Nach einer Hitzeperiode gab es in der Nacht ein heftiges Gewitter, nun am frühen Morgen ist es angenehm kühl in der Altstadt von Schaffhausen. Der Wochenmarkt lockt mit seiner frischen Palette an Früchten und Gemüse die ersten Kunden an. Die Marktstände bilden eine überschaubare Formation entlang der Vordergasse.

"Unser Markt ist sicher nicht besonders gross, er hat jedoch in der Stadt Schaffhausen einen hohen Stellenwert, für viele Leute ist er ein beliebter Treffpunkt", meint Josef Würms. "Vor allem am Samstag trifft sich Jung und Alt auf dem Markt und in den Cafés nebenan."

Kirschenernte am Vortag

Der Obstbauer und Präsident der Schaffhauser Marktfahrervereinigung ist mit seinem Stand das ganze Jahr präsent – dies bereits seit 44 Jahren. Was ist heute anders als früher, wenn es ums Einkaufen auf dem Markt geht? "Für immer mehr Kunden ist es wichtig zu wissen, woher die Erzeugnisse stammen, aus welcher Gegend, oder sogar von welchem Hof", sagt Josef Würms. Gefragt sei Regionalität. Wobei dies auch relativ sei, Walliser Aprikosen etwa würden als regional gelten, weil sie in der Schweiz sonst kaum verbreitet sind und häufig importiert werden.

Auf dem eigenen Hof in Ramsen (SH) baut er mit seiner Frau hauptsächlich Obst an, sie sind spezialisiert auf Äpfel, die sie auch Läden und Firmen liefern. Derzeit haben sie auch eigene Kirschen im Angebot. Beeren und Aprikosen, die dazu gekauft sind, runden das Frischesortiment ab. Auch was Vielfalt und Saisondauer anbelangt, haben sich laut Würms die Kundenbedürfnisse verändert: So verkauft er den ganzen Sommer lang Erdbeeren, weil sie gefragt sind, obwohl sie hierzulande eigentlich nur eine kurze Saison haben. Generell stellt der Schaffhauser Obstbauer fest, dass das Einkaufen auf dem Wochenmarkt wieder im Trend liegt. «Allerdings kaufen die Leute heute kleinere Mengen ein und kommen dafür häufiger», präzisiert er. Was wohl nicht allen Kunden so ganz bewusst ist: Ein Marktvormittag ist für einen Betrieb aufwendig. "Für den heutigen Morgen haben wir gestern zu viert einen Tag lang Kirschen geerntet und vorbereitet", so Würms.

Persönlicher Austausch

Von aufwendigen Vorbereitungen erzählt auch Bernadette Graf-Schneller aus Rudolfingen. Die Biobäuerin, die zusammen mit ihrem Mann einen ­Gemüsebau- und Milchbetrieb nach Demeter-Richtlinien führt, erntet jeweils am Tag vor dem Markt, um Gemüse, Salate und Kräuter ganz frisch anbieten zu können. "Direkt an die Kunden zu verkaufen ist für mich eine grosse Motivation für die viele Arbeit, die in der Produktion steckt", meint Graf-Schneller.

Ein Markttag sei für sie eine Abwechslung von der Arbeit auf dem Hof, sie freue sich immer, wenn sie bekannte Gesichter sehe. "Eine Beziehung zu den Kunden ist mir sehr wichtig, ich könnte mir nicht vorstellen, in einen anonymen Pool zu produzieren." Manchmal stelle sie sich bereits beim Säen einer bestimmten Sorte vor, wer sich später über die Ernte besonders freuen wird.

Derzeit hat die Biobäuerin aus dem Weinland ein breites Angebot, unter anderem Fenchel, Gurken, Küttiger Rüben, Knoblauch, Knackerbsen, Zucchetti, Krautstiel und neue Kartoffeln. Ein kleinerer Teil der Produkte ist nicht selbst produziert, stammt jedoch von befreundeten Betrieben.

Umweltbewusste Kunden

Bernadette Graf-Schneller kommt seit 15 Jahren zweimal wöchentlich an den Markt nach Schaffhausen, der für sie Hauptverkaufskanal ist. Auch im Winter hat sie ein frisch geerntetes Angebot, bestehend vor allem aus Freiland-Nüsslisalat, Federkohl und verschiedenen Sorten Wurzelgemüse.

Die Rudolfingerin sagt, sie sei mit der Nachfrage zufrieden, der Wochenmarkt finde Anklang, saisonale Produkte würden geschätzt. Mehr noch: "Seit etwa drei Jahren kaufen immer mehr auch jüngere Leute bei uns ein". Zudem finde sie es sehr erfreulich, dass immer mehr Kunden für den Markteinkauf eigene Beutel oder Körbe mitnehmen.

Dass Marktgänger heute bewusster mit der Verpackung umgehen, erlebt auch Urs Meier aus Schaffhausen an seinem Käsestand: "Kunden nehmen manchmal ein Papier von zu Hause mit, um den Käse einzupacken, oder verwenden eines mehrere Male."

Urs Meier ist ebenfalls dienstags und samstags auf dem Schaffhauser Wochenmarkt zu finden, freitags hat er zudem einen Stand in Winterthur. Mit Erfolg, der Umsatz steige jährlich, wobei die Käuferschaft querbeet aus allen Altersschichten kommt. Einen landwirtschaftlichen Hintergrund hat er nicht.

Käse direkt von der Alp

Mit dem Käsemarktstand angefangen hat Urs Meier vor 33 Jahren, nachdem er auf einer Tour mit dem Mountain Bike zufällig den Kontakt zu einem Älpler geknüpft hatte. Seither tourt er regelmässig durch die Schweizer Alpen und kommt durch direkte Kontakte zu seinem beachtlichen Käsesortiment. Sein Angebot umfasst etwa 120 Berg- und Alpkäsesorten, hauptsächlich aus der Schweiz, einzelne auch aus dem Ausland.

Ein Dankeschön-Tag

Den Wochenmarkt in der Altstadt von Schaffhausen gibt es schon seit über hundert Jahren. Bis 1961 fand er auf dem Herrenacker statt. Später zog er auf den Münsterplatz, seit 1996 findet er nun an der Vordergasse statt, schwerpunktmässig auf der Höhe der Kirche St. Johann.

Bernadette Graf-Schneller schätzt das Verhältnis und die Stimmung unter den Marktfahrern: "Steigt einmal die Waage aus oder ist jemand mit dem Standaufstellen spät dran, hilft man sich gegenseitig aus." Für das gute Klima spricht auch der ­Dankeschön-Tag, den die Marktanbieter jährlich einmal gemeinsam durchführen. Dabei verteilen sie beispielsweise ein kleines Präsent aus ihrem Sortiment und bedanken sich auf diese Weise bei ihrer Kundschaft für die Treue.

 

 

Schaffhauser Wochenmarkt

 

  • Ort: Vordergasse, Altstadt Schaffhausen
  • Dienstag 7 – 11 Uhr, Samstag 7 – 12 Uhr
  • Saison: ganzes Jahr
  • 28 Stände, zusätzliche 3 saisonale

 

www.schaffhauser-wochenmarkt.ch