4180 t Bio-Mostäpfel und 773 t Bio-Mostbirnen werden für die diesjährige Ernte erwartet. Das sei ein Fünftel weniger als letztes Jahr, berichtete Sabine Haller von Bio Suisse letzte Woche am Bio-Hochstamm-Erfahrungsaustausch für Mostobstproduzenten auf zwei Luzerner Betrieben. Weiter stark rückläufig sind schweizweit die Anzahl Hochstammbäume, davon gibt es noch rund 1,75 Mio (2014 waren es über 2 Mio Bäume). Der Anteil Bio wächst hingegen leicht auf inzwischen 440 000 Hochstammbäume.
Kein Ausgleichsbeitrag
Die Bio-Branche bemühe sich mit einigen Instrumenten sehr, Übermengen an Bio-Mostäpfeln zu vermeiden. Dieses Jahr sei das kein Thema, und auf einen Ernteausgleichsbeitrag könne verzichtet werden. Nicht zufrieden sind die Biobauern allerdings mit der Preisentwicklung beim Mostobst. Auch wegen der Inflation wurde eine Richtpreisanpassung von Fr. 2.– pro Zentner bei Mostäpfeln und von Fr. 4.– bei Mostbirnen verlangt. Zugestanden wurden vom Produktzentrum Mostobst des SOV schliesslich Fr. 2.– bei den Birnen. Keine Anpassung gibt es trotz knapper Mengen bei Bio-Mostäpfeln.
Paten für Bäume
Nicht auf die Abgabe des Rohstoffes Mostobst, sondern auf eigene Veredelung setzen der Archehof von Urs Amrein in Hildisrieden und der Haldihof von Bruno Muff in Weggis. Amrein setzt sich für den Erhalt von alten Sorten ein, rund 650 Hochstammbäume von 350 Sorten stehen auf seinem Betrieb. Davon sind 550 Patenbäume: Die Patin oder der Pate zahlt pro Baum jährlich 110 Franken, darf dafür die Früchte ernten. Die Pflegearbeiten und den Schnitt an den Bäumen macht Amrein selber, für den Pflanzenschutz ist ein angestellter Baumwärter zuständig. Anspruchsvoll sei die grosse Diversität der Sorten mit unterschiedlichsten Reifezeitpunkten. Die Beweidung der Flächen bedinge eine sorgfältig abgestimmte Planung, damit nach Spritzungen der Bäume die Absetzfrist für den Futterbau eingehalten werden kann. Inzwischen arbeiten neun Teilzeitangestellte auf dem Eventhof.
Das Auge kauft mit
Rund 500 alte und junge Hochstammbäume stehen auch auf dem 5 Hektaren grossen Haldihof in Weggis. Dort stellt Bruno Muff aus den Früchten seit 18 Jahren hochklassige Spirituosen, Edelbrände und Essig streng nach biologischen Richtlinien her. Die 350 verschiedenen Produkte werden grösstenteils online verkauft. Nicht immer seien alle Innovationen erfolgreich, «aber nur wenn schon die Hälfte auf dem Markt besteht, ist das super», findet Muff. Für den Kaufentscheid sei im Übrigen das Aussehen wichtiger als der Inhalt. «Kauft daher besser einen Traktor mit etwas weniger PS und stellt stattdessen einen Grafiker ein.»