Das Jahr 2022 war geprägt von zahlreichen Herausforderungen, wie es diese in der Eierbranche seit Jahren nicht mehr gab. Nicht nur die Anzahl an Baustellen, sondern auch deren Komplexität und Ausmass machten der Branche zu schaffen.
Proaktiv und selbstbewusst erklären
Auf dem politischen Parkett gab es im Rahmen der Massentierhaltungs-Initiative zwar einen klaren Sieg der Vernunft an der Urne. Trotzdem gehen wir nicht davon aus, dass die Kritik an der Nutztierhaltung so bald verstummen wird. Im Gegenteil: Der Fokus auf diese dürfte sich infolge diverser Bestrebungen sowohl aus Tier- und Umweltschutzkreisen als auch aus der (Bundes-)Verwaltung gar noch verstärken. Umso wichtiger ist es, unsere Hühnerhaltung und die hohen Schweizer Tierwohlstandards proaktiv und selbstbewusst zu erklären, damit wir auch in Zukunft marktnah produzieren können.
Ein heftiges Auf und Ab
Womit wir beim Knackpunkt angelangt sind: Die aussergewöhnliche Marktlage hat uns dieses Jahr stark beschäftigt. Verlängerte Leerzeiten, reduzierte Tierzahlen und gar Kündigungen der Vertragsproduktion – all das machte den Eierproduzenten zu schaffen. Auch die Volatilität der Nachfrage brachte Produktion und Handel an die Grenzen. Die Marktentlastungsmassnahmen (Aufschlag- und Verbilligungsaktionen) wurden insbesondere im Sommer massiv überbeansprucht, während kurze Zeit später im Herbst das Importzollkontingent bereits aufgebraucht war. Durch die veränderten Rahmenbedingungen sind nun Ende Jahr Logistik und Lieferketten stark strapaziert. Dies auch infolge der zurzeit europaweit grassierenden Vogelgrippe.
Mahnmal Grossbitannien
Zusätzliche Kopfschmerzen verursachten und verursachen noch immer die stark gestiegenen Produktionskosten im Bereich Futter, Energie und Junghennen, die möglichst rasch, fair und vollumfänglich abgegolten werden müssen, damit die Versorgung mit Schweizer Eiern auch in Zukunft gewährleistet bleibt. Was passieren kann, wenn die Produktionskosten über längere Zeit nicht gedeckt sind, führt uns Grossbritannien vor Augen: Bauern stellen die Eierproduktion reihenweise ein und wegen der daraus resultierenden Eierknappheit sehen sich Supermärkte dazu gezwungen, den Verkauf zu rationieren.
Schwankungen in Zukunft besser ausgleichen
Man muss wissen: Den Eiermarkt ausgeglichen zu gestalten, ist bereits in normalen Jahren mit Nachfragespitzen an Ostern und Weihnachten eine grosse Herausforderung. Die Corona-Jahre haben den Markt zusätzlich verzerrt. Aufgrund des Überangebots von Schweizer Eiern bis weit in den Herbst dieses Jahres hinein und aufgrund der erwähnten Marktentlastungsmassnahmen waren aus unserer Sicht denn auch die Voraussetzungen für einen Antrag eines Zusatzkontingents für Konsumeier klar nicht gegeben. Das System und die Planung müssen unseres Erachtens grundsätzlich überdacht werden. Ziel muss sein, Nachfrageschwankungen und inländische Produktion in Zukunft besser auszugleichen.