Mit dem Aufbau einer Mälzerei im Raum Lenzburg AG wollen der Investor Christoph Nyfeler und die IG Mittellandmalz eine wichtige Lücke in der Wertschöpfungskette schliessen und regional produzierte Braugerste auch regional vermälzen lassen. Die hierzulande produzierte Braugerste muss nämlich nach wie vor im Ausland zu Malz gemacht werden.
Potenzial vorhanden
Seit längerer Zeit werde auf verschiedenen Ebenen die Diskussion über eine Schweizer Mälzerei geführt, sagte Christoph Nyfeler zum Auftakt der Pressekonferenz am 14. September in Lenzburg. Das Marktpotenzial für ein Schweizer Bier, das komplett aus Schweizer Zutaten gebraut wird, sei vorhanden. Die Konsequenz sei folglich der Aufbau einer Schweizer Mälzerei.
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Projekt rasch aufgegleist
Nachdem er vor rund einem Jahr erste Gespräche mit Matthias Müller, dem Abteilungsleiter für Landwirtschaft des Kantons Aargau, geführt habe, sei die Idee zum Projekt entstanden, berichtete Unternehmer Nyfeler. Konkret sei es im März 2020 geworden, als er sich mit Felix Meier, dem Geschäftsführer der Brauerei Müller im aargauischen Baden, zusammengesetzt habe. Dessen Zusage, hochwertiges Schweizer Malz zu kaufen und zu verwerten, sei ein entscheidendes Signal gewesen, fuhr Nyfeler fort.
«Ich bin kein Agronom, ich bin Verkäufer.»
Christoph Nyfeler, Geschäftsführer und Inhaber der Schweizer Mälzerei AG
Schliesslich sei es ihm ein Anliegen gewesen, die IG Mittellandmalz für das Projekt zu gewinnen. Ohne deren agronomisches Know-how und ihre gute Vernetzung unter Bauern und Brauern wäre das Mälzerei-Projekt nicht zu realisieren gewesen. Nach weiteren Abklärungen und mit zusätzlichen Partnern an Bord sei man bereits im Juni dieses Jahres so weit gewesen, dass man das Projekt einer breiten Öffentlichkeit habe vorstellen können. Mittlerweile seien die Pläne für die Anlage gezeichnet, die Baustoffe definiert, die Brautechnologie evaluiert und die Kosten berechnet.
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Die neue Mälzerei soll auch optisch ansprechend wirken. Grosse Fenster werden einer interessierten Öffneltichkeit Einblick ins Innere der Anlage geben. (Bild Schweizer Mälzerei AG)
Frage nach dem Standort
Die einzige noch unbekannte Variable in der Planung sei der genaue Standort für die Anlage. Drei Grundstücke im Umland des Städtchens Lenzburg kämen in Frage; letzte Evaluationen sollen auch in dieser Frage bald Klarheit schaffen. Christoph Nyfeler rechnet mit der Erteilung einer Baubewilligung noch im November 2020, den Baubeginn prognostiziert er auf den Dezember.
Vom Projekt überzeugt zeigte sich an der Medienkonferenz auch Markus Dieth, Landammann des Kantons Aargau. Der Aargau weise 40 000 ha Fruchtfolgeflächen auf und sei ein veritabler Landwirtschaftskanton mit rund 70 Bierbrauereien. Somit seien sowohl potenzielle Zulieferer als auch Abnehmer in der Region vorhanden.
Mälzerei als Mosaikstein
«Die Mälzerei soll ein Bindeglied sein zwischen Landwirtschaft und den Brauereien», sagte Christoph Nyfeler; eine solche Anlage sei der letzte Mosaikstein, den es für ein hundertprozentiges Schweizer Bier noch brauche.
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Die geplante Anlage ist auf die jährliche Produktion von 1200 Tonnen Malz ausgelegt. Das entspricht lediglich 1,6 Prozent des jährlichen Bedarfs der Schweizer Brauereien. In einem nächsten Schritt denke man aber bereits an eine Anlage, die auf 3000 Tonnen ausgelegt sei, sagte Nyfeler. Trotzdem erhoffen sich die Projektverantwortlichen eine Signalwirkung von der neuen Anlage. Man wolle zeigen, dass die Vermälzung von Braugerste auch in der Schweiz für alle Beteiligten gewinnbringend sein könne. Dabei seien auch die Landwirte eingeschlossen, die als Partner des Projekts auch ein gewisses Risiko mittragen würden.
Gemälzt wird ab 2021
Die Saat für die erste Produktion im nächsten Jahr wird bereits im Herbst 2020 auf 200 ha Fläche ausgebracht. Die Bauern würden dabei von der IG Mittellandmalz unterstützt, sagte Dominik Füglistaller, der Geschäftsführer der IG. Es sei wichtig, dass am Ende auch die Getreideproduzenten von der Idee überzeugt seien und einen guten Preis für ihre Ware erhielten. «Das Gespräch mit dem Vorstand der IG Mittellandmalz war in dieser Hinsicht ein Augenöffner», erklärt Christoph Nyfeler. Er habe realisiert, dass hierzulande nicht zu gleichen Konditionen prodiziert werden könne, wie im Ausland. Umso wichtiger sei deshalb ein Label, das die Herkunft der verwendeten Zutaten klar deklariere und von den Konsumenten erkannt werde. Erste Biere aus Schweizer Malz kämen voraussichtlich 2022 auf den Markt.