Das Schweizer Premiumfleisch-Label Qualivo gelte seit 1995 als Inbegriff für besonders zartes und in Aroma, Farbe und Struktur erstklassiges Fleisch. Das Geheimnis sei die Fütterung der Tiere, so eine Mitteilung der Hofmann Nutrition AG (Hokovit) aus dem bernischen Bützberg, die hinter der international geschützten Marke steht. So werde das sogenannte «Müesli-Kalb» mit Milch, Heu und Qualivo-Müesli-Futter ernährt, wobei letzteres ähnlich wie Frühstücksflocken für Menschen zusammengesetzt sei: Getreide, pflanzliches Eiweiss, Mineralstoffe, Vitamine uns Spurenelemente. Natürliche Kräuter und Pflanzenextrakte sollen das Futter besonders attraktiv machen. Auch wenn Qualivo nach eigenen Angaben das einzige Label mit «glasklar definierten Fütterungsvorschriften» ist, gehen dessen Richtlinien über die Fütterung hinaus.
Verschiedene Systeme möglich
So sind helle und geräumige Ställe mit Stroh Pflicht, dazu kontrollierter Auslauf ins Freie und kurze Transportwege zu ausgesuchten Schlachtbetrieben. Es gebe verschiedene Systeme für Qualivo-Mastkälber, erklärt Hokovit-Geschäftsführer Alexander Hofmann auf Anfrage der BauernZeitung. Meist laufe es auf drei Bereiche (Stroheinstreu, Festplatz und Auslauf) hinaus.
Produzenten von Qualivo unterliegen den üblichen Tierschutzkontrollen, der Mastverlauf wird aber auch von Beratern und Technikern der Firma Hokovit vor Ort begleitet und kontrolliert. Landwirte, wie auch Metzgereien und Handelspartner sollen dank Qualivo von besseren Preisen und Margen profitieren können.
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In der Schweiz halten nach Auskunft von Alexander Hofmann nur eine Handvoll Produzenten Müesli-Kälber. Man baue die Produktion aber laufend entsprechend der Nachfrage aus. Der Fokus der Vermarktung des Kalbfleisches liege neben privaten Metzgereien auf dem Lebensmittelhandel, im Speziellen der Migros Basel und Nordwestschweiz.
Menge und Qualität sind entscheidend
Ob Müesli-Kälber tatsächlich gesünder sind als andere, dazu seien keine konkreten Untersuchungen bekannt, so Rebecca Scheidegger vom Kälbergesundheistdienst (KGD). Grundsätzlich seien solche Initiativen zur Erreichung einer besonders tiergerechten Produktion von Kalbfleisch aber zu begrüssen. «Eine konkrete Beurteilung kann jedoch nur vor Ort vorgenommen werden», gibt sie zu bedenken. Denn entscheidend seien die Menge und Qualität der verabreichten Milch bzw. des Milchpulvers und des Müeslis.
Beim Festfutter empfiehlt der KGD, auf einen ausreichend hohen Rohfasergehalt zu achten, Protein- und Energiegehalt müssten im moderaten Bereich liegen. «Die übermässige Aufnahme pflanzlicher Proteine oder eine zu hohe Zufuhr schnell fermentierbarer Energieträger können zu einer Dysbakteriose bzw. einer Pansenazidose führen», warnt Scheidegger.
«Köstlich rosa» ist das Kalbfleisch
Qualivo wirbt hinsichtlich Fleischqualität auch damit, das Kalbfleisch sei «köstlich rosa». Das müsse nicht auf einen Eisenmangel zurückzuführen sein, heisst es beim KGD. Die Fleischfarbe hänge entscheidend von der Rasse, allfälligen Krankheiten während der Mast und der Wachstumsgeschwindigkeit ab. «Wenn mehrere Kälber vom gleichen Betrieb eine sehr helle bzw. weisse Fleischfarbe aufweisen, kann ein Eisenmangel der Grund sein», erläutert Rebecca Scheidegger. Für die Eisenversorgung spiele die Menge und Verfügbarkeit von Eisen im Futter, Einstreu und Tränkewasser eine Rolle.
Für Qualivo bzw. Hokovit scheint die Rechnung aufzugehen. Das Rind-, Kalb- und Schweinefleisch wird in der Schweiz, Deutschland und Tschechien erfolgreich vermarktet, seit Neustem auch per Onlineshop (in Österreich, Deutschland und Tschechien). Die Firma verkauft neben edlen Stücken im Sinne von Nose to Tail auch die unbekannteren Second Cuts. Die guten Zahlen bestärken darin, dass die Müesli-Fütterung Premiumfleisch liefert, das anders schmeckt und am Markt sehr gut ankommt, so die Schlussfolgerung von CEO Alexander Hofmann.
Weitere Informationen: www.qualivo.ch
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