Was lange währt, wird endlich gut. So könnte die Situation der Molkerei Gstaad umschrieben werden. Nach vielen Jahren Planung, bei der auch Einsprachen bereinigt werden mussten, war es vor zwei Wochen soweit: Die Eröffnung des Molkereineubaus wurde mit geladenen Gästen gefeiert. Auf einen Tag der offenen Tür für die Bevölkerung ist wegen der Corona-Situation verzichtet worden. Dies soll aber später nachgeholt werden, erklärt Geschäftsführer René Ryser am Telefon. Die Produktion wurde bereits Mitte August im Neubau in Betrieb genommen.

Hohe Investitionen tätigen ist nicht für alle möglich

Andere Käsereien schliessen. Etwa weil Investitionen anstehen, deren Finanzierung nicht gestemmt werden kann. Die Molkerei Gstaad hingegen erstellt ausserhalb des Dorfes ein neues Gebäude für die Milchannahme, Produktion und Käsereifung. Kostenpunkt: rund zehn Millionen Franken. Und dies ohne zusätzliche Bankfinanzierung. Da der Bau schon länger in Planung war, wurden entsprechend Rücklagen getätigt. So betrugen die Eigenmittel gut 50 Prozent der Bausumme. Dazu kamen ein zinsloses Darlehen der Bernischen Stiftung für Agrarkredite (BAK) sowie A-Fonds-perdu-Beiträge, erklärt René Ryser.

Die Vermarktung liegt in eigener Hand

Doch was genau macht die Berner Oberländer Molkerei anders oder besser als andere? Diese Frage zu beantworten, fällt dem Geschäftsführer leicht: «Wir vermarkten alle Produkte selbst», das sei der springende Punkt. Und er macht deutlich: «Aufhören stand für uns nie zur Diskussion!» Die alte Anlage sei am Lebensende angelangt, viele Störungen beeinträchtigten den Betrieb. «Altersgebrechen gehen nicht weg, Kinderkrankheiten einer neuen Anlage können jedoch beseitigt werden», so René Ryser. Der Erfolg des Betriebs steht auf vier Standbeinen, führt er weiter aus. Diese sind:

  • Verkaufsladen
  • Käserei
  • Gastrobelieferung
  • Alpkäsehandel

Die Käserei stellt in erster Linie Gstaader Bergkäse her, was rund 90 Prozent der Produktion ausmacht. Daneben werden Spezialitäten wie Mutschli und Rahmli für den Laden und Gastrobetriebe hergestellt sowie Pastmilch abgefüllt. 27 Mitarbeitende erzielen in der Molkerei ihr Einkommen.

Heimisches Holz verwenden

Beim Betrachten von Bildern des neuen Molkereigebäudes sticht die Holzfassade ins Auge. René Ryser erklärt denn auch: «Zertifiziertes Schweizer Holz zu verwenden war uns ein grosses Anliegen. Das war die Vorgabe an den Holzbauer.» Viele ihrer Kunden würden schliesslich auch aus dem Berner Oberland stammen. Da könne es nicht angehen, dass für einen solchen Neubau ausländisches Holz verwendet werde, macht René Ryser deutlich. Rund 300 m3 Holz wurden demnach verbaut.

Der Laden bleibt im Dorf

Nicht umgezogen ist der Verkaufsladen der Molkerei. Zu abgelegen wäre der neue Standort gewesen. Was nun mit dem alten Molkereigebäude geschieht, ist noch ungewiss. Ideen und Interessenten seien da, aber nichts Konkretes geplant. Klar ist einzig: Der Laden wird im Gebäude am alten Standort mitten im Dorf bleiben, egal was kommt.

 

Käse in der Grotte besuchen

Die Molkerei Gstaad unterhält laut ihrer Website «ein Denkmal für den Käse».  Mehr als 3000 Käselaibe – unter ihnen historische Raritäten – wurden in der Gstaader Käse-Grotte in mehreren Etagen majestätisch platziert und raffiniert beleuchtet. Im ehemaligen Wasserreservoir der Gemeinde erfahren Besucher Wissenswertes über den Berner Hobelkäse AOC und seine Herkunft. Gruppen ab sechs Personen können die Käse-Grotte geführt und inklusive Apéro besichtigen. Anmeldung unter Tel. 033 744 11 15. Die Schutzmassnahmen werden laufend den aktuellen Verhältnissen angepasst.