Am 24. Juli 2014 sorgte ein heftiges, stationäres Gewitter am Oberlauf der Emme für ein 100-jährliches Hochwasser. Während weiter unten am Flusslauf die Bevölkerung noch das Badewetter nutzte, war im Gebiet Schangnau und Eggiwil an jenem Vormittag die Hölle los. Der Fluss trat innert kürzester Zeit über die Ufer, überflutete teils auch Ställe und gar Wohnungen. Wie durch ein Wunder starben dabei keine Menschen. Das Unwetter forderte aber das Leben zahlreicher Bauernhoftiere. Ein Glück war, dass das Rindvieh, wie immer in den Sommermonaten, auf den Bergen in der Umgebung weidete und nicht in den Ställen nahe der Emme angebunden war. «Wir hätten keine Chance gehabt, diese Tiere zu retten», erinnert sich Hans Gerber aus Schangnau noch heute bestens. Zu schnell sei die Flut gekommen und brachte die Verwüstung mit Unmengen an Geschiebe (Holz, Schlamm und Geröll).

Geschiebe verstopfte den Durchgang 

Dieses Geschiebe hatte sich unter anderem auch im Räbloch, auf Eggiwiler Boden, angesammelt. Der schmale Durchgang in der Schlucht war seither verstopft. Es ist einer der Orte, an denen die Verwüstung sichtbar blieb. Sonst ist wieder Gras ­gewachsen und die Aufräumarbeiten und das Erstellen von Sicherheitsvorkehrungen sind abgeschlossen. Nun bleibt zu hoffen, dass sich das Ereignis nicht wiederholen wird und wenn doch, die Dämme halten mögen, was sie derzeit versprechen.

Der Weg zur Naturbrücke ist frei

Diesen Frühling nun wurde die letzte Etappe, das Freiräumen des Räblochs, mit aufwendigen Bauarbeiten in Angriff genommen. Nach monatelangem Baustellenbetrieb ist es nun wieder frei und die Installationen sind rückgebaut. Es sei ein denkwürdiger Moment gewesen, als am 25. Juni nach rund siebenwöchigen Räumungsarbeiten das letzte Stück Holz der Verklausung aus dem Räbloch entfernt worden ist.

 

Die Gründe für die Räumung

In der Gemeinde Schangnau BE entstanden durch das Jahrhundertunwetter Sachschäden in Millionenhöhe. In der Räblochschlucht verursachte das mitgeführte Schwemmholz eine sogenannte Verklausung. Das Material verstopfte seither die enge Schlucht und stellt damit ein Risiko für die Gemeinden Schangnau und Eggiwil BE dar.

Aus folgenden Gründen entschied man sich für die aufwendige Räumung mittels Schienenkran und Teleskopgreifarm.

  • Bei Hochwasser bestand eine grosse Gefahr, dass sich im Räbeli in Schangnau durch den Rückstau der Emme erneut ein See bildet.
  • Im Extremfall hätte sich die Verklausung bei Hochwasser selbstständig lösen können, was eine Flutwelle in der Emme ausgelöst hätte.
  • Der Kiestransport durch das Räbloch war durch die Verklausung eingeschränkt, was zu Auflandungen und Hochwasserschutzproblemen im Räbeli führte.
  • Angeschwemmter Unrat hätte zu Umweltverschmutzung in einem sensiblen Naturschutzgebiet führen können.
  • Das Räbloch soll auch als Naherholungsraum wieder genutzt werden können.

Zwei Redaktoren der BauernZeitung haben das Räbloch am diesjährigen Jahrestag des Unwetters besucht. Kurz nach der Wiedereröffnung des Wanderwegs. Der Weg von Schangnau aus führt über Schafweiden zur Naturbrücke. Es ist keine angenehme Route, belohnt wird man aber mit dem Blick in die Schlucht, die vom einstigen Emmegletscher berichtet. Seit dem Jahrhundertunwetter stellte diese Schlucht ein latentes Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung unterhalb und oberhalb des ­Räblochs dar. Nun ist das Risiko gebannt, die aufwendige Baustelle inklusive Zugangsturm, Kranschienen und Transportseilbahn sind rückgebaut. Zurückgeblieben sind einzig die 10 bis 15 cm aus der Wand ragenden Anker für den Schienenkran. Diese verbleiben dort, falls die Installation in Zukunft erneut gebraucht würde.