Der vergangene Winter war gekennzeichnet durch eine besonders gering kumulierte Niederschlagsmenge, was schweizweit zu geringeren Wasserreserven führte. Die Entwicklung der Frühlingsvegetation hatte im mehrjährigen Vergleich einen Vorsprung von vier Tagen und kann als früh bezeichnet werden, schreibt der Schweizer Obstverband SOV in seinem Jahresrückblick.
Wenig Frostschäden
Die Blüte der Kirschbäume begann bereits Ende März. Der späte Wintereinbruch mit Schnee Anfang April schadete den Obstbaumblüten kaum. Auch in der Frostnacht am 4. April mit Temperaturen unter minus 2 Grad hielten sich die Schäden an den Obstbäumen in Grenzen, was daran liegt, dass vielerorts Frostschutzmassnahmen eingesetzt wurden. Betroffen war vor allem das Steinobst in der Nordwestschweiz, das schon blühte. Ab Mitte Juli wurde die Schweiz, wie auch der Rest Europas, von warmen Luftmassen mit Temperaturen von über 35 Grad heimgesucht. Einige Regionen litten unter der lang anhaltenden Trockenheit, während hingegen andere Gebiete lokal von einigen Niederschlägen profitierten.
Tafelkernobst: Im Vergleich zum Vorjahr startete die Ernte von Äpfeln und Birnen elf Tage früher. Die Erntemengen bei Tafeläpfeln und -birnen sind leicht unterdurchschnittlich. Die Tafelapfellagerbestände beliefen sich Ende November mit 54 645 Tonnen um 2355 Tonnen unter dem angestrebten Ziellagerbestand von 57 000 Tonnen. Bei den Tafelbirnenbeständen per Ende Oktober kann mit 9546 Tonnen von einer mittleren Ernte gesprochen werden, wobei die Sortenunterschiede gross sind.
Steinobst: Die Steinobstkampagne verlief erfolgreich und der SOV schaut auf ein gutes Erntejahr mit durchschnittlichen Erträgen zurück. Aufgrund der vielen Sonnenstunden war die Qualität der Früchte ausgezeichnet. Bei den Kirschen lag die geerntete Menge bei 2141 Tonnen, bei den Zwetschgen bei 3440 Tonnen. Durch die Hitzewelle im Juni und deren Einfluss auf die Kalibergrössen lagen die Mengen unter den Schätzungen. Bei den Aprikosen betrug die über die Händler abgewickelte Menge 6433 Tonnen und somit 23 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Ernte 2021 und 2017 frostbedingt sehr klein ausgefallen ist.
Beeren: Die Beerenernte fiel mit 10 584 Tonnen gut aus und die gesamte Beerenfläche ist um drei Prozent gewachsen. Die diesjährige Hitzeperiode hatte nur geringen Einfluss auf die Erntemengen, da die nächtlichen Temperaturen meist absanken und die Pflanzen und Früchte gut versorgt und geschützt werden konnten. Die Qualität der Beeren war ausgezeichnet. Beeren erfreuen sich weiterhin wachsender Beliebtheit bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Allgemein wird festgestellt, dass die Beeren zum festgelegten Richtpreis stark unter Druck stehen und Rabatte und Aktionen immer mehr zur Regel werden.
Krankheiten und Schädlinge
Bereits bei Beginn der Kirschenernte war der Befallsdruck durch die Kirschessigfliege (KEF) schweizweit sehr hoch. Die KEF hatte sich in den feuchtwarmen Perioden explosionsartig verbreitet und führte zu Ernteausfällen. Am stärksten betroffen waren ungeschützte Anlagen – insbesondere die Hochstamm-Kirschbäume und die mittelspäten bis späten Aprikosen.
Die Notfallzulassung für das Pflanzenschutzmittel Insegar, zur Bekämpfung des Pflaumenwicklers, verhinderte einen grösseren Ernteausfall bei den Zwetschgen.
Bei den Beeren war der Krankheitsdruck hingegen eher gering, ausgenommen Mehltau, bei welchem der Druck sehr hoch war und der teilweise nur schwer unter Kontrolle gebracht werden konnte. Der Spinnmilbenbefall und der Thrips wurden durch die Hitze und die Trockenheit begünstigt. Weichwanzen, die ebenfalls wärmeliebend sind, wurden dieses Jahr vermehrt angetroffen.