Ein Steuerungsinstrument für Ölsaaten sei weiterhin sinnvoll, aber keine Kontingentierung, sagte Fortunat Schmid, Leiter Geschäftsbereich Fenaco Getreide, Ölsaaten, Futtergetreide. Er war als Referent am Getreidehöck in der Landi Weinland zu Gast. «Eine Beschränkung der Anbaumengen bei den Ölsaaten ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig. «Wir brauchen alles.»

Presskapazitäten steigen

Deutlich erhöht wird für das kommende Jahr die Vertragsmenge bei den Sonnenblumen. In den vergangenen Jahren gab es Engpässe bei den Presskapazitäten der Ölwerke.

Abhilfe ist in Sicht, denn die Baselbieter Ölmühle Florin baut im bernischen Herzogenbuchsee ein zweites Presswerk. Dadurch steigt die Verarbeitungskapazität um 50'000 t. Die Inbetriebnahme ist auf 2025 geplant. «Das heisst, wenn alles glatt läuft, so dass die Ernte 2024 schon dort gepresst werden kann, muss die Zuteilung schon im Juni 2023 erfolgen», sagte Fortunat Schmid.

Angespannte Beziehung zur EU erschwert Import

Angesichts der Stagnation im Getreide- und Ölsaatenanbau, klagt Fortunat Schmid nicht über den Ökokurs des Bundesamts für Landwirtschaft. Das sei ein Fakt. «Um das Ruder herumzureissen, ist es zu spät», so seine klaren Worte. Der tiefe Selbstversorgungsgrad liesse sich laut ihm auch mit Umpflügen von Ökowiesen kaum steigern. «Halten Sie den Konsumenten die Stange», meinte Schmid.

Das Wichtigste sei, eine möglichst hohe Wertschöpfung herauszuholen und angesichts des hohen Importbedarfs insbesondere in der Schweine- und Geflügelhaltung den Nachschub aus den europäischen Ländern zu sichern. Nicht gerade förderlich dabei seien die angespannten Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU, vermerkte Schmid.

Rohstoff- und Preishype - wie lange noch

Mit Volatilitäten im Rohstoffhandel haben die Händler gelernt umzugehen, so Fortunat Schmid. Aber seit 24 Monaten bewegen sich die Weltmarktpreise für Weizen im «Sägezahn-Modus» Richtung eines historischen Höchststandes. In den Jahren 2018 bis 2019 lagen sie bei rund 194 Euro pro Tonne, jetzt übersteigen sie zeitweise die 400-Euro-Marke. Dazu komme der Krieg in der Ukraine – dem Brotkorb der Welt. Das stelle Länder wie Ägypten und Indien, die in hohem Masse von diesen Importen abhängig sind, vor grosse Probleme.

Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz beim Brotgetreide ist in guten Jahren über 80 %. Diesbezüglich ist die Versorgung kein so grosses Problem. Hoch ist jedoch der Importbedarf bei Futtergetreide, Mais und Soja. Der Anteil europäischer Herkunft bei Soja beträgt 80 %. Die Fenaco ergänzt diese mit nachhaltig zertifizierter Überseeware aus Brasilien. Diese ist heuer aber aufgrund der dortigen Trockenheit nur in kleinen Mengen verfügbar.

Lieferprobleme verschwinden nicht von heute auf morgen

«Länder wie Belgien oder die Niederlande, die vor dem Krieg von Russland und der Ukraine Mais kauften, sorgen nun anderswo für Rohstoffnachschub und konkurrieren damit unsere Beschaffung», so Schmid. Die Fenaco hat Tochtergesellschaften, die unter dem Namen Swiss Grana Group firmieren, in Rumänien, Ungarn und der Tschechischen Republik. «Sie gewährleisten uns ergänzend zum Inlandangebot den Rohstoffbedarf.» Aber das grösste Problem seien momentan Lieferschwierigkeiten und die Logistik. Diese würden in den nächsten Jahren noch nicht überwunden sein.