Zunehmend trockenere Sommer, verunkrautete Wiesen und Nährstoffprobleme beschäftigen auch die Innerschweizer Bauern. Sogenannte regenerative Landwirtschaft stosse auf zunehmendes Interesse, begründete Florian Studer vom Landwirtschaftsamt Nidwalden die Motivation für einen kürzlich erfolgten Online Kurs zu diesem Thema. Daran nahmen allerdings nur gut ein Dutzend Interessierte teil, weniger als erwartet.

Mit regenerativer Landwirtschaft soll die Bodenfruchtbarkeit gesteigert und mehr Leben in die Böden gebracht werden. Durch Erhöhung des Humusgehalts könne das Wasser- und Nährstoffangebot im Boden optimiert und so auch ein besserer Bewuchs sichergestellt werden.

Gold des Bodens stärken

Simon Jöhr vom Inforama Bern vermittelte die theoretischen Grundlagen und gab aufgrund seiner praktischen Erfahrung zahlreiche Tipps. Die Struktur und das Leben im Boden müsse gestärkt werden. Vielen Bauern sei zu wenig bewusst, dass sie mit Bakterien arbeiten. Schon in alten Pflanzenbauordnern sei die grosse Bedeutung der Krümel im Boden erkannt worden, als «Gold des Bodens». Die Krümel müssten fähig sein, die Nährstoffe zu binden.

Jöhr zeigte die Wechselwirkungen der Mineralstoffe im Boden auf. So stört zuviel N die Aufnahme von K, B, Cu und Mn. S beschleunigt die Ca-Auswaschung. Zuviel P behindert Zn, zuviel K verdrängt Mg usw. In vielen Böden seien Ca Überschüsse ein Problem, weil zuviel davon an die Krümel gebunden ist. «Eine Mangelerscheinung heisst nicht zwingend, dass etwas fehlt, sondern oft nur, dass etwas blockiert ist». Ziel seien viele Andockstellen an Krümeln, also eine grosse Speicherkapazität. Damit solche Zusammenhänge überhaupt erkannt werden können, brauche es detaillierte Bodenproben. «Wir müssen wissen, von welchen Mineralstoffen wie viel vorhanden ist.»

Boden immer grün halten

Eine gute Bodenfruchtbarkeit setze einen möglichst dauernden Bewuchs voraus. Gründüngungen sollen vielfältig zusammengesetzt sein. Ein «Dominanzgemenge» könne beispielsweise auch verunkrautete Böden heilen und wieder krümeliger machen. Solcher Bewuchs sollte möglichst in den Boden eingearbeitet werden, zusammen mit Fermenten. «Blattspritzungen mit Komposttee bringen die Pflanzen zur vollen Leistungsfähigkeit.» Der Boden müsse gefüttert werden, mit organischem Material zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Zustand mit richtigen Bestandteilen.

Die beste Massnahme gegen zunehmend trockenere Jahre sei der Humusaufbau im Boden. Die Photosyntheseleistung lässt sich durch den Blattsaft testen. Mit einem Refraktometer werden die Brix gemessen. Hohe Brixgehalte heisst viele Assimilate und somit mehr Zucker. In intakten Böden riechen Pflanzenwurzeln am Morgen süsslich, am Abend erdig. Dies weil über Nacht ein Teil des produzierten Zuckers in den Boden verfrachtet werde und das Bodenleben nährt.

«Pflanzenkohle fördern wäre sinnvoller, als den Schleppschlauch fördern.»

Simon Jöhr, Berater beim Inforama Bern

Hofdünger aufbereiten

In der Innerschweiz seien auf vielen Rindviehvieh Betrieben Kalium-Überschüsse ein Thema. Die zeigen sich auch in der Verunkrautung und in schmierigen Böden. Jöhr riet zur Hofdüngerbelebung mit EM, Zeolith oder Pflanzenkohle, und auch richtige Belüftung wirke positiv. Anspruchsvoller seien die P-Überschüsse auf Schweinebetrieben, auch da könne aber Zeolith helfen. «P blockiert aber viele andere Mineralstoffe.» Grundsätzlich sei die Aufbereitung der Hofdünger immer sinnvoll, es brauche aber Geduld. «Wenn sich die Würmer winden, ist die Gülle auch für den Boden nicht geeignet.»

Nicht zu tief mähen

Den Ackerbauern gab Jöhr den Tipp, den Boden im Frühjahr nicht zu früh zu plagen, «sondern erst wenn die Forsythien blühen», beziehungsweise die Böden in 8 cm Tiefe 8°C warm sind. Mist hingegen wirke besser, je früher dieser ausgebracht wird. Beim Mähen sollten Wiesen nicht zu tief geschnitten werden, eine Natelbreite sei die Faustregel. Und mit Güllen sollte etwas zugewartet werden, damit die Wunden verheilen können: «Sonst vergibt man sich Ertrag und Bodenfruchtbarkeit.»

Jöhr zog als Fazit zu den aufgezeigten Massnahmen, dass mit wenig Aufwand viel erreichbar sei für die Böden. Und es müsse auch nicht der ganze Betrieb auf den Kopf gestellt werden für die regenerative Landwirtschaft. «Aber versucht doch das schrittweise umzusetzen.»

Pflanzenkohle einsetzen

In der Diskussion wiesen einige Bauern darauf hin, dass sie künftig auf Pflanzenkohle und Gülleaufbereitung setzen wollen. «Pflanzenkohle in der Gülle fördern wäre sinnvoller, als den Schleppschlauch zu fördern», unterstrich Jöhr die Bedeutung.

 

Fünf Schritte für den Boden

1. Bodenchemie analysieren und wieder ins Lot bringen, wenn der Humusgehalt geringer als 5% ist.

2. Boden möglichst dauernd bewachsen halten. Zwischenfrüchte  und Untersaaten helfen dabei.

3. Bewuchs durch Flächenrotte dem Bodenleben zuführen.

4. Bodenstoffwechsel stimulieren und steuern.

5. Pflanzen durch Blattspritzungen (Komposttee) zur vollen Leistungsfähigkeit bringen