Fortunat Schmid von Fenaco Getreide, Ölsaaten und Futtermittel (GOF) blickte am Jubiläumsanlass im Verkehrshaus am Dienstag auf die Anfänge der Marktliberalisierung ab 1998 zurück. Damals übernahm der Bund das Getreide zu festen Preisen und verkaufte es an Mühlen weiter.

Mit dem damaligen Überangebot an Brotgetreide und vielen kleinen Mühlen sei die Vermarktung anspruchsvoll gewesen, und Fenaco habe sich mit dem Rückzug des Staates ab dem Jahr 2000 um neue Strategien und Synergien bemühen müssen, um Preiseinbrüche zu vermeiden. So seien damals GOF und das System «Maxi» gegründet worden. Schmid war einer der Initianten. Angebotsbündelung, Solidarität, Arbeitsteilung und Transparenz seien damals die Ziele gewesen, die heute noch gelten würden. Beim System Maxi zahlt Fenaco einen Teil des Erlöses schon kurz nach der Ernte aus, die Schlusszahlung erfolgt jeweils im Frühling des Folgejahres, nachdem die Schlussabrechnungspreise publiziert sind. Fenaco finanziere mit diesem System jährlich 100 Mio. Franken für den Teil der Getreideernte, der noch nicht verkauft sei. «In den letzten 25 Jahren konnte dadurch Stabilität im Getreide- und Ölsaatenmarkt erreicht werden», sagte Schmid.

Futtergetreide rückläufig

Basil Rüttimann von GOF ging auf die aktuelle Marktsituation beim Futtergetreide ein. Er geht davon aus, dass aufgrund der neuesten Zolldiskussionen die Volatilität der Preise anhalten wird. Derzeit liegt der Börsenpreis für Mahlweizen bei rund 225 Euro/t. Grundsätzlich wird aber mit einer global guten Getreideernte 2025 gerechnet.

Die letztjährige Inland-Futtergetreideernte war 20 Prozent tiefer als im Vorjahr, beim Körnermais allerdings 20 Prozent höher. Regional habe es grosse Unterschiede gegeben, so wegen Mykotoxinen. Bei der anspruchsvollen Übernahme und Vermarktung im Jahr 2024 habe sich die grosse Erfahrung von GOF ausbezahlt. Die Schlussabrechnungspreise liegen leicht höher, für Gerste gibt es 35 Franken/dt. Die Inlandproduktion beim Futtergetreide sei weiter rückläufig, während die Importe zunehmen.

Jasmin Meile erläuterte die Vermarktung von Brotgetreide und Ölsaaten. Sowohl bei Raps als auch Sonnenblumen lagen die Erträge 2024 über 10 Prozent tiefer als im Vorjahr. Ein Problem sei der zunehmende Schädlingsdruck bei Raps. Anderseits gebe es immer mehr Einschränkungen bei den Pflanzenschutzmitteln. «Der Rapsanbau wird immer schwieriger.» Sowohl für Raps als auch für Sonnenblumen sind die Schlussabrechnungspreise für die Ernte 2024 leicht höher als im Vorjahr, für Raps Holl beispielsweise 98 Franken.

Historisch tief sei die Erntemenge beim Brotgetreide gewesen, wegen Rückgang der Anbaufläche, schlechter Witterung, Extensivierung, Mykotoxinbefall und tiefem Hektolitergewicht. So konnten nur 380 000 t vermarktet werden, diese Menge allerdings mit hohem Proteingehalt und positiven Fallzahlen.

Deutlich mehr Importe

Für den Import im laufenden Jahr mussten mehrere Zusatzkontingente beantragt werden, bisher über 94 000 t. Die Ersatzbeschaffung aus dem Ausland sei nicht einfach gewesen, erklärte Jasmin Meile. Für die Schweizer Produzenten gibt es gleichwohl gute Nachrichten: Die Schlussabrechnungspreise stiegen in allen Klassen gegenüber dem Vorjahr, für Top-Weizen sind es beispielsweise 60.5 Franken/dt.

Bio-Getreide sehr gefragt

Beim Bio-Futtergetreide liegt die Inlandquote wie bisher bei rund 50 Prozent, beim Mahlweizen sank diese erntebedingt von 57 auf 44 Prozent. Bei den Ölsaaten war das Angebot bei Raps überdurchschnittlich, bei Sonnenblumen ausgeglichen, während bei Speisesoja die Nachfrage deutlich geringer als die Nachfrage ist, wie Joseph von Rotz erläuterte. Für Bio-Mahlweizen erhalten die Produzenten gemäss Schlussabrechnungspreis108 Franken, für Roggen sind es 95 Franken. Einzig für Bio-Dinkel gibt es mit 112 Franken weniger als im Vorjahr. Bei Bio-Raps ist der Preis mit 216 Franken/dt gleich hoch wie im Vorjahr. Sehr gesucht seien nach wie vor Futterweizen und Körnerleguminosen, aber auch Brotweizen, Dinkel, Roggen und auch beim klassischen Bio-Raps im Vertragsanbau seien Mehrmengen möglich. «Bei den Perspektiven für den Bio-Anbau von Getreide zeigen viele Pfeile grün nach oben», betonte von Rotz. Das Projektmanagement Bio will Fenaco zusammen mit den Landi deshalb deutlich ausbauen.

«Der Rapsanbau wird immer schwieriger.»

Jasmin Meile, Co-Leiterin Geschäftsbereich Getreide & Ölsaaten, Fenaco

Spannungsfeld Pflanzenschutz

Bundesrat Guy Parmelin referierte zur Agrarpolitik im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Wandel, nachhaltiger Entwicklung und Versorgungssicherheit. Die Erwartungen an eine nachhaltige Produktion seien gestiegen, die Preissensibilität der Konsumenten aber geblieben: «Was zu teuer ist, landet nicht im Einkaufskorb.» Der Druck zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sei so gross, dass gar die Versorgungssicherheit infrage gestellt sei. Parmelin nannte Raps und Kartoffeln als Beispiele, wo wirkungsvolle Mittel fehlen. Agrarforschung könne jedoch helfen, dieses Spannungsfeld zu bewältigen.

Auch das geopolitische Klima sei aktuell sehr schwierig, was für die Stärkung der Inlandproduktion spreche. Dies stehe allerdings im Widerspruch zu ökologischen Anliegen und mehr Flächen für die Biodiversität. Es gelte, ein Gleichgewicht zu finden zwischen nachhaltiger Produktion mit weniger Einsatz von Hilfsmitteln, und Versorgungssicherheit. Die Herausforderungen für die künftige Agrarpolitik 2030 seien entsprechend komplex. Diese soll die Versorgungssicherheit stärken, die Effizienz der Produktion verbessern und die administrative Belastung abbauen.

In der anschliessenden Fragerunde plädierte Fritz Glauser, Präsident des Getreideproduzentenverbandes, für eine Stärkung der Futtergetreideproduktion. Er forderte Preiserhöhungen und lehnt Lenkungsabgaben ab. Bundesrat Parmelin wies seinerseits auf die Lage der Bundesfinanzen und die Schuldenbremse hin. Der Druck zu Sparmassnahmen sei gross, zusätzliche Mittel für die Landwirtschaft somit schwierig durchzusetzen. Vor allem in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen weltweit. Zu möglichen Lenkungsabgaben meinte er, dass die Vor- und Nachteile gut zu analysieren seien. Vorschnelle Ablehnung erhöhe den Druck für weitergehende Forderungen zur Reduktion der Hilfsmittel.