Calimero, Honey, Silver, Cilia oder Lou – so heissen einige der Freibergerfohlen, die 2025 geboren wurden und nun zum Verkauf stehen. Doch finden sie einen Käufer? Viele Züchter und Handelsställe berichten gegenüber der BauernZeitung, dass der Verkauf derzeit schwieriger geworden ist. Der Markt, der während der Pandemie stark geboomt hatte, zeigt sich heute deutlich verhaltener.

Während der Corona-Zeit erlebte die Pferdebranche eine aussergewöhnliche Phase. Weil Reisen und Veranstaltungen wegfielen, verbrachten viele Menschen mehr Zeit zu Hause – und entschieden sich, sich ein Tier anzuschaffen. Katzen, Hunde – oder eben ein Pferd. Doch inzwischen haben sich die Zeiten geändert: Die Tierheime füllen sich wieder, und auch auf dem Pferdemarkt zeigt sich, dass die Kundschaft weniger nach tierischen Freizeitpartnern sucht – vielleicht auch deshalb, weil ein Tier immer auch mit laufenden Kosten verbunden ist.

Was denkt der SFV über die aktuelle Situation am Markt?

Um zu erfahren, wie sich die Situation aus Sicht der Organisation darstellt, hat die BauernZeitung beim Freibergerverband (SFV) nachgefragt. Pauline Queloz, Geschäftsführerin, schildert die aktuelle Lage und die Einschätzung des SFV.

Der Verband beobachte, dass der Markt schwieriger geworden sei als in den letzten drei bis vier Jahren, sagt sie – und betont, dass dies nicht nur die Freiberger betreffe, sondern die Pferdebranche im Allgemeinen. Während der Covid-Zeit habe eine regelrechte Euphorie geherrscht: Der Markt florierte, es gab zeitweise sogar zu wenige Pferde im Angebot. «Wir haben bestimmte Vermarktungsprojekte auf Eis gelegt, weil sich die Pferde so gut verkauften», verdeutlicht Queloz. Es sei aber damals schon klar gewesen, dass diese Hochphase nicht ewig anhalten würde.

Andere Unterhaltung ist wieder mehr gefragt

Heute habe sich die Begeisterung gelegt. «Die Menschen investieren wieder in andere Formen der Unterhaltung, was dazu geführt hat, dass der Markt etwas eingebrochen ist», erklärt Queloz. Dennoch könne man nicht sagen, dass es dem Markt schlecht gehe. In diesem Jahr gebe es ein grosses Angebot – insbesondere an dreijährigen Pferden, die während der Pandemie geboren wurden – und viele davon seien inzwischen verkauft. Der Markt habe sich stabilisiert, das Angebot sei vielfältig und die Nachfrage zwar weniger stark, aber als normal zu bezeichnen. «Die Preise sind derzeit angemessen», so Pauline Queloz. Eine zentrale Aufgabe bleibe es, die Züchter darauf aufmerksam zu machen, dass die Preise nicht unterbewertet werden dürfen.

Positive Bilanz anlässlich der SFV-Auktion in Avenches VD

Auch die Fohlenauktion anlässlich des National FM verlief aus Sicht des Verbandes erfreulich. «Von den 17 zur Auktion angebotenen Fohlen fanden 11 einen Käufer», berichtet Pauline Queloz. Viele der übrigen Fohlen hätten dank ihrer Präsenz an der Auktion später doch noch neue Besitzer gefunden. Das Ergebnis sei insgesamt zufriedenstellend. Zwar habe der Durchschnittspreis unter dem der letzten Jahre gelegen, «aber ein Hengstfohlen wurde dennoch für 4100 Franken verkauft, was sehr erfreulich ist».

Wie sollen sich Züchter in diesem Umfeld verhalten? Pauline Queloz rät davon ab, vorschnell die Preise zu senken. «Züchter sollten nicht davon ausgehen, dass der Markt schlecht läuft und sie deshalb die Verkaufspreise ihrer Pferde senken müssen.» Diese Annahme führe dazu, dass aufwendig gezüchtete Pferde «ungerechtfertigt abgewertet» würden. Stattdessen gelte es, aktiv zu bleiben und die vorhandenen Verkaufsplattformen konsequent zu nutzen – die kantonalen und SFV-Listen, regionale Auktionen, Online-Seiten und soziale Netzwerke. Entscheidend sei die Präsentation: «Züchter sollten schöne Fotos machen, ihre Pferde gepflegt und gut präsentieren, mit einer klaren Beschreibung, die die Qualitäten hervorhebt. Käufer reagieren sehr positiv auf schöne Fotos und einen Text, der das Interesse für das Pferd weckt.»

Online-Plattform aber nur für Pferde mit Feldtest oder punktierte Fohlen

Auch der Verband selbst ergreift Massnahmen, um den Absatz zu fördern. Auf der Website bietet der SFV eine Online-Verkaufsplattform für dreijährige oder ältere Pferde an, die den Feldtest bestanden haben, sowie für Fohlen, die an der Fohlenschau punktiert wurden. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren verschiedene Projekte ins Leben gerufen – etwa die Fohlenauktion beim National FM oder «FM en manège», bei dem ein Pferd während einiger Monate in einer Reithalle untergebracht und häufig am Ende verkauft wird. Zudem arbeitet der Verband an einer Broschüre, «die Züchtern erklärt, wie sie ihre Pferde am besten präsentieren können, damit sie die besten Chancen haben, sie zu verkaufen».

Zur Entwicklung zeigt sich der SFV zuversichtlich. «Wir gehen davon aus, dass der Markt stabil bleiben wird. Die Nachfrage ist nach wie vor vorhanden, man sollte also auf keinen Fall den Teufel an die Wand malen», sagt Queloz.

Das Ausland sucht nach wie vor nach guten Freibergern

Auch im Ausland bleibe das Interesse bestehen. «Die Nachfrage aus dem Ausland ist nach wie vor vorhanden. Wir sehen immer noch eine grosse Anzahl von Exporten, sowohl von jungen Pferden als auch von Fohlen.» Die Zusammenarbeit mit Ländern, die selbst Freiberger züchten – insbesondere Frankreich und Belgien – sei grundsätzlich gut. Technische Unterschiede gebe es kaum. In Deutschland sei die Situation insofern speziell, als dort gekörte Freiberger-Hengste in der offiziellen Zucht nicht anerkannt seien. «Viele deutsche Züchter halten sich dennoch an unsere Zuchtrichtlinien, was sehr erfreulich ist», so Queloz. Auch in Holland entwickle sich die Zucht gut, die Vorschriften würden eingehalten. Trotz der wachsenden FM-Zucht im Ausland bleibe der Ruf nach Schweizer Freiberger hoch – «ausländische Käufer sind weiterhin daran interessiert, Pferde in der Schweiz zu kaufen.»

Ein ungelöstes Thema bleibt aber der Export. Hier herrschen ungleich lange Spiesse: Die hohen Zölle erschweren den Verkauf ins Ausland. «Nein, der SFV ist mit dieser ungerechten Situation nicht zufrieden», betont Pauline Queloz auf die Frage, ob man diese hohen Zollkosten weiterhin einfach hinnehme. Der Vorstand habe das Thema kürzlich erneut diskutiert und beabsichtige, «seine politischen Kontakte zu aktivieren, um diese Ungleichheiten zu beseitigen». Allerdings handle es sich hierbei um eine Angelegenheit der Bundespolitik, auf die der Verband selbst keinen direkten Einfluss habe.