Eine glückliche Fügung: Ein Bierbrauer sucht eine neue Lokalität für seine Tätigkeit und findet diese auf einem Landwirtschaftsbetrieb, der für seinen leer stehenden Kuhstall eine neue Funktion sucht. Daraus entwickelt sich ein gemeinsames Unternehmen, die Stallbraui auf dem Hof Allenwinden in Kappel am Albis ZH, welche kürzlich ihr erstes Bier präsentierte.

Nach einem Wahnsinnsumbau die Eröffnung

Der Eröffnung am vergangenen 18. September war allerdings eine lange Geschichte und ein aufwendiger Umbau vorausgegangen. Begonnen hatte sie vor über zehn Jahren, als das Ehepaar Christa und Markus Falkensammer anlässlich einer Feier den Biologen und Bierbrauer Christof Eichenberger kennenlernte, woraus sich eine Freundschaft entwickelte. In der Zwischenzeit zog die Familie Falkensammer mit ihren Kindern auf den Hof von Christas Eltern, Vreni und Otto Ringger, in Kappel.

Während Markus als Chirurg und Orthopäde mit eigener Praxis beruflich auswärts tätig ist, übernahm die studierte Wirtschaftsinformatikerin mehr und mehr Aufgaben auf dem Betrieb, der sich seit dem Verkauf der Milchkühe vor ein paar Jahren nun vor allem auf die Imkerei sowie den Anbau und die Verarbeitung von Hochstammobst, Kirschen, Aroniabeeren und Nüssen konzentriert. «Von meinem Beruf her bin ich es gewohnt, innovative Ideen zu entwickeln», sagt Christa Falkensammer. Es reize sie, neue Produkte auszutüfteln. Zum Beispiel einen Gin auf Kirschenbasis, verschiedene sortenreine Destillate, Cider oder Wachstücher aus eigenem Bienenwachs. Dabei konnte sie auf die Destillerie und Mostpresse zurückgreifen, welche ihr Vater bereits früher auf dem Betrieb eingerichtet hatte.

Doch auch für grössere Ideen hat es Platz auf dem Betrieb: Nachdem sich Christof Eichenberger auf die Suche nach einem neuen Lokal für seine See-Brauerei AG gemacht hatte, fasste man auf dem Hof Allenwinden den Entschluss, dafür den leer stehenden Kuhstall bereitzustellen. Dieser musste allerdings zuerst umgebaut werden. «Es war ein Wahnsinnsprojekt», erinnert sich Falkensammer. «Aus den dafür geplanten Monaten wurden schliesslich zwei Jahre, während denen wir viel selber anpackten, hauptsächlich an Abenden und Wochenenden und nur das Nötigste an Fachkräfte in Auftrag gaben.» Die Renovation von Decke und Boden erwiesen sich dabei als besonders aufwendig, und auch die Kosten stiegen laufend. Ein Online-Crowdfunding ermöglichte einen Vorverkauf von Bier und half auf diese Weise mit, den Umbau zu finanzieren.

Je ein Bier für Zwingli und Bullinger

Nachdem das Ehepaar Falkensammer und Christof Eichenberger mit seiner Frau Simone ­Michael die Stallbraui als gemeinsames Unternehmen gegründet hatten, wurde diesen Sommer erstmals gebraut, 600 Liter auf ein Mal. Das Sortiment besteht derzeit aus zwei Biersorten – Huldrych und Heinrich. Das Helle ist Huldrych Zwingli gewidmet, das Dunkle Heinrich Bullinger. Während der Brauer für Rezeptur und Qualität des Biers sorgt, ist Christa Falkensammer fürs Marketing zuständig. «Unsere Nachbarschaft zum Kloster Kappel legt nahe, dass wir unser Bier mit dessen Geschichte in Verbindung bringen», sagt die Unternehmerin, welche die Etiketten eigenhändig gestaltet hat. Für die Zukunft sind Dupel-, Tripel- und Quadrupel-Klosterbiere in Planung. Dies sind Sorten mit entsprechend höheren Alkoholgehalten. Klassiker wie IPA, Weizen und Pils werden irgendwann folgen und auch Rohstoffe vom Hof sollen in die Biere einfliessen. Ein erster Probesud von einem Chriesi-Ale ist bereits im Lagertank. Zudem wird an einem Bierschorle getüftelt.

Viele neue Ideen warten auf die Umsetzung

Der Hof Allenwinden befindet sich in Bio-Umstellung. Laut Christa Falkensammer, die den Betrieb dieses Jahr offiziell von ihren Eltern übernommen hat, werden daher das Braumalz sowie zum Teil auch der Hopfen in Bioqualität gekauft. Biomalz und Biohopfen aus dem Inland sind jedoch nach wie vor nicht leicht zu bekommen, weswegen diese Rohstoffe zurzeit noch aus Deutschland bezogen werden.

Erhältlich ist das Bier in 33-cl-Flaschen im eigenen Hofladen, in zwei regionalen Volg-Filialen sowie im Kloster Kappel. Zusätzlich gibt es jeweils freitags von 16 bis 18 Uhr einen Rampenverkauf auf dem Hof. Bereits tüftelt die innovative Landwirtin an weiteren Produkten. Kürzlich hat sie einen Essigreaktor gekauft, mit dem sie nun versuchsweise Balsamico herstellt. Zudem trocknet sie im Dörrex Trester, um daraus Mehl für Backwaren zu gewinnen. Wie schafft die vierfache Mutter es, alle Aufgaben unter einen Hut zu bringen? «Wir sind eine grosse Familie», sagt Christa Falkensammer lachend. «Auf dem Hof packen nach wie vor meine Eltern an, und ein Au Pair aus Spanien hilft mir mit der Kinderbetreuung.»