Extreme Wetteränderungen, Wind, grosse Temperaturschwankungen und Regen ohne Ende – all dies hat die Saison der Bienen und die Arbeit der Imker beeinflusst. «Das Wetter gibt den Takt an», sagt Martin Flepp. Er ist hauptberuflich Imker und der Honigverkauf ist sein Einkommen. Seine Bienenstöcke befinden sich in Disentis und Somvix. Unter dem Namen «Melalpin» betreut er 80 Bienenvölker für die Honigherstellung. Einige weitere Völker betreut er für die Zucht von Königinnen und zur Volkserneuerung.
Von der Natur abhängig
«Diese Saison war eine Strapaze für die Bienen», sagt Martin Flepp, der vor zehn Jahren mit der Imkerei begann. Anfangs war es nur ein Hobby. Mit der Zeit hatte er so grosse Freude daran, dass er sein Hobby zum Haupterwerb machte. Wie Flepp erklärt, war die Saison 2021 sehr schlecht. Verglichen mit den letzten Jahren könne er heuer nur rund einen Drittel des Honigs ernten.
«Wir hatten gute Jahre, so kann ein schlechtes Jahr das Geschäft nicht gleich ruinieren», so der Imker. Er lässt sich nicht entmutigen und sagt: «Wir können die Produktion der Bienen nicht beeinflussen. Wir können die Bienen nur unterstützen, so dass sie so gut wie möglich arbeiten können. Den Nektar sammeln die Bienen und wenn er nicht vorhanden ist, dann ist das halt so. Honig ist ein Produkt – Natur pur.»
Grosse Strapazen für die Bienen
Laut Martin Flepp hat die Saison für die Bienen bereits Mitte Februar begonnen – das sei sehr früh. Dann hätten sie schon damit begonnen, sehr viel Brut zu legen und dies sei enorm anstrengend für die Bienen. Sie müssen nämlich die innere Temperatur von 20 auf 35 Grad Celsius erhöhen. «Die Larven brauchen Nahrung und Pflege. Für die Bienen ist diese Zeit eine Strapaze. In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass die Bienen immer früher ihre Brut legen», erklärt der passionierte Imker.
Aber auch später hat es mehrere Wetter- und Temperaturextreme gegeben. All dies war sehr anstrengend für die Völker und hat ihre Arbeit enorm beeinflusst. Sie kamen im Frühling kaum dazu, Nektar einzubringen und auch in den Sommermonaten sei es kaum besser gewesen. «Regen und immer wieder heftige Gewitter haben den Nektar fortwährend von den Blumen gewaschen», erklärt Flepp. Wie er von Kollegen weiss, sei die Saison 2021 für die Imker im Unterland noch schlechter gewesen als für jene in den alpinen Regionen.
Dieses Jahr reicht es nur für die Stammkundschaft
Seinen «Melalpin» verkauft Flepp an seine Stammkundschaft und an Märkten. Vor zehn Jahren besuchte er pro Jahr rund 25 Märkte. Als sein Honig bekannter wurde, reduzierte er auf zwölf Märkte. Dieses Jahr hingegen wird er wohl mangels Honig alle Märkte streichen müssen. Das, was er heuer produzieren konnte, wird Flepp auf seine Stammkundschaft aufteilen: «Jeder Einzelne wird mit weniger zufrieden sein müssen, ich hoffe auf Verständnis für die Natur.»
Honig vom Frühling fehlt
Ähnlich ergeht es Albert Pfister. Auch er möchte zuerst seine Stammkunden bedienen und sagt: «Heuer ist der Bienenhonig sehr begehrt.» Der Imker aus Schlans besitzt seit 20 Jahren Bienenvölker. Für ihn war es jedoch immer «nur» ein Hobby, das ihm grosse Freude bereitet. Er sieht die Imkerei nicht unbedingt als eine Einkommensquelle.
Auch in Schlans hatten das Wetter und die extremen Änderungen grossen Einfluss auf die Honigproduktion. «Es war schon eher ein trauriger Sommer für die Bienen. Wir hatten kaum 15 Tage schönes Wetter und die Bienen konnten nicht fliegen, als die Blütezeit schön gewesen wäre», so Pfister. Er konnte nur eine anstatt zwei Ernten einholen, jene vom Frühling fehlt komplett. Der Bienenhonig aus Schlans – den er «aur dallas flurs» (Blumengold) nennt – ist dieses Jahr also selten und auch Pfister hofft auf das Verständnis seiner Kunden.
