Inflation, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, Energiekrise, Rezessionsängste: Die Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 im Schweizer Detailhandel waren nicht sehr Erfolg versprechend. Doch die Detailhändler sind zufrieden mit dem Jahresergebnis, wie die Swiss Retail Federation schreibt. Die Organisation repräsentiert 1600 Detailhandelsunternehmen mit 6000 Standorten in der Schweiz.
Die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten liessen sich nicht über Gebühr vom turbulenten Umfeld verunsichern – «einmal mehr erweist sich die Binnennachfrage als äusserst robustes und stabilisierendes Element der schweizerischen Volkswirtschaft – nicht zuletzt dank der nach wie vor relativ hohen Kaufkraft», so die Swiss Retail Federation.
Starkes erstes Halbjahr
Die definitiven Umsatzzahlen für 2023 liegen bisher nicht vor, aber die Auswertung der Debit- und Kreditkartentransaktionen zeigt, dass sich das Detailhandelsjahr 2023 in Sachen Umsatz in etwa im Bereich des Vorjahres bewegt. «Besonders das erste Halbjahr lag klar über den Erwartungen und konnte den eher schwachen Herbst mehr als kompensieren», sagt Dagmar Jenni, Direktorin der Swiss Retail Federation. «Einzelne, wetterbedingt schwächere Monate wurden innerhalb des Jahres wieder aufgeholt.»
Zuwachs im Food-Bereich
Was auch für die Schweizer Landwirtschaft interessant ist: Anders als 2022 stellte 2023 nicht die Non-Food-, sondern die Food-Sparte den Wachstumstreiber im Detailhandel dar. Der Lebensmittel-Sektor zeigte über das ganze Jahr hinweg eine deutliche Wachstumsdynamik. Dagegen deuten die Debit- und Kreditkartentransaktionen auf Umsatzrückgänge für das zweite Halbjahr 2023 im Non-Food-Bereich hin
Im Weiteren zeigte sich der stationäre Handel wie schon im Vorjahr dynamischer als der Online- Handel – der Anteil des stationären Handels am gesamten Detailhandel könnte sich das zweite Jahr in Folge erneut erhöhen.
Nur leicht tiefere Umsätze
Auch die befürchteten Umsatzrückgänge für das Weihnachtsgeschäft von bis zu 20 Prozent und mehr trafen nicht ein. Die vorliegenden Zahlen zeigen insgesamt nur leicht tiefere Detailhandelsumsätze als im Vorjahr: Während das Novembergeschäft mit einem Plus von 3,6 Prozent deutlich besser abschnitt, schloss der Dezember aufgrund der unglücklichen Kalendersituation (24. und 31. Dezember waren Sonntage) sowie des meist nasskalten Wetters mit einem Minus von 1,3 Prozent leicht schlechter ab.
Ausblick 2024: Es bleibt herausfordernd
Deutlich wurde aber auch, dass der Einkaufstourismus 2023 deutlich an Fahrt gewonnen hat und durch den kontinuierlich sinkenden Euro-Kurs wohl weiter ein Thema bleibt. Zudem belastet neben der gesamteuropäisch nach wie vor schlechten Konsumentenstimmung auch die hohen Beschaffungs-, Logistik- und Energiepreise sowie die «ungebrochene staatliche Regulierungswut» die Branche, so der Branchenverband. Rund ein Drittel der Detailhandelsunternehmen rechnet mit einem unterdurchschnittlichen Ergebnis für 2024. Vieles wird davon abhängen, wie sich die militärischen Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, die Resilienz der Lieferketten sowie die Inflation in und ausserhalb der Schweiz entwickeln.