In Regula Löffels Garten wachsen – anders als in den meisten Bauerngärten– viele Kräuter: 200 Stöcke Maggikraut, 100 Stöcke Schnittlauch und viele andere Kräuter. Vor 10 Jahren hat die gelernte Floristin angefangen, Dörrbohnen und Apfelringe am Markstand zu verkaufen. Heute ist ihr Sortiment um ein vielfaches grösser.
Essig ist nicht mehr speziell
Mit 35 Sorten sind die Sirups die wichtigste Produktgruppe. Diese produziert Regula Löffel allesamt selber, auf Wunsch mit Zucker oder mit Xylit. Zudem trocknet sie Pilze, Kräuter und Gemüse für fünf Risotto-Mischungen. Blüten- und Kräutersalze sowie Erdbeer-Popcorn und Snackgemüse gehören ebenfalls zur Palette. Ursprünglich habe sie auch noch viele Öle und Essigsorten produziert, aber dies sei heute nicht mehr speziell genug. Nebst den Lebensmitteln stellt Regula Löffel auch noch verschiedene Salben und Tinkturen für in den Stall her.
Sie lebt selbst auf einem Bauernhof oberhalb von Trubschachen BE – ja, das ist dort wo die Kambly-Güetzi herkommen. Auf «Unter Hauenen» lebt Regula mit ihrem Partner Bernhard Eichenberger und ihren Schwiegereltern in einem 400-jährigen Bauernhaus. «Die Räume sind so niedrig und finster, dass keine Zimmerpflanze lang überlebt», sagt Regula Löffeln mit einem Schmunzeln.
Kräuter aus der Natur
Viele Kräuter, die Regula Löffel verwendet, sammelt sie auch in der freien Natur. Ihr Wissen hat sie sich dafür bei der Arbeit in einer Gärtnerei angeeignet, die Kräuter und Wildpflanzen anbaut. Zudem hat sie viele Kräuter und Wildpflanzenkurse belegt. «Aber ich brauche bis heute noch Bücher», sagt die aufgestellte Bäuerin. Auch ein Einsteigerkurs in Nutztier-Homöopathie sowie die Teilnahme an Arbeitskreisen während sechs Jahren, halfen Regula Löffel ihre Erfahrungen aufzubauen. Mittlerweile würden sich diverse Bauern direkt bei ihr melden, wenn ein Tier ein Problem hat.
Regulas Tipp
Ich pflanze Hanfstauden rund um den Sitzplatz. Das ist das beste Mittel gegen Fliegen, Mücken, Stechfliegen. Dank der Hanfstauden bleiben diese Störefriede dem Sitzplatz fern.
Ausserdem kann man Hanfstauden auch zwischen die Tomaten setzen. Dann haben diese keine Läuse und auch vor Krautfäule werden die Tomaten geschützt. Das einzige Risiko, das besteht, ist, dass die Pflanzen geklaut werden
Blackensalbe ist gefragt
Dabei ist die Blackensalbe eines der gefragtesten Mittel. Diese hilft gegen Blast (Euterödem) und auch Sonnenbrand. «Ich habe Bärnu soweit, dass er mir die Blacken nach Hause bringt, andere spritzen sie», erklärt Regula Löffel.
Ihr Wissen über die Pflanzen aus der Natur gibt die 39-jährige manchmal auch in Kursen an Kinder weiter. Eigentlich hätten drei Schulen diesen Juni eine Projektwoche gehabt.
Zahnpasta aus Wildkräutern
«Es geht darum dass die Kinder wieder lernen, dass man aus der Natur leben kann, das haben die Schulen wieder in den Lehrplan genommen», erklärt Regula Löffel. Sie hätte mit den Schülern Zahnpasta machen wollen mit Kräutern aus der Natur. Doch leider ist dieses Projekt nun ins Wasser gefallen. Die Coronamassnahmen des Bundes haben da einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Drei bis vier Märkte pro Monat
Normalerweise preist Regula Löffel ihre Spezialitäten an drei bis vier Märkten pro Monat an. Doch auch diese haben nun eine Zeitlang nicht stattgefunden. Die wichtigsten Märkte sind für sie der Weihnachtsmarkt, der Muttertagsmarkt und der Schwand-Märit. Dort hat sie ihre Stammkundschaft aufgebaut. Doch nun geht der «Chrüterchuchi», wie Regula Löffel ihr Geschäft nennt das Geld aus. «Der Umsatz fehlt ganz klar.» Sowohl das Geld von den Märkten, als auch das von den Kursen komme nun nicht wie geplant herein.
Küchenbau fast beendet
Und das ausgerechnet jetzt! Da das Geschäft von Regula grösser und grösser geworden ist, musste sie sich vor drei Jahren als Selbständigerwerbende anmelden, da es nicht mehr als Hobby gilt. Als professionelle Lebensmittelverarbeiterin muss sie nun wegen dem Lebensmittelgesetz natürlich auch eine separate Küche haben. So ist Regula Löffel derzeit daran, im Mäder-Areal in Zollbrück eine Gastroküche zu bauen. Dort hat sie einen grossen Dörrofen sowie drei Schüttsteine und zwei Wasserhähne. Fast alles ist fertig, nur der Wasseranschluss fehlt noch. «Das Arbeiten in dieser Küche macht definitiv mehr spass als im alten Bauernhaus, wo ich ständig zu wenig Platz hatte», sagt die Bäuerin.
Crowdfunding gestartet
Geplant wäre die Fertigstellung am 19. April gewesen. Doch dafür fehlt jetzt das Geld. Wenn das Jahr so weitergegangen wäre, wie es aufgehört habe, wäre es gut aufgegangen. «Ich wollte keinen Kredit aufnehmen», erklärt Regula Löffel, «sonst müsste ich danach doppelt so viel verdienen, um diesen wieder zurückbezahlen zu können.» So ging der Bau der Küche an ihr Erspartes. Deshalb kam ihr die Idee, ein Crowdfunding zu starten, um so Geld für den Küchenbau zu sammeln. Dabei hilft ihr Benjamin Wiedmer von der Bio-Schule Schwand. Er hat dabei ein Video gedreht über Regula Löffel und ihre «Chrüterchuchi». Das Crowdfunding läuft einerseits bei der Raiffeisenbank (Lokalhelden) und andererseits bei «Yes We Farm». Die Links dazu findet man auch auf Regulas Website «Mi Chrüterchuchi».
Wechselndes Sortiment
Das Sortiment, das Regula Löffel produziert und verkauft, ist nicht immer dasselbe. Viele Früchte und Gemüse, die sie verarbeitet kauft sie von Bäuerinnen und Bauern, die die Ware aus qualitätsgründen nicht verkaufen können. Dafür bezahlt sie ihnen aber trotzdem den Preis für 1. Qualität. Noch lieber macht sie jedoch Tauschgeschäfte. So hat sie zum Beispiel einer Bauernfamilie dabei geholfen, Traktoren mit Blumen zu schmücken. Als Gegenleistung erhielt sie von der Bäuerin 50 kg Aprikosen.
Burnout hat sie erwischt
In ihrer Freizeit spielt Regula Löffel ab und zu Schlagzeug. «Dabei kann ich meine Wut ablassen», erklärt sie, die unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet. Und im letzten Sommer hat es sie erwischt. Sie ging auf sieben bis acht Märkte pro Monat. «Ich sah nur noch das Geld und die Karriere». Und dann kam das Burnout. «Ich habe immer über die gelacht, die das haben», gibt sie zu. «Doch nun weiss ich selber, wie es ist.» Die ersten Wochen habe sie sich selbst nicht mehr gekannt. «Ich hatte so richtig den Läckmer.» Sie habe gelernt, dass die Genesung viel Zeit braucht. Dabei hilft ihr auch das Sammeln von Wildkräutern und Harz, sowie ein Spaziergang zum nahegelegenen «Glögglifrösch Teich». Zudem möchte sie im Garten eine Oase für sich schaffen.