräumen, dann sieht man, was wir eigentlich machen. Und hier haben wir etwas mit den Männern gemeinsam. Auch bei ihnen würde man besser sehen, was sie tun, wenn sie es einmal nicht mehr tun würden. Es nützt mehr als zig Standpauken. Vielleicht wären ein paar leere Milchregale ja so heilsam wie meine zugemüllte Küche. Vielleicht scheitern wir an unserem Pflichtbewusstsein. Daran, dass wir tun, was zu tun ist, egal ob es uns einer dankt. Oder daran, dass nicht alle Bestreikten so viel Gewissen haben wie meine Kinder.