Traditionell werden die frischdiplomierten Agrarfachleute gegen Jahresende von den bäuerlichen Organisationen jeweils noch geehrt. So lud andere Jahre der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband LBV die Meisterbauern, Agrotechniker und Agronomen zu Mittagessen, Diskussionsrunde mit dem Vorstand zu aktuellen Themen und Anliegen, sowie zu einer Geschenkübergabe ein.

Dieses Jahr ist alles anders, Corona-bedingt fand keine persönliche Ehrung statt. So versandte der LBV das Geschenk, eine Thermosflasche, per Post. Agrotechniker Marco Vogel aus Ebnet bedankte sich mit einem schönen Foto. Seine Eindrücke von der Ausbildung, betrieblichen Plänen und Vorstellungen zur ­Zukunft der Schweizer Landwirtschaft lesen Sie unten. Zusammen mit Meinungsbeiträgen von jungen Luzerner und Aargauer Meisterlandwirten.

 

Initiativen bereiten Sorgen

Die Meisterausbildung sei wertvoll, weil man so lerne, die eigenen Betriebsergebnisse zu analysieren, zu beurteilen und Lösungen zu suchen. «Ich bin der Meinung, dass diese Beurteilung für jeden Landwirt mit eigenem Betrieb extrem wichtig ist», sagt Matthias Richner. Er steht kurz vor der Hofübernahme Anfang 2021.   Der väterliche Milchbetrieb mit
40  Red-Holstein- und Holsteinkühen umfasst 37 ha, davon 17 ha Ackerbau. Kulturen sind Mais, Weizen, Dinkel, Raps und Zuckerrüben. Ein Standbein ist auch Direktvermarktung mit Hofladen. «Da werden wir dieses Jahr wegen der Corona-Krise ein sehr gutes Ergebnis haben.»

Für die Zukunft bereiten ihm die anstehenden Initiativen (Trinkwasser, Pestizidverbot, Massentierhaltung) grosse Sorgen. «Es wird alles brauchen, dass die nicht angenommen werden.» Als junger Landwirt macht es ihm auch Sorgen, dass die Wertschätzung für die  Schweizer Landwirtschaft derzeit so gering sei. «Ich hoffe, dass die Bevölkerung künftig die Landwirtschaft wieder mehr schätzt, und gewillt ist, etwas mehr für Schweizer Produkte zu bezahlen.»

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Der Aargauer Meisterlandwirt, Matthias Richner, aus Gontenschwil empfiehlt die Ausbildung jedem Berufskollegen. Anfang Jahr übernimmt er den elterlichen Betrieb.

 

 

Bauern sollen zusammenhalten

Ausser einigen Sömmerungsrindern bewirtschaftet Noah Röthlisberger den gepachteten 23,4-ha-Betrieb viehlos und im Nebenerwerb. Auf 18 ha offener Ackerfläche werden Holl-Raps, Wintergerste, Brotweizen Extenso und Körnermais angebaut. Über 5 ha sind Biodiversitätsförderflächen. Vor dem Kauf der Liegenschaft etwa im Jahr 2025 plane er sicher noch einen längern Auslandaufenthalt. Dann sei auf dem Betrieb auch die Wiederaufnahme der Tierhaltung denkbar. «Es geht in Richtung Mutterkühe», sagt er  zu seinen Zukunftsplänen.

In der Meisterausbildung habe er den Austausch innerhalb der Klasse sehr geschätzt, und die fachkompetenten Referenten in den verschiedenen Modulen. Auf Stufe Betriebsleiter sei aber teils zu viel Grundbildungsstoff vermittelt worden. «So blieb zu wenig Zeit für die Vertiefung mancher Themen.» Für die Zukunft seien die Bauern auf ein gutes Image angewiesen. «Das bedingt auch, dass der Bauernstand zusammenhält, unabhängig der Produktionsrichtungen.» Die grösste Herausforderung sei, Anliegen wie Biodiversität und weniger Pflanzenschutz ernst zu nehmen,  ohne die Selbstversorgung zu vergessen. 

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Der Meisterlandwirt, Noah Vogel, aus Vordemwald lernte vorher Baumaschinenmechaniker.Derzeit arbeitet er zu 80 Prozent bei einem Luzerner Lohnunternehmer.

 

 

 

Die Wertschätzung nimmt ab

Die Ausbildung zum Agrotechniker habe ihm sehr viel gebracht, beruflich und privat, sagt Marco Vogel. «Ich konnte gute Praxiserfahrungen sammeln. Auch der Austausch mit den Kollegen war spannend.»

Der elterliche Betrieb in der Bergzone I auf 730 Metern über Meer umfasst  10,5 ha, gehalten werden 14 Milchkühe und 40 Mutterschweine. In naher Zukunft soll der Betrieb arbeits- und tierwohltechnisch optimiert werden.  Dazu sei ein Anbau des Heulagerraumes sowie ein Umbau des Stallsystems in einen Laufstall geplant.

Jungbauer Vogel möchte in zwei bis drei Jahren zu Hause übernehmen, wenn möglich auch im Vollerwerb. «Ziel wäre, den Tierbestand noch etwas aufzustocken, wenn es uns gelingt, noch etwas mehr Fläche zu bekommen.» Derzeit arbeitet er noch auswärts bei einer Melktechnikfirma.  Die aktuelle Situation der Landwirtschaft mahne ihn eher zur Vorsicht.  Der Druck seitens Öffentlichkeit und Politik nehme generell zu und andererseits die Wertschätzung für die Schweizer Landwirtschaft mit ihren hochwertigen Produkten ab. «Trotzdem bin ich mit Freude und Stolz Landwirt.» 

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Der Entlebucher, Marco Vogel, aus Ebnet hat die Ausbildung zum Agrotechniker absolviert. Zu Hause plant er die Optimierung des Betriebes.

 

 

Bestehendes optimieren

Der junge Meisterlandwirt aus Doppleschwand arbeitet derzeit noch auswärts, 80 Prozent im Tiefbau. «Ansonsten bin ich auf dem elterlichen Betrieb tätig, und werde immer in die Entscheidungen zur betrieblichen Zukunft einbezogen.»  Der Grünlandbetrieb seiner Eltern umfasst 35 ha LN in der Bergzone III und 8 ha Wald. 50 Limousin-Mutterkühe und 81 ES Zuchtsauen bilden den Schwerpunkt der Tierhaltung, insgesamt umfasst diese  111 GVE. Mit Angestellten bietet der Betrieb Arbeit für fast 4 SAK.

Die Meisterausbildung wertet er positiv, vor allem die tiefen Einblicke in den eigenen Betrieb und das Verständnis für Finanzielles und die Buchhaltung. Den elterlichen Betrieb möchte er erfolgreich weiterführen, mit Fokus auf hohen Tierwohl-Standard. «Wir wollen uns in den bestehenden Betriebszweigen weiter optimieren.» Als Herausforderung für die Landwirtschaft sieht er, einerseits  den Kundenwünschen, andererseits  dem Preisdruck  gerecht zu werden. Die Pandemie habe zumindest dazu beigetragen, dass bei der Bevölkerung die Inlandprodukte einen höheren Stellenwert bekommen habe. 

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Der junge Meisterlandwirt, Livio Hofstetter, wohnt in Doppleschwand im Entlebuch. Noch arbeitet er auswärts, will aber das Pensum auf dem Betrieb erhöhen.