Noch nie in der Geschichte des Nidwaldner Bauernverbandes sei ein Präsident mit so vielen Stimmen gewählt worden, meinte der abtretende Hansueli Keiser zum neu gewählten Sepp Odermatt. Die Wahl, wie überhaupt die Generalversammlung, fand schriftlich statt, über das Resultat orientierte der Vorstand am Mittwoch auf dem Betrieb Loh des neuen Präsidenten.

Der Pickel soll stützen

434 Kuverts seien am 21. April an die Mitglieder versandt worden, 216 kamen retour, freute sich Geschäftsführer Daniel Blättler an der hohen Stimmbeteiligung von rund 50 Prozent. Protokoll, Jahresbericht, Jahresrechnung und das aktuelle Tätigkeitsprogramm wurden ohne Gegenstimmen genehmigt, zum gleichbleibenden Jahresbeitrag habe es nur vereinzelte Nein-Stimmen gegeben.

Deutlich war die Wahl ohne Gegenstimme von Sepp Odermatt in den Vorstand mit 210 und als neuer Präsident mit 209 Stimmen. In die Landwirtschaftskammer des Schweizer Bau­ernverbands wurde Ruedi Odermatt aus Buochs gewählt. Zur Amtsübergabe erhielt der neue Präsident vom Geschäftsführer zwei dicke Aktenordner mit der neuen Agrarpolitik und vom abtretenden Präsidenten einen Bergsteigerpickel, darauf die Gravur: «Jede grosse Reise beginnt mit einem kleinen Schritt.» Der Pickel symbolisiere den Vorstand, welcher unterstütze und eine Geh- und Steighilfe für den Präsidenten sei, denn die Anliegen der Bauern seien manchmal ein «Chrampf» und die Herausforderungen für die Nidwaldner Landwirtschaft müssten gemeinsam angegangen werden. Odermatt dankte dem Vorstand für das Vertrauen und will auch auf Kollegialität setzen.

Ehrung an GV 2021

Die Ehrung und Würdigung des abtretenden Präsidenten soll an der Generalversammlung 2021 nachgeholt werden. Keiser wurde 2012 in den Vorstand und 2015 zum Präsidenten gewählt. In seine Amtszeit fielen gleich zwei grosse Ausstellungen «Iiheimisch» und der Aufbau des Labels «Natürlich Nidwalden». Er engagierte sich auch stark als Präsident der Vernetzungskommission und bei der Umsetzung des neuen Beitragstyps Landschaftsqualität und kämpfte gegen Kürzungen des Finanzrahmens für die Landwirtschaft.

«Es werden bald Milchbetriebe fehlen.»

Sepp Odermatt zu den Entwicklungen in Nidwalden.

Milch bleibt bedeutend

Der neue Präsident ist 55-jährig, verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und bewirtschaftet einen 11,5 ha grossen Milchwirtschafts- und Schweinemastbetrieb. Er war lange im Vorstand der ZMP und Präsident der Nidwaldner Milchproduzenten und war zwölf Jahre im Landrat. Die Nidwaldner Landwirtschaft sei auf einem guten Weg, ist Odermatt überzeugt. Es würden naturnahe Produkte hergestellt, die Alpen bewirtschaftet und die Landschaft gepflegt. Eine Herausforderung seien die teils kleinen Betriebe, welche sich Gedanken machen müssten, wie die Hofnachfolge gesichert werden könne. «Die Jungen ­wollen aber auf den Betrieben bleiben.» Das bedinge teils Anpassungen bei den Betriebsstrukturen. Stichworte seien Umstellung auf Bio, Mutterkuhhaltung, Kleintiere wie Schafe und Ziegen. Die Milchwirtschaft werde aber bedeutsam bleiben, auch wegen der Alpung. Und schliesslich gebe es auch regionale Käser.

Auslauf als Knacknuss

Odermatt rechnet aber mit weniger, dafür grösseren Milchbetrieben, und Nebenerwerb werde wohl noch bedeutender. «Langfristig werden uns hier und schweizweit aber Milchbetriebe fehlen.» Er bedauert in diesem Zusammenhang den Druck wegen des Grünen Teppichs im Milchbereich, wozu regelmässiger Auslauf verlangt werde. Das sei im Nidwaldner Berggebiet schwierig umzusetzen, aus baulichen Gründen oder weil Flächen fehlen würden. Hier gebe es viele auch neuere Anbindeställe, welche die Tierschutzauflagen erfüllen. Solche Betriebe könnten es sich nicht leisten, schon wieder zu investieren. Odermatt hofft deshalb auf ­Verständnis seitens der Milchabnehmer. «Wir spüren eine Bereitschaft, uns teils etwas entgegenzukommen.» Chancen sieht er für die Nidwaldner Bauern aufgrund der kaufkräftigen und nahen Kundschaft auch im Bereich Direktvermarktung und Agrotourismus. «Allerdings gibt es dafür leider auch einige raumplanerische Hürden.»