Klimakompensation durch Ressourcenprojekte wird die Landwirtschaft künftig intensiv beschäftigen. Dabei geht es um eine Art Entschädigung oder Gegenleistung für sogenannte «Klimasünden». Dieser Begriff ist zwar in der Branche wenig beliebt. Aber SVP-Landrat Markus Graf gefällt er, wie er der BauernZeitung verrät. Er hat gestern Donnerstag einen Vorstoss eingereicht mit dem Titel «Innovative Klimaprojekte, Pflanzenkohle in der Landwirtschaft».
Die Bank ist im Boot, das BLW ist zurückhaltend
Vergangene Woche berichtete die BauernZeitung über ein Ressourcenprojekt im Bereich des Humusaufbaus auf Ackerfläche. Das Projekt kommt aus der Feder des Ebenrain-Zentrums für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach. Dort wurde während einiger Tage unter Hochdruck am Projekt gearbeitet. Denn, obwohl das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und der Bauernverband sich derzeit eher zurückhaltend äussern (siehe Kasten), sprang die Basellandschaftliche Kantonalbank mit grossem Elan auf das Projekt auf. Das BLW verlangt eine Neuausformulierung.
Das sagt der Bauernverband beider Basel
Klimakompensation liege im Trend, sagt Marc Brodbeck und lacht. Wie der Bauernverbandspräsident beider Basel (BVBB) ausführt, hat sich der Vorstand noch keine abschliessende Meinung zu besagtem Projekt gebildet. «Wir haben zwei Projekte gesehen. Beim ersten sind wir erst sehr spät ins Boot geholt worden.» Das habe der BVBB in der Folge abgelehnt. Am 20. Januar folgte die Info zum zweiten Projekt. «Wir haben uns noch nicht entschieden», sagt Marc Brodbeck. «Wir sehen Risiken, haben teils auch Vorbehalte, aber wir bekämpfen es auch nicht aktiv», sagt er. Brodbeck erklärt, dass all diese Themen in keiner Weise neu seien. Er erinnert sich an seine Ausbildungszeit am damaligen LBBZ Waldhof in Langenthal. Dort hätten Markus Gammeter und Jürg Guggisberg jahrelang an Bodenprojekten geforscht. Die Bauern nahmen sie mit ins Boot. «Früher hat man von Grund auf geforscht, mit den Bauern zusammen. Heute kommen die Projekte pfannenfertig, und wir müssen darüber befinden.» Gelesen sei die Sache schnell, aber man müsse das Ganze auch verarbeiten. «Eines ist klar, diese Projekte kommen, und das ist taktiert», so Brodbeck.
SVP-Landrat Graf ist kritisch
Markus Graf zeigt sich nicht überzeugt vom Projekt. Seinen Antrag begründet er wie folgt: «Der Gedanke der Basellandschaftlichen Kantonalbank, ihre CO2-Emissionen durch Kompensationszahlungen in der Region zu leisten, ist vorbildlich und muss zwingend weiterverfolgt werden. Das bestehende Pilotprojekt: ‹Klimaschützen durch Humusaufbau in der Landwirtschaft› stösst aber gerade in bäuerlichen Verbänden und in der Basis auf sehr viel Unverständnis. Der Mehrwert dieses Projekts für das Klima und die Natur in unserem Kanton ist äusserst fragwürdig. Deshalb sollte in diesem Zusammenhang ein alternatives Projekt mit einem besseren Wirkungsgrad und einer homogeneren Zielsetzung bei einer Neubeurteilung einfliessen.» Graf schlägt daher vor, die Verwendung von Pflanzenkohle und die Förderungen von Pyrolyseanlagen (Verkohlung) zu prüfen.
Bestmöglich auf Klimawandel einstellen
Die BauernZeitung hat bei Lukas Kilcher, Leiter Ebenrain, nachgefragt, was denn die Vorbehalte des BLW gegenüber dem Projekt Humusaufbau sind, dass dort bislang noch keine Unterstützung zugesichert wurde. «In seiner Rückmeldung an den Ebenrain hält das BLW den vorgeschlagenen Ansatz der wirkungsorientierten Entschädigung für sehr interessant. Das Projekt könne wertvolle Informationen über die Projektregion hinaus für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik liefern», weiss Kilcher und ist guten Mutes, was die Unterstützung anbelangt. Es gehe um Fragen, was vorgängig vorliegen müsse, welche Arbeiten finanziert werden könnten und weiter auch um den Inhalt der wissenschaftlichen Begleitung oder noch nicht aktualisierte Informationen zum aktuellen Wissensstand. «Bei der Neueinreichung der Skizze sollen die Fragen beantwortet und die Hinweise berücksichtigt werden», so Kilcher, der sicher ist: Das Projekt soll helfen, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und den Landwirten die Möglichkeiten eröffnen, sich bestmöglich auf den Klimawandel einzustellen und einen Lösungsbeitrag zu liefern.