Was prägte besonders im vergangenen Jahr, und wo liegen im 2021 die Schwerpunkte bei den Herausforderungen? Und welche Botschaften werden den Bauernfamilien vermittelt?
Dazu befragten wir die Präsidenten der Bauernverbände in der Region Zentralschweiz. Kein Wunder, fast alle nennen die Corona-Krise, welche zwar der Landwirtschaft eher mehr Umsatz und gute Preise brachte. Grosse Sorgen bereiten hingegen allen die Abstimmungen über die Agrarinitiativen. Je nach Kanton gibt es viele weitere spezifische Themen.
[IMG 2]
«Jede Krise hat auch ihr Gutes», findet Alois Huber. (Bild Huber)
Alois Huber, Bauernverband Aargau, nennt den Kredit «Entwicklungsschwerpunkt Klima» des Aargauer Grossrates von zehn Millionen Franken für die nächsten vier Jahre. «Hier besteht die grosse Herausforderung, dass die Landwirtschaft auch davon profitieren kann und nicht nur Kulturland für Tümpel und Sumpfgebiete verliert.» Unbefriedigend sei für ihn als Nationalrat die Situation mit dem Absenkpfad und der AP 22+, da wolle er sich für gute Lösungen einsetzen. Neben den Agrarinitiativen seien für den Verband im 2021 die Vorstandswahlen und ein neuer Präsident Schwerpunkte. Den Bauernfamilien gibt er auf den Weg, trotz der momentanen Situation positiv zu bleiben. «Jede Krise hat auch ihr Gutes.»
[IMG 3]
Markus Kretz möchte im neuen Jahr besser über die Bemühungen zum Umweltschutz informieren, die bereits heute unternommen werden. (Bild Kretz)
Markus Kretz, Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband, weist auf die hohen Tierdichten im Kanton hin. Die Landwirtschaft stehe deswegen im Dauervisier der Umweltverbände. Die Herausforderung soll mit dem 2021 startenden regionalen Ressourcenprojekt «Geruch und Ammoniak Zentralschweiz» aktiv angegangen werden. Die grösste Herausforderung seien die Agrarinitiativen, welche für die konventionelle und Biolandwirtschaft gravierende Folgen hätten. «Gehen wir Landwirte im neuen Jahr raus aus der Defensive und zeigen der Bevölkerung, was wir bereits heute alles für die Umwelt tun.»
[IMG 4]
Im neuen Jahr sollte man mehr Zeit für sich finden, rät Sepp Odermatt. (Bild Odermatt)
Sepp Odermatt, Bauernverband Nidwalden, bedauert, dass wegen Corona so viele Events nicht abgehalten werden konnten, wie Viehschauen, Alpkäsemarkt und Weiterbildungen. Im 2021 interessant werde der Abschluss des Projekts Borstenhirse. Bei den Marktpreisen hofft er auf gleich gute wie 2020. Derzeit seien die Milchpreise aber zu tief, und die Konsumenten würden erwarten, dass Butter wieder mit Schweizer Milch hergestellt werde. Den Bauernfamilien gibt er den Rat, mehr Zeit für sich zu finden, das Schöne zu geniessen und Freude an der Natur zu haben.
«Ohne Lebensmittel gibt es kein Leben.»
Wendelin Loretz, Präsident Bauernverband Uri.
[IMG 5]
2021 steht auf dem Programm von Simon Niederberger (rechts im Bild) unter anderem ein Wolf. (Bild Niederberger)
Simon Niederberger, Bauernverband Obwalden, nennt als Höhepunkt im 2020 den Besuch von Bundesrat Guy Parmelin. Überrascht ist er von der grossen Nachfrage für das Projekt «Bäuerliche Beratung und Vermittlung in schwierigen Situationen». Im laufenden Jahr werde der im Sarneraatal ansässige Wolf beschäftigen, «für die Kleintierhalter ist dieser ein grosses Problem.» Gemeinsam die Bevölkerung über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft zu informieren und sich trotz Corona nicht von der Aussenwelt abzukapseln, sondern zusammenzustehen, sind ihm wichtige Anliegen.
[IMG 6]
Auch Albin Fuchs nennt die Agrarinitiativen als Schwerpunkt fürs neue Jahr. (Bild Fuchs)
Albin Fuchs, Bauernvereinigung Schwyz, hat der grosse Ansturm auf die Hofläden wegen Corona überrascht. «Plötzlich spürte man, dass wir wieder Lebensmittelproduzenten sind.» Als Schwerpunkt für den Verband im 2021 nennt er wie alle die Aufklärung über die Agrarinitiativen. «Wir müssen der Bevölkerung die Auswirkungen aufzeigen, dass es kein Ei mehr vom Nachbarn gibt, und kein Schweinefleisch aus der Region.» Als Biobauer liege es ihm am Herzen, dass alle Bauern am gleichen Strick ziehen und gegen die schädlichen Initiativen kämpfen.
«Jede Krise hat auch etwas Gutes.»
Alois Huber, Präsident Bauernverband Aargau.
[IMG 7]
Wendelin Loretz erwartet mehr Probleme mit Wölfen. (Bild Loretz)
Wendelin Loretz, Bauernverband Uri, freut sich, dass an der Generalversammlung des Verbands einem neuen Beitragssystem zugestimmt wurde, das auch die Alpbetriebe umfasst. Im laufenden Jahr würden wiederum die Grossraubtiere die Urner Landwirtschaft bewegen. «Die Wölfe in der benachbarten Surselva sind sehr nahe und vermehren sich von Jahr zu Jahr. Bis jetzt war vor allem das Schmalvieh betroffen, das Problem wird sich auch auf das Rindvieh vor allem auf den Alpen ausweiten.» Ein persönliches Anliegen ist ihm, dass das Verständnis zwischen Stadt und Land- und Alpwirtschaft wieder besser wird. «Ohne Lebensmittel gibt es kein Leben. Sprecht mit den Leuten, die auf dem Feld und auf der Alp vorbeiwandern, und erklärt ihnen, was wir Bauern hier tun.»
[IMG 8]
Das Coronavirus wirkte sich laut Thomas Rickenbacher im Kanton Zug sehr deutlich aus. (Bild Rickenbacher)
Thomas Rickenbacher, Zuger Bauernverband, erwähnt die Corona-Krise, welche auch die Zuger Bauern fest im Griff habe. Im dicht besiedelten Kanton Zug hätten die vielen Bauern, die auf Direktvermarktung und Lieferdienste setzen, hervorragende Umsätze erzielt. Bedauerlich sei, dass die Zuger Messe ins Wasser fiel, der Höhepunkt der Öffentlichkeitsarbeit des Verbands. Zur Aufklärung über die Agrarinitiativen werde man zusammen mit dem LBBZ Schluechthof Kurzfilme von Bauernfamilien drehen. «Mir ist es wichtig, dass sich die Bauern in den anstehenden hitzigen Diskussionen nicht auseinanderdividieren lassen.» Im laufenden Jahr stehe auch die Nachfolgelösung für das Bodenressourcenprojekt im Fokus. Den Bauernfamilien wünscht er, dass sie ihre Privilegien nicht aus den Augen verlieren. Und die Energie für die Erfolgsdisziplinen aufbringen: Zielklarheit, Selbstvertrauen, Entscheidungsfreude, positives Image, Motivation, Mut und Konsequenz.