Urs Schwizer ist zufrieden mit dem heutigen Marktverlauf in Weinfelden TG. Er ist Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft (EZG) Bodenseefleisch AG, die den öffentlichen Markt organisiert und das Bindeglied zwischen Bauern und Händlern ist. «28 Tiere sind eher wenig, aber um diese Jahreszeit sind die Zahlen immer tendenziell tief», kommentiert Schwizer den Markt vom Dienstag.

Höhere Preise

Eben wird ein zweieinhalbjähriger Muni verladen. Das 760 kg schwere Tier von Ivo Hengartner wurde für Fr. 4.85/kg LG verkauft. Der Schatzungspreis lag bei Fr. 4.55. «Wir ziehen unsere Kälber selber auf, darum ist es für mich naheliegend, die Schlachttiere am öffentlichen Markt zu verkaufen, wo die Preise meistens höher sind, als wenn ich sie einem Händler gebe.» Hengartner kommt aus Zihlschlacht TG, rund 20 Minuten Autofahrt entfernt. Die Nähe zum Marktplatz ist ein weiterer Grund, weshalb er seine Tiere hier verkauft.

Platz infrage gestellt

Auch Isabelle Gera aus Frauenfeld TG beobachtet das Treiben. Pro Jahr verkaufen sie und ihr Mann drei bis fünf Tiere hier. «Ich finde das eine gute Sache. Der Markt ist unabhängig, es gibt eine neutrale Einschätzung», sagt sie. Es sei schön zu sehen, wie rege geboten werde. «Ich schätze diesen Markt sehr.» Doch trotz der guten Stimmung am heutigen Markt steht es um den Viehmarkt nicht zum Besten. Christof Baumgartner, Landwirt und Verwaltungsratspräsident der EZG, wählt deutliche Worte: «Im vergangenen Jahr wurden nur 558 Tiere über die EZG Bodenseefleisch AG vermarktet. Mit einer so niedrigen Tierzahl ist der Markt infrage gestellt.»

Transport für 65 Franken

Dass die Verkaufszahlen so tief sind, ist für Baumgartner unverständlich. Die Überzahlungen betragen im Durchschnitt Fr. 100.– bis Fr. 200.– pro Kuh, da der Bund jedem auf einem öffentlichen Markt ersteigerten Tier ein Importkontingent im Wert von rund Fr. 150.– mitgibt. Er stelle in Gesprächen mit Landwirten immer wieder fest, dass viele nicht wissen, dass die EZG einen Transport- und Vermarktungsservice anbiete. Dieser kostet 65 Franken pro Tier. «Wer keine Zeit oder keinen Viehwagen hat, dem bieten wir eine bequeme Lösung», hält Baumgartner fest. Die EZG vermarktet auch zwischen den Marktdaten Tiere direkt zum Schlachthof, wenn die Tiere schnell vom Betrieb weg müssen, sagt Baumgartner. Für ihn gibt es keinen Grund, als Thurgauer seine Tiere nicht an den Schlachtviehmarkt zu bringen.

Bessere Preise in Wattwil

«Mich wurmt es schon, wenn Thurgauer Landwirte ihre Tiere nach Wattwil bringen», gibt Christof Baumgartner zu. Die kurzen Wege würden den Tieren Stress ersparen und die Wertschöpfung bleibe in der Region. Dem Argument, dass in Wattwil bessere Preise gezahlt werden, im Durchschnitt sind es Fr. 70.–, hält er entgegen: «Das ist korrekt, aber mit jedem Bauern, der nach Wattwil und nicht nach Weinfelden fährt, verstärkt sich das.» Dieser Trend lasse sich auch umkehren, ist Baumgartner überzeugt: «Wenn es uns gelingt, die Zahlen in Weinfelden über 700 Tiere zu steigern, können wir ähnliche Preise erreichen.»

Ungewisse Zukunft

Um den Markt zu erhalten, müssten die Tierzahlen bis 2025 auf über 750 pro Jahr gesteigert werden. Bei weniger als 600 Tieren stellt das BLW den Markt und somit auch die Proviande-Unterstützung infrage. 750 tönt nach einem ehrgeizigen Ziel. Doch Baumgartner relativiert: «Im Thurgau werden immer noch 35 000 Milchkühe gehalten.» Pro Jahr werden davon etwa 7000 geschlachtet. 750 Tiere seien nur etwas mehr als 10 %, «was eigentlich ein bescheidenes Ziel ist». Ob es den Markt auch weiterhin geben wird, liegt also in den Händen der Thurgauer Viehhalter.

Anmeldung der Tiere

Webseite:  www.bodenseefleisch.ch
Tel: 071 664 36 81 
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