Die Nachfrage nach Tränkekälbern ist stärker zurückgegangen, als das Angebot wegen der rückläufigen Anzahl Kühe gesunken ist. Die saisonalen Höchstpreise erreichen nicht mehr das Niveau der Vorjahre und die Periode, in welcher tiefe Preise bezahlt werden, dauert eher länger. Im Durchschnitt der zwölf Vormonate ist der Preis für AA-Tränker zurzeit mit Fr. 9.35 rund zwei Franken tiefer als Anfang 2022. Bei den A-Tränkern ist der Erlös im Schnitt um Fr. 1.30 auf Fr. 3.90 gesunken.

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Weniger Kalb gegessen

Die Gründe dafür sind vielfältig. Der wichtigste ist der Rückgang des ­Konsums von Kalbfleisch. Diesen Sommer ging es lange, bis das im Frühjahr eingefrorene Kalbfleisch ausgelagert werden konnte. In der Milchviehzucht wird vermehrt gesexter Samen eingesetzt und der Einsatz von Mastrassengenetik hat stark zugenommen. Es gibt nun mehr Kälber mit Mastrassenabstammung, als von der Rindermast nachgefragt werden. Ein beachtlicher Teil dieser Kälber wird in der Saison mit vielen ­Abkalbungen in die Kälbermast verkauft. Hier ist die Wertschöpfung weniger hoch als bei einem Verkauf in die Rindermast.

Qualität bekommt mehr Gewicht

Die Branche hat reagiert und die Handelsklassen angepasst. Die Kategorie AB mit Mastrassentypen, welche in die Kälbermast verkauft werden, soll aufgewertet werden. Die zweite wichtige Neuerung ist die Einführung der Kategorie Spez. In diese Kategorie werden sehr schöne Milchrassetypen eingeteilt. Mit Einführung der neuen Tabelle soll dem allgemeinen Zustand der Kälber stärker Beachtung geschenkt werden. Demgegenüber soll die Abstammung bei Zuteilung in die Handelsklasse an Bedeutung verlieren.

Damit wird noch wichtiger, dass gesunde und fitte Kälber in den Handel  gebracht werden. Eine grosszügige Gabe von Kolostrum in den ersten Stunden nach der Geburt ist entscheidend für einen guten Start ins Leben und stärkt das Immunsystem für das ganze Leben. Weiter ist wichtig, dass die Handelstränker das Mindestalter von 21 Tagen nicht unterschreiten und mit dem Zielgewicht von 70 bis 80 Kilogramm auf den Markt gebracht werden.

Neben der Qualität hat die jahreszeitlich unterschiedliche Marktlage einen Einfluss auf die Einteilung in die Handelsklassen. Ob ein Kalb mit Mastrassenabstammung als AA-Tränker für die Grossviehmast oder als AB-Kalb für die Kälbermast gehandelt wird, hängt nicht nur von seiner Qualität ab, sondern auch von Angebot und Nachfrage. In den letzten Jahren hat der Einsatz von Angus-Genetik zugenommen. Kälber mit dieser Abstammung sind eher frühreif und nicht von allen Rindermästern gern gesehen. Im Sommer bei knappem Angebot an Mastrassetränkern werden diese Tiere möglicherweise zum AA-Preis gehandelt. Bei grösserem Angebot werden sie künftig noch mehr als bisher zum AB-Preis gehandelt. Hier ist der aktuelle Preis Fr. 3.50 tiefer als in der Kategorie AA.

Tränker selber behalten

Mastrassenabstammung ist also keine Garantie, ein Kalb in den besten Kanal verkaufen zu können.  Ein Punkt, den es bei der Auswahl des Mastrassenstiers zu beachten lohnt.

Im kommenden Winter könnte es wie in den Vorjahren vorkommen, dass nicht genügend Mastplätze vorhanden sind. Tränker auf dem Geburtsbetrieb behalten, abtränken und selber mästen kann deshalb eine sehr sinnvolle Alternative zum Verkauf sein.