Auch der Raufutterhandel ist vom neuerdings schnellen Tempo auf den Märkten verändert worden. Nachdem es im vergangen Winter schwierig wurde, pünktlich alle leeren Heubühnen wieder zu füllen, ging der Futterhunger fast nahtlos in den Sommer hinein weiter. Aufgrund der Trockenheit kam wenig Futter in den Handel. Ab Juni hätten sich die Heulastwagen Richtung Westen auf den Autobahnen fast aufgereiht. Im Herbst kam dann die Wetterwende und damit auch die Futterflut. Allerdings gab es zwar viel Menge, aber wenig Qualität beim Raufutter, so fasste am vergangenen Freitag der Schweizerische Raufutterverband sein vergangenes Geschäftsjahr zusammen.

Stabile Preise

Der Präsident Fabian Gut begrüsste die Mitglieder im Landgasthof Schönbühl im bernischen Schönbühl. Hier tauschten sie sich über den aktuellen Raufuttermarkt aus. «Der starke Franken macht uns beim Einkauf im europäischen Raum Freude», betonte Fabian Gut. Betriebe, die allerdings Käsereimilch produzieren, haben an dieser Marktlage trotz billigerem Futter weniger Freude. Der stagnierende Käseexportmarkt habe wieder viele Betriebe dazu bewogen, auf Silagefütterung umzustellen.

Schnell ändernde Märkte sind allerdings für die Raufutterhändler keine grosse Überraschung. Sie sind ein Auf und Ab gewohnt: «Auf ein Boomjahr folgt jeweils ein Ausgleichsjahr», beschrieb der Präsident die Herausforderung. Jederzeit das richtige Sortiment im Angebot zu haben, ist bei aller Planung nicht einfacher geworden. Entsprechend setzen viele Raufutterhändler auf langfristige Handelsbeziehungen mit Lieferanten und Kunden und wünschen sich auch möglichst stabile Preise. Entsprechend bleiben im Moment alle Richtpreise unverändert.

Heu
Grossballen bel. ab Hof 30.– bis 33.–/100 kg
Kleinballen ab Hof 23.– bis 26.–/100 kg
Grossballen, feldgepr. 19.– bis 22.–/100 kg
Bioheu, belüftet 41.– bis 45.–/100 kg
Bioheu, bodengetr. 33.– bis 37.–/100 kg
> 50 % Luzerne, Bio 50.– bis 53.–/100 kg

Stroh
Grossballen ab Hof 14.–/100 kg
Kleinballen ab Hof 18.–/100 kg
Biostroh plus Fr. 5.–

 

 

 

 

 

 

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Verarbeitetes Stroh

Beim Stroh sei bisher die Nachfrage verhalten. Erst jetzt mit dem Einstallen werde vermehrt bestellt. Dieser Trend, dass die Betriebe mit Zukäufen zuwarten und nicht mehr grosse Lager anlegen, spüren die Händler vermehrt. Beim Stroh gebe es eine steigende Nachfrage nach verarbeiteten Produkten wie Häckselstroh oder Pellets.

Auch beim Stroh hat es wetterbedingt Qualitätseinbussen gegeben. Vielerorts sei es im Regen schwarz geworden. Aber in Frankreich sei das Angebot an Stroh gross, und es sei aufgrund einer tiefen Nachfrage günstig zu bekommen.

Teures Belüftungsheu

Ebenfalls beim Heu ist die Lage aktuell ruhig. Vielerorts stehe noch Gras draussen. Viele Betriebe könnten noch weiden oder hätten aufgrund des wachsigen Herbstes selber grosse Futtervorräte anlegen können. Insbesondere in höheren Lagen habe man ein sehr gutes Futterbaujahr gehabt. Mengenmässig sehen die Händler ein gutes Angebot dafür, die Nachfrage zu decken – auch weil in der Schweiz immer weniger Kühe gehalten werden. Allerdings sei gute Qualität schwer zu bekommen oder habe einen entsprechenden Preis. Aufgrund der Energiekosten sei das Angebot beim Belüftungsheu sehr klein. Dort, wo es zu bekommen wäre, ist es entsprechend teuer. Das Gleiche gilt für Trockenfutter. Auch hier ist das Angebot klein und aufgrund der hohen Energiepreise auch die Nachfrage deutlich kleiner geworden.

Gewinne bleiben hängen

Für funktionierende Märkte brauche es die ganze Wertschöpfungskette. Doch dieses Bewusstsein sei den vor- und nachgelagerten Betrieben rund um die Landwirtschaft abhandengekommen. Auf vielen Landwirtschaftsbetrieben spüre man, dass das Geld sehr knapp geworden sei. «Alle rufen nach einer sicheren Landesversorgung, aber die Gewinne bleiben bei den Konzernen hängen und kommen nicht bei den Landwirten an», betonte Fabian Gut die ungesunde Marktsituation.

Biofütterung mit vielen Fragezeichen

Zu angeregten Diskussionen führte die Biofütterung. So bemängelten die Raufutterhändler die fehlende Planbarkeit. Auch werde niemand investieren, wenn sich die Regeln ständig änderten und am Schreibtisch willkürlich entschieden werde. Gespannt wird die Ausgestaltung der Ausnahmebewilligung erwartet. Diese drohe zur Lex Soja zu werden.

Bereits im vergangenen Winter habe die uneinheitliche Vergabe von Ausnahmebewilligungen zu Schwierigkeiten geführt. So hätten einige Bioproduzenten direkt billigeres konventionelles Futter importieren dürfen, obwohl der Handel Biofutter im Grenzgebiet an der Hand hätte. Diese Betriebe würden sogar die Knospe erfüllen und dürften dennoch nicht in die Schweiz liefern. Auf der anderen Seite hätten andere zuerst jedes Biomondo-Inserat abtelefonieren müssen, um nachzuweisen, dass im Inland wirklich kein Futter verfügbar sei.