Proviande ist die Branchenorga­ni­sa­tion der Schweizer Fleisch­wirtschaft in der rechtlichen Form einer Genos­senschaft. Der Geschäftsbereich Klassifizierung & Märkte erfüllt im Rahmen eines Leistungsauftrages des Bundes Vollzugsaufgaben nach Artikel 26 der Schlachtviehverordnung. An öffentlichen Rindvieh- und Schafmärkten werden die aufgeführten Tiere nach der visuellen CH-Tax- Schätzmethode lebend beurteilt und mit öffentlichem Ausruf versteigert und auch in Schlachthöfen führt Proviande die Taxation durch. Gegen die Resultate der Taxation kann Einsprache erhoben werden. Peter Schneider, Leiter des Geschäftsbereichs Klassifizierung und Märkte von Proviande gibt Auskunft über die Taxierung.

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Proviande hat den Auftrag, die neutrale Qualitätseinstufung in Schlachtbetrieben ab einer Grösse von 1200 Schlachteinheiten durchzuführen. Wie viele Schlachtkörper klassifiziert Proviande jährlich?

Peter Schneider: Im Jahr 2018 wurden insgesamt rund 716 000 geschlachtete Tiere der Rind-, Pferde-, Schaf- und Ziegengattung nach CH-Tax eingestuft.

Können Fehler bei der neutralen Qualitätseinstufung vorkommen?

Fehler passieren überall. Das Klassifizieren von Schlachtkörpern ist eine Schätzmethode und basiert auf klaren Vorgaben. Nach einer speziellen Ausbildung werden die Mitarbeiter lizenziert. Der Prozess ist zertifiziert und gibt so die Voraussetzung, bestmögliche Resultate zu erhalten.

Wie und innert welcher Frist wehrt sich der Landwirt, wenn er mit den Ergebnissen der Taxation nicht zufrieden ist?

Gemäss Schlachtviehverordnung haben der Lieferant und der Abnehmer das Recht, das Ergebnis der neutralen Qualitätseinstufung von geschlachteten Tieren zu beanstanden. Die Beanstandung hat bei Tieren der Schweinegattung bis spätestens sechs, bei den übrigen Tiergattungen bis spätestens 24 Stunden nach der Schlachtung zu erfolgen.

Wie viele Einsprachen gibt es pro Jahr?

Im Durchschnitt werden 2,8 Prozent aller klassifizierten Tiere der Rind- Schaf-, Pferde- und Ziegengattung beanstandet.

Gibt es auch Einsprachen von den Schlachtbetrieben gegen die neutrale Qualitätseinstufung?

Ist der Schlachtbetrieb auch Käufer, hat er das Recht eine Beanstandung anzumelden.

Wie teilen sich die Einsprachen auf zwischen Viehlieferanten und Fleisch-Verarbeitern?

Bei 75 Prozent der beanstandeten Tiere erfolgte die Beanstandung durch die Lieferanten und bei 25 Prozent durch die Abnehmer.

Wie hoch ist der Anteil, bei dem die Nachtaxierung in eine höhere Qualitätsstufe als die ursprüngliche erfolgt, und wie hoch derjenige, wo die Nachtaxierung zu einer tieferen Qualitätsstufe führt?

Die Frage kann so nicht beantwortet werden. Die Gründe für eine Beanstandung sind unterschiedlich. Die Nachklassifizierung führt nicht zwingend zu einer Änderung des Resultats.

Stimmt es, dass auf öffentlichen Märkten die Qualitätseinstufung an lebenden Tieren schlechter ausfällt als die Einstufung in Schlachtbetrieben?

Nein.

In einem Fall wurde die Klassifizierung nachträglich korrigiert: Ein C1-Tier blieb ein C1 und aus den zwei C3 wurden neu C2-Tiere. Der Bauer war frustriert über diese Entscheide, er fühlte sich ungerecht behandelt. Was sagen Sie dazu?

Zu konkreten Fällen beziehen wir von der Proviande nicht öffentlich Stellung. Grundsätzlich empfehlen wir dem Gesuchsteller, zuerst das Gespräch mit Proviande zu suchen. Im Prozess für das Erledigen von Beanstandungen ist das Vorgehen genau festgehalten und wird im Bedarfsfall den Gesuchstellern erklärt.

Das Interview wurde schriftlich geführt.