Es sind schwierige Zeiten für die Landwirtschaft. Am besten belegen dies die Auswertungen von Buchhaltungsdaten durch die Zentrale Auswertung Agroscope. Es ist eine Vergangenheitsbetrachtung von rund 2243 Betrieben aus dem Jahr 2023. Deren Buchhaltungszahlen wurden hochgerechnet auf rund 32 000 sogenannte kommerzielle Einzelbetriebe und Betriebsgemeinschaften.

70 Prozent haben 90 % des Tierbestands

Diese 70 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaften 86 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche und halten 90 Prozent des totalen Tierbestands. Kleinere Betriebe sind demnach nicht Teil der Stichprobe. Die Zahlen 2023 zeigen, dass das landwirtschaftliche Einkommen 2023 auf Vorjahresniveau stagniert. Es betrug im Durchschnitt 79'700 Franken je Betrieb.

Der Arbeitsverdienst pro Familienarbeitskraft sank gegenüber 2022 um 2,4 Prozent auf 54'800 Franken. Dabei zeigten sich wie schon in den Vorjahren grosse regionale Unterschiede. Mit 71'700 Franken war der Arbeitsverdienst von den Talbetrieben 48 Prozent höher als in der Hügelregion (48'500 Franken) und um 84 Prozent höher als in der Bergregion (39'100 Franken).[IMG 2]

Zinsen und Stromkosten

Die gestiegenen Aufwandpositionen waren insbesondere die Zinsen für die Liegenschaften und der Zinsanspruch für das eingesetzte Eigenkapital sowie der Energieaufwand inklusive Elektrizitätskosten.

Auf der Ertragsseite litten die Talbetriebe 2023 unter den schwierigen Wetterverhältnissen im Acker-, Obst- und Frischgemüsebau. In den Hügel- und Bergzonen konnten die Betriebe aufgrund der etwas höheren Milchproduzentenpreise und der leichten Erholung des Schweinemarkts das Einkommen minimal erhöhen.

Ende Jahr wird es knapp

Im Vergleich zur oben abgebildeten Erfolgsrechnung (Ertrag minus Aufwand) fokussiert die Agroscope-Mittelflussrechnung auf die Veränderung der liquiden Mittel. Um es vorwegzunehmen: Ende 2023 stand weniger Geld als Anfang Januar 2023 zur Verfügung. Es gab einen Mittelabfluss der in der Bilanz ausgewiesenen flüssigen Mittel zwischen Jahresanfang und -ende von 5'400 Franken pro Haushalt.

Schere öffnet sich

Im Dreijahresmittel von 2021 bis 2023 erzielten die Familienarbeitskräfte in der Landwirtschaft tiefere Löhne als Arbeitnehmende im zweiten und dritten Sektor. Im Talgebiet sind es 12 Prozent weniger, in der Hügelregion 39 Prozent und im Berggebiet gar 44 Prozent weniger. Der Abstand zum Vergleichslohn hat sich in allen Regionen vergrössert.

«Nachdem sich der Arbeitsverdienst von 2015 bis 2021 an den Vergleichslohn angenähert hat, geht die Entwicklung in 2022 und 2023 wieder auseinander», sagte denn auch Daniel Hoop von Agroscope.

Ein Drittel von auswärts

Immer mehr tragen ausserlandwirtschaftliche Einkommen zum Erhalt der Bauernbetriebe bei. Gegenüber 2022 stieg im Jahr 2023 dieser Einkommensbestandteil um 5,5 Prozent. «Die Steigerung des Gesamteinkommens aus landwirtschaftlichen Einkommen und Zuerwerb um 1,5 Prozent auf 112'200 Franken ist vollständig auf das höhere ausserlandwirtschaftliche Einkommen zurückzuführen», sagte Daniel Hoop.

In der Talregion betrug das Gesamteinkommen 133'800 Franken, bei den Betrieben in der Hügelregion waren es 102'100 Franken und in der Bergregion 92'100 Franken. Im Schnitt machen die Einnahmen aus unselbstständiger Erwerbstätigkeiten und übrigen Einkünften einen Drittel des Gesamteinkommens aus und haben in der Hügel- und Bergregion eine grössere Bedeutung als in der Talregion.

Düstere Prognosen
Auch die landwirtschaftliche Gesamtrechnung des Bundesamts für Statistik (BFS) für das laufende Jahr sorgt nicht für Optimismus. Umgehend reagierte der Schweizer Bauernverband auf die Veröffentlichung der Zahlen und hielt fest: «Die Prognosen des BFS für 2024 sagen eine leichte Verbesserung des Sektoreinkommens voraus. Dieses bleibt jedoch unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.»

Es sei weiterhin keine dringend benötigte signifikante Verbesserung der Einkommenssituation in Sicht. Zu den Buchhaltungsergebnissen schreibt der Schweizer Bauernverband in einer Medienmitteilung: «Die von Agroscope veröffentlichten Einkommenszahlen der Schweizer Landwirtschaft zeigen ein ernüchterndes Bild. Nach dem bereits kritischen Vorjahr ist der durchschnittliche Arbeitsverdienst zum zweiten Mal in Folge rückläufig.»

Die vom Bundesrat vorgesehenen Kürzungen in der Landwirtschaft beim Agrarbudget 2025 und Zahlungsrahmen 26–29 seien daher völlig unangebracht.