Herbstzeit ist Bockzeit: Also für die Ziegen meine ich, nicht für die Leute, gut bei ihnen spielen die Hormone auch in dieser Jahreszeit manchmal verrückt. So hatte auch ich als kleiner Junge immer ein paar Ziegen zu Hause. Genauer gesagt waren es zwei, Bella und Vreni hiessen die Schönheiten. Eine weisse Saane und eine braune Hasliberger waren es.

Ein Reinzüchter durch und durch

Damit diese im Frühling auch immer Junge bekamen, war eben im September für sie Bockzeit. So ging es, verladen im Kofferraum des Toyotas, mit Bella und Vreni zum nächstgelegenen Bock und dieser war auch nicht gleich um die Ecke. Da beide Ziegen nicht die gleiche Farbe hatten, musste Vater mit mir zu verschiedenen Böcken fahren - ich war ja schliesslich Reinzüchter. Das Hinfahren ging ja noch, aber die paar Tage Aufenthalt beim Bock hatten natürlich auch deutliche Spuren bei den Geissen hinterlassen oder besser gesagt, den Geissbockgeschmack. Auch unser Toyota blieb von diesem Duft nicht verschont. Das Auto «böckelte» dann noch wochenlang und die Sonntagsausflüge waren danach viel eher atemraubend denn atemberaubend.

Melken mit Delux-Variante

Mir war das eigentlich egal, Hauptsache Vreni und Bella waren trächtig und bekamen im Frühling ihre Jungen und ich durfte sie wieder Melken, denn als Schulbueb machte mir das enormen Spass. Jeden Morgen, noch vor der Schule und am Abend zog ich bei den beiden so um drei Liter Milch heraus. Mehr Mühe hatte da schon mein Vater, es war ihm ein Graus, wenn ich ausnahmsweise abwesend oder auf der Schulreise war. Da musste er mit seinen «klobigen» Fingern an deren Euter ran und das war für ihn Schwerstarbeit. Wahrscheinlich war es den Ziegendamen genauso zuwider wie dem Melker selber, denn schliesslich waren sie mit mir an die Delux-Variante gewohnt.