Es ist Alpen-Halbzeit. Einige zogen später auf die Alp als in den Vorjahren, einigen kam der Schnee nahe an die Alphütte ran und einige bangten um genügend Futter für die Herden. Wir fragten bei der Selbsthilfeorganisation Alpofon der IG-Alp nach, was bisher die häufigsten Anliegen der Älpler(innen) waren, die den Telefonservice nutzten.
Vor allem Alrounderinnen sind gesucht
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«Älpler haben oft logistische Fragen – seelische Anliegen sind eher selten.»
Stefanie Nickel arbeitet nebst Haushalt und Beruf für das Alpofon der IG-Alp.
«Oft suchen Alpbetriebe nach Allroundern oder Melkern», sagt Stefanie Nickel, die neben Beruf und Haushalt für seelische und logistische Anliegen der Älpler arbeitet. Dieses Jahr habe es hauptsächlich auf Kuhalpen in verschiedenen Kantonen Anfragen gegeben. Dieser Trend sei auch in den Vorjahren so zu verzeichnen, so Stefanie Nickel. Die Anliegen seien meistens administrativer Natur. Sprich, Personalvermittlung von Ersatzälplern infolge Unfalls, Krankheit, Überforderung, Teamkonflikten, Davonlaufen oder praktische Fragen über Arbeitsverträge, Versicherungen, Lohn, so Stefanie Nickel.
Die allgemeine Stimmung auf der Alp sei aber schwierig einzuschätzen. Zu Beginn der Alpsaison im Juni und Juli nimmt das Alpofon rund zwei bis sechs Anrufe pro Tag entgegen, im August/September sind es bereits weniger telefonische Anfragen oder Fragen per E-Mail. Ab Mitte September blieben die Anfragen dann praktisch aus.
Verfrühter Alpabzug möglich
Vereinzelt rechnen Älplerinnen in Folge Futtermangels damit, bereits in der zweiten Augusthälfte von der Alp abzuziehen. In anderen Regionen kämpft man zwar mit tiefen Temperaturen und Nässe, der Alpabzug sei aber dennoch Mitte September geplant.
Helikopter flogen 680 Mal aus
Obwohl das trübe Wetter anderes vermuten lässt, unterscheidet sich die Anzahl Einsätze für die Bergungsflüge von Nutztieren in den Alpen kaum vom Vorjahr. «Die Anzahl Einsätze für die Berglandwirtschaft vom 1. Mai bis 3. August 2021 beträgt rund 680. Im Vorjahr waren es in derselben Periode rund 670», heisst es auf Anfrage bei der Schweizerischen Rettungsflugwacht (Rega).
Einsätze auf der Alp
Diese Transporte von verletzten oder toten Nutztieren, die sogenannten Contadino-Einsätze, führen allerdings kommerzielle Helikopter-Transportunternehmen im Auftrag der Rega aus, erläutert Corina Zellweger, Mediensprecherin bei der Rega. «Im Rahmen der Bergbauernhilfe werden verletzte, abgestürzte oder tote Nutztiere aus unwegsamem Gelände bis zur nächsten mit einem Fahrzeug erreichbaren Stelle geflogen», heisst es auf der Rega-Website.
Bedingungen stehen fest
Lebend geflogen werden nur leicht verletzte, noch stehende Nutztiere und kranke Nutztiere. Sofern die Tiereigentümer natürliche Personen und Familiengönner sind, kann die Rega die Kosten für Flüge zur Bergung von Nutztieren bis zur nächsten Stelle erlassen.