Der Boden braucht Schutz. Um die nicht erneuerbaren Ressource vor Erosion, Verdichtung und Schadstoffen zu schützen, braucht es Information zum Boden. Die Nachfrage nach Bodendaten im Bodenschutz-Vollzug wächst stetig. Diese Informationen bieten Bodenkartierungen und -klassifikationen. Während die Bodenbeschreibung der Erfassung der Merkmale dient, fasst die Klassifikation diese zusammen und unterscheidet die Böden voneinander. In der Kartierung wird die räumliche Verteilung der Merkmale differenziert erfasst.
Veraltete Methode
Die aktuelle Klassifikation der Böden der Schweiz aus dem Jahr 2010 beruht ursprünglich auf einem Konzept aus den 40er-Jahren des letzten Jahrhunderts und wurde anschliessend schrittweise erweitert. Die immer noch gültige Kartieranleitung stammt aus den 90er-Jahren. «Als bis Mitte der 90er-Jahre der schweizerische Kartierdienst noch tätig war, wurden die Methoden zur Ansprache der Böden an Profilen und in der Fläche stetig weiterentwickelt und den damaligen noch analogen Bedürfnissen angepasst», erklärt Daniela Marugg. Zusammen mit Anina Schmidhauser ist sie Co-Projektleiterin Revision Klassifikation der Böden der Schweiz und der Bodenkartieranleitung (Rev. Klabs/KA) am Kompetenzzentrum Boden. «Nach der Auflösung des Kartierdienstes übernahmen diese Aufgaben einige wenige bodenkartierende Kantone und die Bodenkundliche Gesellschaft der Schweiz», weiss sie. Doch fehlende Ressourcen, sich schnell entwickelnde digitale Techniken, zunehmend aufgedeckte fachliche Lücken und eine fehlende zentrale Stelle hätten eine Überarbeitung der Klassifikation und Kartieranleitung gefordert.
Schweizweit vereinheitlicht
Zwischen 2019 und 2025 läuft daher nun die Revision der Klassifikation und Kartierung der Böden der Schweiz. Das angestrebte, schweizweit einheitliche Grundlagenwerk solle einerseits eine möglichst homogene Bodenansprache (Beschreibung) erlauben und andererseits ermöglichen, dass die gesamte Variabilität der Böden in der Schweiz zufriedenstellend charakterisiert werden könne. «Weiter soll es eine effiziente und nutzerorientierte Bodenkartierung vorantreiben», sagt Daniela Marugg. Ursprünglich war angedacht, dass diese Aufgabe das Kompetenzzentrums Boden (Kobo) in Angriff nimmt. Dieses wurde ab Sommer 2019 aufgebaut und ist seit Januar 2021 «in der Betriebsphase angekommen». Auf Druck wurde aber die Revision vom Bundesamt für Umwelt Bafu beschleunigt vorangetrieben und der Projektstart im Januar 2019 realisiert – also noch bevor das Kobo seine Arbeit aufnahm.
Was durch diese Revision für die Landwirtinnen und Landwirte ändere, wollte die BauernZeitung von Daniela Marugg in Erfahrung bringen. «Die grundsätzlichen Arbeitsschritte zum Ansprechen von Böden in einem Profil ändern durch die Revision nur im Detail», erklärt sie. «Es werden immer noch Bodenprofile benötigt, um einen Boden in seiner Gesamtheit zu begreifen. Die Techniken zum Erfassender Bodeneigenschaften werden besser beschrieben und genauer festgelegt», führt Marugg weiter aus. So würde klar zwischen dem Erfassen und dem Beschreiben der Böden und ihrer normierten Bezeichnung – der Klassifikation – getrennt. «An der Fühlprobe zum Beispiel, zur Bestimmung von Ton, Schluff und Sand, ändert im Feld nichts. Jedoch wird beispielsweise das Erkennen und Einordnen von fahlen Nassstellen und rötlichen Oxidationsstellen und weiteren Vernässungszeichen besser strukturiert», erklärt Marugg.
Die Klassierung (normierte Bezeichnung) des Bodens als Ganzes zu einem Bodentyp mit Untertypen werde angepasst. «Dies betrifft die Landwirte nicht direkt, sondern dient den Fachleuten zur besseren und lückenloseren Kommunikation. Durch die Anpassungen wird auch die Datenablage von Bodeninformationen weiter geklärt», so die Co-Projektleiterin.
Begehungen bleiben
Wenn Böden in der Fläche betrachtet und kartiert werden, sind wie bisher Begehungen von Fachpersonen nötig, die neben Bodenprofilen auch kleine Bohrungen aufnehmen und mit dem Gelände und den wertvollen Informationen von Landwirten zu einer Bodenkarte mit abgegrenzten Bereichen verarbeiten. «Einige Arbeitsschritte können mittlerweile durch die fortgeschrittenen digitalen Techniken ersetzt oder vereinfacht werden, andere Arbeitsschritte werden zum Zweck der Nachvollziehbarkeit und Transparenz besser beschrieben», erklärt Daniela Marugg. Die ursprünglich beschriebene Vorgehensweise habe sich in vielen Kartierprojekten weiterentwickelt und sei für die Ablage von digitalen Daten bereits angepasst. «Diese Weiterentwicklungen werden nun gesamthaft zusammengetragen. Für Aussenstehende ändert der grundsätzliche Ablauf einer Bodenkartierung mit der Revision und Neubeschreibung der Methode nicht. Im Detail wird sie für Fachpersonen jedoch klarer und nachvollziehbarer. Sie soll auch neueinsteigenden Kartierenden die Ausbildung erleichtern», resümiert Marugg.
Mehr Klarheit
Der grosse Nutzen der Revision werde sich in den Anwendungen der zukünftigen Bodeninformationen zeigen. «Diverse Auswertungen wie die Pflanzennutzbare Gründigkeit (PNG) oder die Nutzungseignungsklasse (NEK) eines Bodens lassen sich dank der klareren revidierten Erhebungsmethoden nachvollziehbarer ableiten. Wenn diese Auswertungen besser nachvollzogen werden können, besser und schweizweit standardisiert sind, profitieren die Landwirtinnen direkt davon: Mehr Klarheit, mehr Gleichbehandlung bei der Beurteilung der Böden. Der Schutz der Böden wird gestärkt», schliesst Daniela Marugg.