«Es wird keine Stallbauverbote oder sonstigen Regulierungen durch den Bund geben», stellt Urs Haslebacher dezidiert fest und fügt an, die Branche müsse ihre Probleme selber in den Griff bekommen. Passiere das nicht, bestehe schon im Herbst wieder die Gefahr, dass sich die Schweine in den Ställen stauen. Neben schlechten Preisen birgt dies auch die Gefahr von Tierschutzproblematiken.

Preise steigen

Markt erholt sich Endlich steigende Preise bei den Schlachtschweinen Thursday, 23. March 2023 Zwar läuft es im Moment etwas besser, die Preise steigen und die Nachfrage ist gut, dennoch stellt Haslebacher ein gewisses Marktversagen fest: «Aktuell müssten die Jager aufgrund der grossen Nachfrage und des kleinen Angebots eigentlich teurer sein, aber Handel und Mäster klemmen den dringend nötigen Preisanstieg ab, solange die schweren Schweine nicht teurer werden.» Doch genau diese teuren Jager sollten dann eigentlich dazu führen, dass weniger erfolgreiche Mäster ihre Ställe nicht mehr füllen würden. «Doch der Mäster ist schneller darin, den Händler zu wechseln und sich ein besseres Angebot zu suchen», erklärt Haslebacher die Macht der Mäster. Darum gehe der Handel in der Regel mit den Mästern pfleglicher um als mit den Züchtern.

Betriebe steigen nicht aus

Der Hof von Urs Haslebacher liegt im Bernischen Lohnstorf, thront oben am Hang mit einem herrlichen Blick über das gesamte Gürbetal von der Stadt Bern bis hinauf zu den Alpen. Es scheint der richtige Ort, hier oben, um weitsichtige Visionen zu entwickeln. «Ich habe mir lange Gedanken gemacht, wie der Schweinemarkt wieder zum Funktionieren gebracht werden kann», betont er. Wichtig sei es ihm, dass es langfristig wirke und auf Freiwilligkeit setze.[IMG 3]

Er hat selber einen grossen Zucht- und Mastbetrieb, produziert auch für einen Ferkelring und wusste, kommt er mit einer Idee, dann würden ihm wohl auch Eigeninteressen vorgeworfen werden. «Wie jeder andere professionelle Schweinezüchter und -mäster will ich meine Ställe immer voll haben», betont er. Es mache wirtschaftlich keinen Sinn, Buchten leer zu lassen. Löhne, Gebäudekosten und Arbeitszeit blieben dadurch unverändert. Die Professionalisierung hat auch dazu geführt, dass der Schweinezyklus nicht mehr funktioniert. Die Betriebe haben investiert, müssen Schulden tilgen und Löhne bezahlen. Viele haben keine Wahl, sie müssen weiter produzieren.

Ausstieg beschleunigen

Und dort will Urs Haslebacher mit seinem Konzept ansetzen. Wer seinen Stall leer lässt, soll von denjenigen Züchtern entschädigt werden, die weiter produzieren und durch das kleinere Angebot bessere Preise für ihre Jager bekommen. «Meine Idee ist es, dass wir Anreize setzen und damit den natürlichen Strukturwandel beschleunigen», betont Haslebacher. Um den Zuchtfortschritt zu kompensieren, aber auch den Rückgang beim Konsum, müssten Jahr für Jahr 1000 Muttersauen aus der Produktion genommen werden. Gehe man von einer Entschädigung von beispielsweise 1000 Franken pro leeren Zuchtsauenplatz aus, dann koste es die Branche im Jahr eine Million Franken, um den nötigen Produktionsabbau zu bewirken. Bei jährlich 2,5 Mio Jagern und Mastschweinen sollte das leicht zu finanzieren sein.

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Junge sind betroffen

Zum Vergleich: Aktuell rechnet Suisseporcs mit einem Wertschöpfungsverlust von rund 200 Mio Franken gegenüber einem guten Schweinejahr. Ausserdem sind die Phasen mit tiefen Preisen immer länger geworden und die hohen Preise blieben immer kürzere Zeit bestehen. Auch das führte zu einem Wertschöpfungsverlust. «Die Regulierung des Marktes muss über die Zuchtbetriebe passieren», ist Haslebacher überzeugt. Und der Mechnismus müsse schneller und flexibler auf das Marktgeschehen reagieren können, als das heute der Fall ist. Darum schlägt er vor, eine Kommission zu gründen, die je nach Marklage die Abzüge auf den Jagern sowie die Entschädigungshöhe für leere Ställe festlegt.

Bis zum Bankrott

Gelingt es, das Jagerangebot zu reduzieren, steigen die Preise und somit entfällt auch der Sog durch die Mastbetriebe, welcher die Zucht befeuert. Denn trotz Tiefpreisen und unrentabler Mast, die Ställe werden auch dort nach wie vor gefüllt, und es sind zu viele Mastplätze vorhanden. «Wir haben nicht mehr die gemischten Betriebe, die halt ein paar Kühe mehr halten und die Schweine abbauen», erklärt Urs Haslebacher das Marktversagen. Aktuell werde produziert bis zum Bankrott und das treffe vor allem junge, motivierte Landwirte, die soeben den Betrieb übernommen hätten und noch keine Reserven bilden konnten. Darum sei es wichtig, dass der Abbau der Produktion auch sozialverträglich gemacht werde, und dazu biete die Stillegungsentschädigung die Möglichkeit.

Stilllegungsentschädigung für Zuchtställe
Damit sich die Marktlage langfristig verbessert, braucht es eine Reduktion des Sauenbestands. Urs Haslebacher rechnet in seinem Konzept damit, dass bei einem Gesamtbestand von 100'000 Sauen jährlich rund 1000 Plätze aus der Produktion genommen werden müssen. Damit sollte eine Inlandversorgung von 92 Prozent angepeilt werden.

Finanzierung durch Züchter
Urs Haslebacher setzt in seinem Konzept auf Anreize für Züchter, die sich einen Ausstieg aus der Produktion sowieso schon überlegen. Ihr Entscheid soll mit einer Prämie erleichtert werden. Finanziert wird diese durch die anderen Züchter, die pro Jager einen Franken in die Finanzierung der Stilllegungsprämie investieren. Konkret soll eine Kommission Stilllegungsprämie (KSE) gegründet werden. Sie verfolgt regelmässig die Marktentwicklung. Stellt sie fest, dass zu viele Jager produziert werden, legt sie eine Prämie fest für ausstiegswillige Produzenten. Ein Aussendienstmitarbeiter besucht den interessierten Betrieb. Er erhebt Gebäudenummer mit Anzahl Plätzen (Abferkel-, Galtsauen- Jagerplätze). In einem privatrechtlichen Vertrag kann detailliert geregelt werden, wann der Stall leer sein soll, welche Zahlen und Dokumente vom Betrieb regelmässig eingereicht werden müssen usw. Wenn die Ställe leer sind, besucht er den Betrieb wieder und bestätigt dies. Der Betrieb bekommt anschliessend das erste Geld ausbezahlt.

Die Auszahlung erfolgt über 10 bis 15 Jahre. Der Betrieb muss regelmässig mit den abgemachten Dokumenten belegen, dass in den Ställen keine Zuchtschweine sind oder er wird regelmässig kontrolliert. Falls er dies nicht erfüllt, wird nicht mehr ausbezahlt. So kann der Betrieb auch jederzeit wieder in die Produktion einsteigen. Es ist auch möglich, nur einen Teil der Plätze auf einem Betrieb aus der Produktion zu nehmen.

Langfristige Wirkung
Sind als Entschädigung beispielsweise Fr. 1000.– pro leeren Muttersauenplatz vorgesehen, bedeutet dies bei Arbeitsteiliger Ferkelproduktion Fr. 1400.– pro Abferkelbucht, Fr. 470.– sowie Fr. 35.– pro Jagerplatz. Verteilt wird dieses Geld über 10 bis 15 Jahre, um eine langfristige Wirkung zu erzielen.

Zum gesamten Konzept von Urs Haslebacher