«Lebensmittel sind zu günstig und erfahren dadurch zu wenig Wertschätzung», betonte Mike Egger. Alleine mit diesem Satz redete sich der SVP-Nationalrat und Leiter Business Development BU Fleisch bei Micarna in die Herzen der Teilnehmer der Anicom-Tagung. Im Saalbau im bernischen Kirchberg konnte der Präsident des Regionalausschusses Mittelland, Markus Arn, die Teilnehmer über Aktualitäten im Vieh- und Fleischhandel informieren.

Veränderter Konsum

Mike Egger betonte, man müsse sich mit einer neuen Generation Kunden auseinandersetzen. Die Fleischbranche stehe Herausforderungen gegenüber. Der gesellschaftliche Wandel, kleinere Haushalte und veränderte Bedürfnisse prägen auch das Angebot im Detailhandel. Gleichzeitig, so betonte Egger, seien die Lebensmittelpreise in der Schweiz um zwei Prozent gesunken, während sie in der EU im gleichen Zeitraum um mehr als einen Drittel stiegen. Dies scheinbar entgegen dem Empfinden des Konsumenten, so Egger und nicht etwa zulasten der Produzenten, wie er ebenfalls betonte.

Zwar habe sich der Fleischkonsum verändert und aktuell scheint der Konsument beim Fleisch zu sparen, isst weniger und billigeres Fleisch, jedoch stagniere auch der Absatz von Ersatzprodukten, so Egger.

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Politischer Gegenwind

Wenig Verständnis hat Mike Egger für den politischen Gegenwind, der dem Fleisch entgegenwehe. Dabei schrecke die Gegenseite nicht davor zurück, mit Falschaussagen zu argumentieren. «Seit 2019 hat es im Bundesparlament 92 Vorstösse zum Thema Fleisch gegeben», rechnete er vor. Dabei zeige sich, wie wenig Wissen und Verständnis für Kreisläufe und Zusammenhänge vorhanden sei. Auch entsprächen die Forderungen nicht dem, was der Konsument lebe.

Bevölkerung ernähren

Auf die Frage, ob in Zukunft Fleisch gegessen werde, hatte Mike Egger eine klare Antwort. Er verwies auf die zahlreichen bevölkerungsstarken Entwicklungsländer, die bisher nur sehr wenig Fleisch in der Ernährung hatten. In den nächsten 30 Jahren werde weltweit die Nachfrage nach Lebensmitteln um rund 56 Prozent steigen. Dass die Kaufkraft dieser Länder steigt, merkt Micarna bereits. Edelstücke vom Schaf, die man im Hinblick auf die Festtage importiere, seien teilweise teurer als einheimisches Schaffleisch, gestand Egger ein.

Für die Schweiz als niederschlagsreiches Grasland werde die Nutztierhaltung und Fleischproduktion immer Sinn machen, betonte er. Dem Konsumenten seien jedoch Umwelt und Tierwohl immer wichtiger, sodass es wichtig sei, gemeinsam den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen und die Programme weiter zu entwickeln.

Schweinemarkt leidet weiter

Wenig Erfreuliches gibt es vom Schweinemarkt zu berichten. Auch bei der Anicom bleibt dieser ein Sorgenkind. Simon Zürcher, Leiter der Region Mittelland, rief dazu auf, dringend das Morenbarometer zu beherzigen. Der Konsum sinke beim Schweinefleisch und die Produktion sei trotz sinkender Tendenzen weiterhin zu hoch. Das neue Jagerpreismodell sei ein erster Schritt, reiche aber alleine nicht, um den Markt ins Lot zu bringen.

Der anwesende Suisse­porcs-Präsident Andreas Bernhard betonte ebenfalls, dass es zum Aufatmen zu früh sei. Die Branche sei dabei, weitere Massnahmen auszuarbeiten. Bis zu deren Inkraftsetzung dauere es jedoch und es sei dringend nötig, dass die Produzenten selbst, soweit möglich, die Produktion reduzierten. Nur so könne man wieder zu kostendeckenden Preisen kommen.

Neue Alterslimiten für Banktiere

Bei den Haartieren werden neu wirkungslose Beanstandungen kostenpflichtig. Das heisst, wird gegen die Beurteilung im Schlachthof eine Beanstandung gemacht, die ohne Korrektur ausgeht, wird eine Beanstandungsgebühr erhoben. Diese beträgt bei Rindern und Pferden je Schlachtkörper 25 Franken, bei Schafen und Ziegen kosten zehn Schlachtkörper 25 Franken. Diese Änderung wird am 1. April des kommenden Jahres wirksam.

Ändern werden bei den Banktieren auch die Alterslimiten, dies jedoch voraussichtlich erst ab 2025. Dann wird die Kategorie der Tiere anhand
des biologischen Alters und nicht mehr anhand der Schaufeln bestimmt werden. Muni sollen dann ab dem Alter von 540 Tagen und Ochsen ab
730 Tagen der Kategorie «Muni alt» zugerechnet werden. Bei den Rindern wird eine Alterslimite von 900 Tagen die Grenze zum Verarbeitungstier sein.

 

Der Fleischmarkt in Zahlen

50,8 
Kilo Fleisch ass jeder Schweizer im vergangenen Jahr. Das sind 2,73 Kilo weniger als noch 2011. Auch im weltweiten Vergleich essen die Schweizer eher wenig Fleisch – zumindest für ein reiches, westliches Land.
82,2 Prozent beträgt der Selbstversorgungsgrad beim Fleisch.
1,4 Prozent des Einkommens investieren die Schweizer in Fleisch. Der gesamte Lebensmittelverbrauch kostet sie 6,5 % des Lohns. 1969 waren noch 27 % der Löhne für Lebensmittel reserviert.
2/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Schweiz sind Grasland. Wiederkäuer veredeln dieses Gras zu wertvollen Lebensmitteln wie Fleisch oder Milch. Nur 15 % des Tierfutters muss importiert werden.
75 Prozent des Nährstoffbedarfs im Pflanzenbau kann die Schweiz dank der Tierhaltung mit Hofdünger decken. Dies reduziert die Abhängigkeit von Importdüngern.
20 Prozent des Mischfutters besteht aus Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie. Über die Tiernahrung gelangen sie zurück in den Ernährungskreislauf.
93,6 Prozent des Sojaschrots für die Herstellung von Mischfutter in der Schweiz stammt aus Europa. Soja ist eine besonders effiziente Nutzpflanze und macht etwa 15 Prozent der Mischfuttermenge aus.