Der Konsument hat sich verändert. Sass früher die ganze Familie am Tisch und nahm zu festen Zeiten ihre Mahlzeiten gemeinsam ein, wird heute rund um die Uhr gegessen – von der Hand in den Mund sozusagen. Entsprechend wird auch Käse immer seltener in grossen Mengen gekauft, sondern eher in handlicher Snackform. Auch Emmentaler kommt darum neu verpackt als kleine Portion in Scheiben oder Würfeln auf den Markt. Weitere Produkte sind geplant, um dem veränderten Konsumbedürfnis gerecht zu werden – der Emmentaler AOP will wieder näher zum Konsumenten.

Referenzmenge bleibt

Kaum eine Käsesorte musste durch die Marktöffnung und die turbulenten Zeiten so viele Federn lassen wie der Emmentaler. Das hat Spuren hinterlassen bei den Käsereien und den Milchproduzenten. Unter der tiefen Verkäsungsquote von nur noch 35 Prozent ächzt die gesamte Branche. Obwohl auf der verbliebenen Menge die Wertschöpfung stimmt, die Verwertung der übrigen 65 Prozent Milchmenge bringt so manche Bilanz in Schieflage. An der Delegiertenversammlung von Emmentaler Switzerland vergangene Woche stellte darum die Sortensektion der Emmentaler Milchproduzenten den Antrag, die Referenzmenge linear zu kürzen. Mit der beantragten Kürzung um 30 Prozent wäre die Freigabe wieder in einem ähnlichen Bereich gelegen wie bei der Einführung der Mengensteuerung im Jahr 2016. Der Antrag fand bei den Delegierten kein Gehör.

Nicht zu beeinflussen

Die Delegiertenversammlung findet ohne Medien statt. Über die Beschlüsse der Versammlung wird einerseits in einer Medienorientierung informiert. Andererseits besteht die Möglichkeit, in einem Pressegespräch mit dem Direktor von Emmentaler Switzerland, Urs Schluechter, sowie Vizedirektor Alfred Rufer weitere Fragen zu klären. Beide schauen auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück. Insbesondere im Export setzten dem Emmentaler-Markt Faktoren zu, die sich nicht beeinflussen lassen.

Mengensteuerung ist zentral

Das wichtigste Exportland für Emmentaler AOP ist Italien, und allein hier musste ein Absatzminus von 15 Prozent verkraftet werden. Zentraler Punkt, die Wertschöpfung der verbliebenen Käsemenge zu erhalten, bleibt darum die Mengensteuerung. Einerseits ist die Lagerhaltung teuer, andererseits droht bei Überproduktion ein Preiszerfall, den die Sortenorganisation verhindern will: «Lagert irgendwo in einem Keller Käse, der dringend weg muss, gibt dies dem Handel die Möglichkeit, den Preis zu drücken», betont Urs Schluechter die Problematik.

Doch den Kopf in den Sand stecken will Emmentaler Switzerland nicht. Es herrscht Aufbruchstimmung, und man sucht sein Heil in neuen Konsumtrends, die den Emmentaler wieder beflügeln sollen.

In Zahlen

13 220 Tonnen Emmentaler AOP wurden im vergangenen Jahr hergestellt. Vor zehn Jahren waren es 21 112 t.
95  Käsereien sind Mitglied von der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland – 42 weniger als vor zehn Jahren.
150  Tonnen Emmentaler AOP stellte vor zehn Jahren eine Käserei im Schnitt her. Heute sind es noch 139 Tonnen.
82,09  Prozent des 2023 produzierten Emmentalers erreichen 19–20 Punkte.
6,80  Prozent der Schweizer Käseproduktion ist Emmentaler AOP.
12,2 Prozent des 2023 exportierten Käses ist Emmentaler AOP – dies sind 8995 t.

Ausgezeichnete Käser

Folgende Käsereien konnten von der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland für ihre hervorragende Käsequalität während des gesamten Geschäftsjahres ausgezeichnet werden:

Award Gold: 19,875 Punkte, Käserei Höhe, Signau, Alfred und Barbara Schenk-Zysset (Affineur, Cremo SA/von Mühlenen AG); 19,875 Punkte, Käserei Schmid AG, Buttisholz, Erwin Schmid (Intercheese AG).

Award Silber: 19,750 Punkte, Käserei Guntershausen, Guntershausen, Bernhard Näf (Gourmino AG); 19,750 Punkte, MBB Trutiger Chäsi, Sempach-Station, Bruno Dubach (Intercheese AG).

Award Bronze: 19,708 Punkte, Wildberg Käse AG, Wildberg, Simon Lehmann (Alibona AG/Gourmino AG); 19,708 Punkte, Käserei Engelburg AG, Engelburg, Michael Wick und Roland Schlegel (Alpenswiss AG); 19,708 Punkte, Käse vom Schöpfer AG, Käserei Kleinstein, Werthenstein, Albert und Silvio Schöpfer (Gourmino AG).

Award Diplom: 19,667 Punkte, Käserei Ursenbach, Ursenbach, Karl Thoma (Hardegger Käse AG); 19,625 Punkte, Käserei Seetal AG, Hämikon, Walter und Manuel Lang, Adrian Willimann (Emmi Schweiz AG); 19,583 Punkte, REK AG, Käserei Oberbütschel, Theo Zbinden (Milka Käse AG); 19,583 Punkte, Käserei Uebeschi, Stefan Keusen (Emmi Schweiz AG).

Weitere Informationen:
www.emmentaler.ch