Die Mitteilung der Zuger Baudirektion an die Medien Ende Juli am bei diesen, aber auch den Umweltverbänden, nicht gut an: «Bauernverband stellt Boden-Ressourcenprojekt ein», vermeldete der Kanton. «Bauern ziehen ihr Projekt zurück», «Projekt für Zugersee-Sanierung gescheitert» oder «Bauern werfen den Bettel hin», titelten in der Folge die Medien. Nicht gerade Image-fördernd für die Zuger Landwirtschaft. Was war geschehen?
Zu hohe Belastung
Seit Jahren ist der Zugersee bezüglich Nährstoffbelastung das Sorgenkind unter den Schweizer Seen. Mit einer Konzentration von 80 mg Phosphor pro m3 ist dieser noch viel zu stark belastet, der Grenzwert liegt bei 30 mg P. Zum Vergleich: Sowohl beim Sempachersee wie beim Baldeggersee liegt die Belastung deutlich unter 30 mg P. Schon 2015 wollte die Baudirektion Zuströmbereiche um den Zugersee ausscheiden, wo strenge Bewirtschaftungseinschränkungen gegolten hätten, mit finanziellen Auswirkungen auf die Bauern. Betroffen wären Zweidrittel der Zuger Fläche gewesen. Dies wurde aber 2016 wieder fallengelassen. Stattdessen bemühte sich der Zuger Bauernverband (ZBV) um Alternativen, um den P-Eintrag aus der Landwirtschaft in den See zu senken. So wurde Ende 2018 eine gemeinsame Vereinbarung zwischen dem ZBV und der Zuger Baudirektion unterzeichnet. Diese regelte das gemeinsame Vorgehen mit dem Ziel, die Sanierung des Zugersees mit seeinternen und seeexternen Massnahmen voranzutreiben. Der ZBV erarbeitete in der Folge zweimal ein Boden-Ressourcenprojekt, die Gesuche wurden allerdings vom Bundesamt für Landwirtschaft beide Male nicht bewilligt.
Interesse war vorhanden
So wurde vom ZBV ein neues Projekt lanciert, mit dem Ziel, dieses bis Ende 2021 selber umzusetzen. Das sah verschiedene Massnahmen vor in den Teilbereichen Feldbau, Hofdüngermanagement, bauliche Massnahmen sowie Bildung und Beratung. Man sei auf gutem Wege gewesen, erklärt ZBV-Geschäftsführer Ueli Staub gegenüber der BauernZeitung. Eine Umfrage bei den Bauern habe gezeigt, dass die meisten der von einem Zuströmbereich betroffenen Landwirtschaftsbetriebe bereit gewesen wären, mitzumachen. Hoch war die Bereitschaft für die vorgeschlagene Massnahme Gründüngung. Und auch für Gülleseparierung zeigten viele der Bauern im Projektperimeter Interesse, wenn auch die Zielmenge anfänglich noch nicht erreicht gewesen wäre, wie Staub erklärt. Vorgeschlagen wurden vom ZBV auch bauliche Massnahmen wie Filterboxen in Drainagen, damit weniger P in Gewässer gelangt.
Die Vorschläge wurden der Baudirektion an einer Sitzung im Juli präsentiert. Man habe dabei gespürt, dass der Kanton mehr erwartete, offenbar auch Druck seitens Bund bestand. Neu diskutiert wurde auch eine parzellenscharfe Düngung. Und es seien verbindliche Zusagen für die Zielerreichung erwartet worden. «Wir waren nach dieser Sitzung enttäuscht und spürten einen deutlich grösseren politischen Druck für strengere Massnahmen», sagt Staub. Man habe sich bäuerlicherseits kritische Fragen zur zeitlichen Umsetzung sowie zu den finanziellen und rechtlichen Risiken stellen müssen. Der Vorstand des ZBV habe deshalb entschieden, das Projekt einzustellen. Damit wurde auch die Vereinbarung mit der Baudirektion hinfällig.
Zuströmbereiche umstritten
Das hat den Kanton offenbar ziemlich überrascht. Auch Umweltverbände wie WWF fordern nun eine härtere Gangart und die Ausscheidung der Zuströmbereiche. Das hingegen findet der ZBV einen schlechten Ansatz, denn die Wirkung dieser seeexternen Massnahme sei schwierig zu quantifizieren. Im Fokus stünden für die Bauern Bewirtschaftungsmassnahmen wie Hofdünger-Verarbeitung durch Separierung oder hydrothermale Carbonisierung. Und es brauche auch seeinterne Massnahmen wie Seebelüftung, schliesslich sei der viele Phophor im See auch auf Altlasten und Siedlungsabwässer zurückzuführen.