«Ich habe gedacht, dass ihr mir ein Schaf schenkt und nun kommt Albert Rösti zur Tür hinein», meinte Christian Rubin als er seine Sprache wiedergefunden hatte. Vianco-Verwaltungsrat Stefan Felder, der den prominenten Gast eingeladen hatte, meinte daraufhin, das habe er nur gemacht, um auch den Präsidenten mal sprachlos zu sehen. Der hatte aufgrund seines Engagements für Kleinwiederkäuer eher mit einem Schaf als Abschiedsgeschenk gerechnet. Als Nachfolger von Christian Rubin wurde der bisherige Vize-Präsident Dominic Eggel aus Ried-Brig VS gewählt.
Seit 2016 präsidierte Christian Rubin den Verwaltungsrat der Vianco AG. Ein stiller, bescheidener Schaffer sei er immer gewesen, einer der sich bei seinen Entscheidungen immer gefragt habe: «Was bringt es den Produzenten?» betonte Stefan Felder. Als einer der ersten habe Rubin im Berner Oberland seinen Betrieb auf Mutterkühe umgestellt, was sicher viel Mut gebraucht habe. Aber vor Kritik hat sich Rubin nie gefürchtet. So knickte er auch nicht ein, als ihm ein Simmentalzüchter wenige Tage nach dem Kauf der ersten Angus einen Tausch gegen Simmentaler anbot. «Ab dem Zeitpunkt, als ich Mutterkühe hatte, war ich wieder gerne Landwirt», erklärte Rubin. Und der Entscheid machte es ihm möglich, in verschiedenen Ämtern die Landwirtschaft nachhaltig zu prägen.
Indirekt mache er auch Albert Rösti zum Bundesrat, wie dieser in seiner Rede verriet: «Hätte mir Christian Rubin vor Jahren nicht geraten, dass ich den Hondrich verlassen soll, wer weiss, wie meine Karriere verlaufen wäre.» Doch Rubin blieb als Freund und willkommener Berater stets an Röstis Seite. Er schätze seine enorme Begabung im Umgang mit Menschen: «In der heutigen Zeit nennt man das was du bist Coach und damit kann man viel Geld verdienen», riet Rösti dem abtretenden Rubin für dem Fall, dass es dem umtriebigen Schaffer langweilig werden sollte. Als es im Berner Oberland noch ein Skandal war, wenn man einen Holstein-Stier einsetzte, hatte Christian Rubin schon Mutterkühe. Er sei in seinem Denken und Tun stets der Zeit voraus gewesen und als Bundesrat würde er sich heute diese Weitsicht ebenfalls wünschen, so Rösti.
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Im Namen der ganzen Belegschaft der Vianco AG überbrachte auch Geschäftsführer Urs Jaquemet einen grossen Dank an Christian Rubin. Auch hier hat er sich mit seiner grossen Menschlichkeit und dem breiten Fachwissen beliebt gemacht. «Wenn er in die Vianco-Arena kam, führte sein erster Weg immer in den Stall und danach wusste er bereits was läuft und was nicht», erzählte Jaquemet.
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Mit seiner bescheidenen Art verabschiedete sich Christian Rubin mit den Worten: «Keiner ist so gut wie er weggelobt wird». Zuvor hatte er den versammelten Aktionären neben einem Rekordergebnis auch die Zukunftspläne der Vianco AG und das Geschäftsgeheimnis verraten: «Wir haben viele gute Leute, die jeden Tag hier eine grossartige Leistung erbringen. Wenn hier Auktionen stattfinden, auch bis spätabends», betonte er. Bei allen Sorgen, welche die Landwirtschaft aktuell habe dürfe man nicht vergessen: «Es geht uns gut, insbesondere, wenn wir um uns herum schauen».
Die Vianco weisst einen Rekordumsatz aus
Gestern Donnerstag konnte die Vianco AG ihren Mitgliedern im aargauischen Brunegg von einem guten Geschäftsjahr berichten. Mit einem Umsatz von 255 Mio Franken wurde gar ein neuer Rekord aufgestellt. Zwar seien die Schlachtviehpreise in den einzelnen Kategorien leicht gesunken, was aber mit den entsprechenden Stückzahlen kompensiert werden konnte.
Im Geschäftsjahr 2022/2023 vermarktete die Vianco AG insgesamt 98 606 Tiere, das sind 4136 Stück mehr als im Vorjahr. Als besonders erfreulich konnte ein Plus von 573 Stück bei den Natura Veal verzeichnet werden. Stückmässig leicht zurück gegangen ist bei der Vianco AG der Handel mit Tränkekälbern, dies aufgrund sinkender Geburten. Bei den Swiss-Prim-Tränkern stiegen hingegen die Zahlen, sodass unter dem Strich auch bei den Tränkern ein leichtes Plus von 235 Kälbern resultiert. Auch ansonsten wurden im Bereich Nutzvieh in fast jeder Kategorie mehr Stück gehandelt. Insgesamt wechselten im vergangenen Geschäftsjahr via Vianco AG 24 746 Stück Nutzvieh den Besitzer.
Beim Schlachtvieh ging die Stückzahl beim Natura-Beef leicht zurück, bei Natura-Beef-Bio und -Weide konnte dies jedoch kompensiert werden. Ansonsten wurden in allen Kategorien mehr Stück gehandelt. Insgesamt vermarktete die Vianco AG 73 860 Stück Schlachtvieh. Das sind 3834 Stück mehr als im Vorjahr. Im Kanal QM/IP konnten 784 Tiere mehr umgesetzt werden. Für die Label von Mutterkuh Schweiz und Bio konnte die Vianco AG 1817 Tiere mehr in den Schlachthof bringen. Auch im Swiss-Prim-Porc-Kanal wurden 194 Stück mehr vermarktet. Schafe wurden gar 1040 Stück mehr über die Vianco AG geschlachtet.
Die steigenden Tierzahlen wirkten sich auch auf die Transportkosten aus. Diese stiegen im Geschäftsjahr um 0,3 Mio auf neu 4,5 Mio Franken. Das Bruttoergebnis von 10,39 Mio Franken ist ein Rekord. Der Betriebsgewinn von gut 1,9 Mio Franken fliesst grösstenteils in Abschreibungen und Wertberichtigungen.