Das Anbaujahr 2021 war mit seinem schlechten Wetter für die Gersteproduzenten in Mitteleuropa nicht einfach. Das spiegelt sich nun auf den Getreidemärkten, wo vor allem in Deutschland und Frankreich hohe Erzeugerpreise für die begehrte Ware vermeldet werden. Wie die deutsche Agrarzeitschrift «Agrarheute» berichtet, werden vereinzelt bis zu 300 Euro pro Tonne geboten.
Gute Ware ist heuer knapp
Ein wesentlicher Faktor, der zur jetzigen Situation geführt hat, ist die Corona-Krise. Die Absatzkrise beim Bier 2020 führte heuer in den grössten Produktionsländern Frankreich und Deutschland zu einem drastischen Rückgang der Anbauflächen. So wurden diese in Frankreich um satte 14 Prozent reduziert; der Rückgang in Deutschland bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen. Auch die Qualität der aktuellen Ernte ist nicht einwandfrei: Aus dem deutschen Südwesten wird vermehrt von verdecktem Auswuchs berichtet.
Schätzungen gehen davon aus, dass die deutschen Braumeister heuer ihren Bedarf nicht mit inländischer Ware werden decken können und deshalb vermehrt auf Importe angewiesen sind. Doch auch dies dürfte herausfordernd werden: So erschwert zum einen der Austritt Grossbritanniens aus der EU den Handel und zum anderen bieten Kaufleute aus China hohe Summen.
Preise ziehen massiv an
Dies schlägt sich auf die Preise nieder: Gemäss «Agrarheute» lagen die Erzeugerpreise in Deutschland in der vergangenen Woche im Schnitt bei 252 Euro pro Tonne, die Tendenz zeigt steil nach oben. Ein Blick über die Grenze scheint diesen Trend zu bestätigen: An französischen Märkten wurden Preise zwischen 292 und 305 Euro pro Tonne geboten.
Auch hierzulande schwierige Saison
«Im Vergleich zum Ausland kommt uns hierzulande die Kleinräumigkeit entgegen. Die Anbauflächen sind weniger gross; Ausfälle aufgrund extremen Wetters wiegen folglich viel weniger schwer», sagt Dominik Füglistaller, Geschäftsführer der IG Mittellandmalz. Die IG betreut im Schweizer Mittelland rund 280 Hektaren Braugerste. Füglistaller rechnet nicht damit, dass die IG aufgrund der Marktlage im Ausland Änderungen an den Preisen vornehmen werde.
Die vergangene Saison sei aber auch in der Schweiz nicht einfach gewesen, bestätigt der Agronom. Es liege auf der Hand, dass sich die erschwerten Wetterbedingungen auch auf die Qualität der Gerste auswirkten, fährt er fort. «Einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Braugerste hat die Körnergrösse», erklärt der Experte. Wenn die Körner infolge der Wachstumsbedingungen zu klein seien, stimme das Verhältnis zwischen Mehlkörper und Proteingehalt nicht mehr. Sei dieser zu hoch, lasse sich die Gerste zwar noch vermälzen, aber die Lagerfähigkeit und die Schaumstabilität des Biers würden negativ beeinflusst, weiss Füglistaller. Genaueres zur Qualität der heurigen Ernte kann er aber noch nicht sagen: «Wir sind noch dabei, Analysen vorzunehmen.»
Verschiedene grosse Schweizer Brauhäuser, die ihr Braumalz auf den internationalen Märkten beziehen, wollten indes keine Stellung zur Qualität der Ware oder zur aktuellen Marktlage nehmen.