Angesichts der Corona-Pandemie wurde das Thema Direktvermarktung im vergangenen Jahr zum Dauerbrenner. Viele Landwirtschaftsbetriebe passten ihre Hofläden innert kürzester Zeit an die neuen Gegebenheiten an und wer einen Verkaufsautomaten auf dem Hof hatte, kam mit dem Nachfüllen der Produkte oft kaum mehr nach. Der «Run» auf die Automaten hält bei vielen bis heute an.
Gute Idee zahlt sich aus
Auf dem Saxhof im St. Gallischen Buchs betreiben Philipp Schwendener und seine Frau Claudia bereits seit Frühling 2019 einen Automaten zur Direktvermarktung verschiedener Produkte. Zuvor kauften die Kunden hofeigene Produkte direkt an Schwendeners Haustüre. Ein Artikel in einer Agrarzeitschrift und ein Messebesuch überzeugten den Rheintaler dann aber von der Idee, in einen geeigneten Automaten zu investieren. Diesen fand er bei der Firma Agridee im solothurnischen Gächliwil.
Eine Umgewöhnung
«Es brauchte bei manchen Kundinnen und Kunden etwas Zeit, bis sie sich selbst von den Vorteilen des Automaten überzeugt hatten. Sie befürchteten, der Kontakt zu uns werde dadurch abnehmen», sagt Philipp Schwendener. Entsprechend seien er und seine Frau aktiv auf die Leute zugegangen und hätten das neue Gerät erklärt. «Man muss die Kunden abholen und für eine neue Sache gewinnen. Man darf nicht glauben, die Leute kämen einfach so», sagt Schwendener mit Nachdruck. Um das Direktvermarktungskonzept auf dem Saxhof zu erklären, haben Schwendeners dem Thema sogar eigens eine Folge ihres Podcasts gewidmet. Wer einen Automaten betreiben wolle, dürfe ausserdem die technischen Aspekte nicht ausser Acht lassen, meint der gelernte Landwirt, der die nötige Erfahrung aus seinem Erstberuf im Bereich Maschinenbau mitbringt.
Lockdown erhöht Nachfrage
Dank des rund einjährigen Vorlaufs waren Schwendeners für den Ansturm zu Beginn der Corona-Pandemie bestens gerüstet: «Das Kundenvolumen hat sich damals innert kürzester Zeit vervielfacht. Ohne Erfahrung und die vorgängige Überzeugungsarbeit bei den Kunden hätten wir die Zeit des Lockdowns nicht so gut bewältigen können», ist sich Philipp Schwendener sicher. Der Automat habe es ermöglicht, den Kunden jederzeit frische und saisonale Ware anzubieten und dabei die Corona-Massnahmen des Bundes einfach und sicher umzusetzen. Besonders gut hätten sich auf dem Saxhof Eier aus Weidehaltung und Kartoffeln verkauft, verrät Schwendener. «Das sind Produkte, zu denen wir eine Geschichte erzählen können und deren Produktion hier gut sichtbar abläuft. Das schätzen die Leute.»
Was ist zu beachten?
Ein Verkaufsautomat bietet gerade während der Corona-Krise viele Vorteile. Wie das Bundesamt für Lebensmittel und Veterinärwesen auf Anfrage bestätigt, dürfen im Freien platzierte, unbediente Automaten auch weiterhin durchgehend betrieben werden.
Vielerorts sei eine offizielle Baubewilligung einzuholen, wenn ein Automat installiert werden soll, weiss Andrea Oldani vom Schweizer Bauernverband. Weiter weist sie darauf hin, dass Automaten häufig überdacht würden. Dabei müssten die Auflagen des Raumplanungsgesetzes eingehalten werden.
Mit Verkaufsautomaten kennt sich Thomas Stuber, Inhaber der Firma Agridee im solothurnischen Gächliwil, bestens aus. Zu bedenken gebe es unter anderem Folgendes:
Standort des Automaten: Zugänglichkeit, Nähe zu Verkehrsachsen
Produkte: Welche Produkte sollen im Automaten angeboten werden? Wo liegen die eigenen Kompetenzen?
Unterhalt: Nur ein einladend gestalteter Automat ist langfristig rentabel
Vorteile: Übersichtlichkeit, Diebstahlsicherheit, lange «Öffnungszeiten»
Die Nachfrage hält an
Mitte August 2020 erkundigte sich die BauernZeitung bei verschiedenen Betreiberinnen und Betreibern von Verkaufsautomaten nach ihren Erfahrungen in der Direktvermarktung via Automat. Sowohl Kaspar Hoffmann aus dem bündnerischen Davos als auch Regina Schmucki aus dem St. Gallenkappel SG zeigten sich sehr zufrieden mit ihren Automaten.
Hoffmann, dessen Automat einen Einbruchsversuch bereits überstanden hatte, betonte bereits im Sommer die Wichtigkeit eines guten Standorts. Davon ist er nach wie vor überzeugt: «Unser Automat befindet sich in der Nähe des Hofs an der Strasse. Wir hatten das ganze Jahr über viele Kundinnen und Kunden.» Dieser Trend hat bislang angehalten: «Besonders hoch war die Nachfrage nach Eiern, Käse und Würsten über Weihnachten und Neujahr, als die Läden während mehrerer Tage geschlossen waren. Da wurde das Nachfüllen fast zum Tagesjob», bestätigt der Bündner und fährt fort: «Für uns hat sich die Investition in einen Automaten definitiv gelohnt.»
Der Einbruch misslang
Genauso positiv fällt auch Regina Schmuckis Antwort aus. Auch ihr Automat steht gut erreichbar an der Hauptstrasse und ergänzt damit den Hofladen – und auch ihr Automat widerstand vor knapp einem Jahr einem Einbruchsversuch. «Unser Automat wird nach wie vor gut frequentiert und wir konnten den Aufschwung seit dem Frühling beibehalten», sagt sie. Der Absatz aller Produkte sei im vergangenen Jahr gut verlaufen, in der Vorweihnachtszeit seien vor allem verschiedene Geschenkartikel gefragt gewesen. Schliesslich spürten Schmuckis auch die Corona-bedingten Vorschriften des Bundes: «Ja, die Schliessung der Lebensmittelgeschäfte am Sonntag haben wir im Absatz bemerkt», sagt Regina Schmucki.