Frau Hurni, es gibt immer mehr Angebote im Internet, wo Bauern ihre Hofländen präsentieren und eintragen können. Finden Sie das als Ergänzung zu einer eigenen Website sinnvoll?
Renate Hurni: Ich finde Übersichtsseiten für eine gewisse Region, wo viele Direktvermarktungs-Angebote aufgelistet sind, sinnvoll. So finden Kunden ein spezielles Angebot vielleicht einfacher.
Einige dieser Angebote sind kostenpflichtig. Wie findet man den richtigen Anbieter?
Wenn ich selbst nicht PC-affin bin und dort mein Profil längerfristig bewirtschaftet wird, kann man sich das überlegen. Wichtig ist aber sicher die Frage der Kosten. Das heisst, wie viele Salate oder Konfitüren muss ich verkaufen, um diese Investition zu decken und noch etwas zu verdienen?
Wie ist es mit einem eigenen Onlineshop?
Ein Betrieb muss nicht zwingend einen eigenen Onlineshop haben (vergleiche Interview mit dem Fachmagazin die grüne). Sinnvoll ist ein sauberer Internetauftritt mit den Öffnungszeiten und dem Angebot. Beim Onlineshop wird es rasch komplex mit den Anforderungen des Lebensmittelgesetzes. So müssen z. B. ab nächstem Jahr alle Produkte, die ausserhalb eines Perimeters von 50 km verkauft werden, mit Nährwerttabellen versehen sein. Wir haben an Fachtagungen festgestellt, dass Kunden, die etwas aus einem bestimmten Hofladen wollen, dort auch hinfahren.
Wie stehen Sie Zwischenhändlern gegenüber, die Hofprodukte von und für Bauern weiterverkaufen?
Hier stellt sich für mich die Frage, ob die Wertschöpfung wirklich beim Bauern oder der Bäuerin bleibt oder zum Zwischenhändler abfliesst. Ausserdem sind die Anforderungen an Menge und Qualität der Produkte meist hoch. Gut finde ich, dass Zwischenhändler wie Farmy das Bewusstsein dafür gestärkt haben, dass Hofprodukte etwas kosten dürfen und Kunden bereit sind, diesen Preis zu zahlen.
Renate Hurni ist Betriebsökonomin FH und berät am Inforama Seeland im Kanton Bern zu den Themen Direktvermarktung und Agrotourismus.