«Wenn ich davon früher gewusst hätte, wäre ich heute nicht das erste Mal hier.» Dies erklärt Georg Kaiser aus Biberist, während er Landwirtschaftsfolien bei der Entsorgungsfirma Neuenschwander AG in Lohn-Ammannsegg ablädt. Dass es die Recyclingmöglichkeit von Landwirtschaftsfolien gibt, das will der Kanton Solothurn bekannter machen und arbeitet nun mit Neuenschwander, einem Resi-Partner, zusammen (wir berichteten). Diese bietet jährlich vier Sammeltage an. Vergangenen Samstag war es soweit. Während des Besuchs der BauernZeitung herrscht reger Betrieb, die Abladestelle bleibt jeweils nur kurze Zeit leer, bis der nächste auf den Hof fährt. Denn der Ablauf ist klar: Die Landwirte fahren auf die Waage, danach in die Halle zum Entladen und wieder zurück auf die Waage. Bezahlt wird anschliessend direkt vor Ort und in bar. 

Die Sammelmethoden sind von Hof zu Hof unterschiedlich

Eines fällt auf: Jeder Landwirt sammelt die Folien, wie es auf seinem Betrieb passt. Die einen binden mehrere Folien mit Schnüren zusammen, der Handlichkeit wegen. Die Schnüre müssen jedoch beim Abladen wieder entfernt werden. Andere, wie Peter Bigler aus Tscheppach, fahren mit dem Kipper vor, die Folie lose geladen. Wiederum andere sammeln die Folie in Paloxen. Um das Volumen zu verringern, werden die Folien mit einem Gewicht oder aber auch dem Einsatz des eigenen Körpergewichts und den Füssen zusammengepresst. Wie die Folien angeliefert werden, spielt keine Rolle. Besenrein müssen sie jedoch sein.

Der Aufwand ist klein für die Bauern

Gefragt, wie gross denn der Aufwand für das Sammeln und Transportieren der Folien sei, sind sich alle angefragten Landwirte einig: Der Aufwand sei klein. Der ökologische Aspekt, dass wertvoller Rohstoff nicht einfach verbrannt wird, ist ihnen wichtiger. Manfred Burki, Lohn-Ammannsegg, erklärt am Telefon: «Die Folie wird nicht einfach ‹verfüüret›, das ist gut so.» Auch Daniel Reinhart, Lohnunternehmer aus Rüttenen, betont am Telefon: «Dadurch kann das Image der Einwegfolie von Siloballen verbessert werden. Die Welt retten wir dadurch zwar nicht. Aber viele kleine Beiträge ergeben schlussendlich auch etwas Grosses.» Reinhart nimmt als «Dienst am Kunden» gebrauchte Folien seiner Kunden zurück, welchen er etwa Siloballen presste. 

Den Müllcontainer entlasten und Landwirtschaftsfolien separat sammeln

Für Nicolas Zimmermann, der mit seinem Vater in Mühledorf eine Generationengemeinschaft führt, hat es auch den Vorteil, dass der Müllcontainer nicht immer so schnell voll sei. Er verbindet die Anlieferung der Folie mit einer Kaffeepause unterwegs. Norbert Hofer, Mitarbeiter der Entsorgungsfirma, hat alle Hände voll zu tun. Er muss die Waage bedienen, je nach dem wie die Folie angeliefert wird, auch beim Abladen helfen, die Förderanlage bedienen, welche die Folien in eine grosse Presse transportiert, die Fahrzeuge zurückwägen und einkassieren.

Eine Preiserhöhung ist unumgänglich

Bislang kostet die Tonne 98 Franken. Ab Neujahr muss der Preis jedoch auf 130 Franken erhöht werden, wie Christof Neuenschwander erklärt. Er lege seit Jahren drauf. Nun müsse er der Inno Plastics, Eschlikon TG, wohin die Folien gehen, neu eine Zuzahlung machen, was mit dem niedrigen Rohölpreis zusammenhänge. Die Inno Plastics  stellt aus den Landwirtschaftsfolien neue Produkte wie Kabelschutzrohre, Kunststoffsäcke oder auch Baufolie her. Auch mit dem neuen Preis liege für seine Firma keine Gewinnmarge drin, betont Neuenschwander. «Wir alle sitzen aber im selben Boot, was die Umwelt angeht.» Für Lohnunternehmer Reinhart ist klar, dass bei der Gesellschaft tiefe Rohstoffpreise auch zu weniger Wertschätzung führen. Er fände es eine gute Idee, wenn beim Kauf von Landwirtschaftsfolien eine vorgezogene Recyclinggebühr, wie dies bereits bei Elektrogeräten der Fall sei, erhoben würde.