Die Genossenschaft Gemüseerzeuger Seeland (GES) stellt sich für die Zukunft neu auf. Dies bestätigt Sam Zurbrügg, Geschäftsführer der GES, auf ­entsprechende Anfrage der BauernZeitung. Die 74 Mitgliedsbetriebe zählende Genossenschaft hat an einer ausserordentlichen Generalversammlung beschlossen, ihr Geschäft auf eine neue Basis zu stellen.

Dazu wird eine neue Aktiengesellschaft gegründet, welche die Vermarktung der Erzeugnisse eigenverantwortlich an die Hand nehmen wird. Um mehr Wertschöpfung auf den Betrieben zu erzielen, wurden zudem neue Cluster-Betriebe gebildet, welche nun die Produkte ­direkt auf den Betrieben verkaufsfertig aufbereiten, teilt Sam Zurbrügg mit.

Neu gibt es zwei Partner, anstelle einem

Die ausgelagerten Plattform-Dienstleistungen Waschen, Sortieren, Verpacken und Logistik wurden im letzten Herbst nach zehn Jahren neu ausgeschrieben. Den Zuschlag für die Logistik erhielt nach einem detaillierten Evaluationsverfahren die Firma Schwab-Guillod AG, Müntschemier. Die Aufbereitung der Produkte, welche nicht auf den Betrieben fertig gemacht werden, erfolgt neu ebenfalls bei Schwab-Guillod sowie bei der Proveg AG, Ried bei Kerzers. Bereits in der anstehenden Saison übernehmen die neuen Partner einige Teile der Verarbeitung des GES-Sortiments.

Die Trennung erfolgt Ende Jahr

Der bisherige Dienstleistungspartner (DLP) bleibt noch bis Ende Jahr im Parallelbetrieb an Bord. «Alles läuft in geordneten Bahnen», betont Sam Zurbrügg und will damit wohl anderslautenden Meinungen den Wind aus den Segeln nehmen. Der Name des DLP ist der Redaktion bekannt, er darf wegen einer internen Vereinbarung zwischen der GES und dem DLP jedoch nicht genannt werden.

Am Anfang stand die Karotte

Ursprünglich wurde die GES im Jahr 2011 mit dem Ziel gegründet, den Karottenanbau im Seeland erhalten und stärken zu können. Das Geschäft mit dem Frischgemüse kam drei Jahre später dazu. Bei der Gründung wurde davon ausgegangen, dass die Bauern ihre Waren selbst vermarkten können. Das Geschäftsmodell mit dem Dienstleistungspartner war jedoch so angelegt, dass dies immer weniger möglich war. «Der Produzent hatte keinen direkten Zugang zum Markt, damit war ein wichtiges Ziel nicht erreicht», bedauert Sam Zurbrügg. Die Waren wurden dem Dienstleistungspartner verkauft, ohne etwa bei Warenüberschuss auf dem eigenen Betrieb Einfluss auf Aktionen usw. nehmen zu können.

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Die Existenz der GES war in Gefahr

Die Genossenschaft Gemüseerzeuger Seeland selbst verzeichnete keinen Umsatz, sondern erhielt lediglich einen kleinen Prozentsatz als Marketingbeitrag, um die Geschäftsstelle zu betreiben. «Aufgrund der stetig härter gewordenen Marktbedingungen konnte dieses betriebswirtschaftliche Konzept für die GES so auf Dauer nicht aufgehen und die zukünftige Existenz der Genossenschaft wäre bedroht gewesen», erklärt der Geschäftsführer.

Die Gründung benötigt viel Zeit

Die strategischen Änderungen seien deshalb nötig geworden. Sie werden das Geschäft komplett auf eine neue Basis stellen. Momentan läuft der Prozess zur Gründung der Gemüseerzeuger Seeland AG. Alle 74 Genossenschaftsmitglieder haben das Recht, Aktien zu zeichnen. Entsprechend komplex und aufwendig ist der Vorgang und braucht viel Zeit.