«Ich nehme Energieholz raus, was ich kann. Und kein Waldeigentümer muss derzeit wie in anderen Jahren Angst haben, das Holz bleibe im Frühjahr im Wald oder in den Feldern liegen», sagt Landwirt und Forstunternehmer Pirmin Koch aus Hämikon. In der Tat hat sich die Marktlage beim Holzabsatz, und insbesondere für Energieholz, innert Kürze um 180 Grad gedreht.
Reserven werden fehlen
Noch vor einem Jahr bangten Waldeigentümer und Forstbetriebe, ob und wie sie das Holz losbringen. Damals lag noch immer viel Sturm- und Käferholz aus Vorjahren in den Wäldern. Und das Eschentriebsterben, aber auch Waldrandaufwertungen trugen zusätzlich zum grossen Anfall an Energieholz bei. «Und nun reissen sich die Abnehmer um jeden Ster und Kubikmeter», stellt Pirmin Koch fest. «Im Frühjahr wird es Engpässe geben beim Energieholz.»
Hackholz werde knapp, stellt auch Betriebsförster Lukas Gerig von Wald Seetal Habsburg und Vorstandsmitglied von Wald Luzern fest. In Vorjahren konnte jeweils Energieholz an die Lager gelegt werden als Reserve und Puffer zur Schnitzelbereitung für kommenden Winter, zumal über den Sommer wenig aus den Wäldern anfällt. Nun werde alles Holz direkt gehackt und finde sofortigen Absatz. «Die Reserven werden kommenden Winter fehlen.» Im Kanton Luzern sei derzeit auch ein vermehrter Druck von ausserkantonalen Abnehmern feststellbar, so suchen solche aus Schwyz und Aargau hier Energieholz.
Preise bestimmen Nutzung
Aufgrund der akuten Knappheit funktioniere derzeit die viel beschworene Kaskadennutzung (zuerst verbauen, dann verheizen) für die Holzverwendung nicht mehr. Weil die Preise so deutlich gestiegen sind, um rund 20 Prozent, fliesse mehr Holz direkt in die energetische Verwendung. «Brennholz und Hackholz gelten derzeit mehr als Industrieholz.» 60 bis 70 Franken pro m3 Laubholz werde heute bezahlt, selbst für Nadel-Brennholz liegen die Preise noch höher als für Industrieholz, das um 40 Franken gilt. Gefragt ist derzeit nicht nur Hackholz, sondern auch Brennholz in Spälten. Dutzende von Ster könnte Forstunternehmer Pirmin Koch beispielsweise täglich liefern, selbst in die Innerschweizer Bergkantone.
«Es braucht weitere Preissignale.»
Heini Walthert erwartet dies nach Rundholz auch für Industrieholz.
Erhöhter Verbrauch
Dass innert weniger Monate die Nachfrage auch schweizweit so stark angezogen habe, sei nicht nur darauf zurückzuführen, dass nun einige grosse Holzwärmeverbünde in der Region ihren Betrieb aufnahmen. Koch erwähnt die neue Heizung beim BBZN Hohenrain, aber auch das grosse Werk von Agro-Energie in Haltikon bei Küssnacht. Dort werde offenbar derzeit vermehrt Frischholz verfeuert, weil das dafür vorgesehene Altholz auch knapp geworden sei.
Dass es mehr Energieholz braucht, sieht Pirmin Koch allerdings auch im erhöhten Wärmebedarf von Schulhäusern, welche mit Holz beheizt werden. «Wegen Corona wird viel mehr gelüftet, teils sind die Fenster sogar während längerer Zeit offen, auch seit CO2-Messungen gemacht werden», stellte er fest.
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Holz ist nicht knapp
Heini Walthert aus Luthern, bei Wald Luzern zuständig für Energieholz, bestätigt die Aussagen der Forstkollegen. Die aktuelle Situation sei gerade Anfang Februar bei einer Zusammenkunft von Holzenergie Zentralschweiz besprochen worden.
Er weist bezüglich Wärmebedarf auch auf den doch recht kalten Winter hin, was die Nachfrage für Holzenergie zusätzlich ankurbelte. Eine Knappheit von Holz sei im Wald allerdings nicht spürbar, Energieholz gehe einfach schlanker weg, zu deutlich besseren Preisen.
Deutlich höhere Preise als vor einem Jahr sind nicht nur für Holzschnitzel, sondern auch für Holzpellets zu zahlen, was die Hersteller von Pelletöfen allerdings weniger freue.
Preissignale sind nötig
Von der Waldwirtschaft schon vielfach gefordert wurden deutlichere Preissignale für Rundholz, damit Holzschläge auch im Bergwald wieder kostendeckend ausgeführt werden könnten.
Knapp könnten künftig das Industrie- und Papierholz werden, wenn der Preisanstieg beim Energieholz anhalte, und das bei geringerem Rüstaufwand. «Da braucht es wohl künftig auch Preissignale, damit diese Kanäle genügend beliefert werden, denn das sind gerade in der Zentralschweiz sehr grosse und bedeutende Abnehmer.»
Noch viel Potenzial für die Schweizer Wälder
Der jährliche Holzbedarf liegt gemäss Wald Schweiz bei rund 11 Mio m3. Im Schnitt würden aber nur rund 5 Mio m3 aus dem Wald genutzt. Es könnten sicher 8 Mio m3 geerntet werden, ohne den Wald zu übernutzen. 48 Prozent des Holzes aus Schweizer Wäldern (meist Nadelholz) werden zu Schnittholz verarbeitet, 11 Prozent sind Industrieholz und 41 Prozent Energieholz, hier dominiert mit 23 Prozent das Laubholz. Bauholz wird zu gegen 70 Prozent immer noch importiert. Nun findet aber ein Umdenken statt. Die Rundholzpreise haben angezogen, nachdem sie von 2007 bis 2021 stark gesunken sind. Die höheren Preise für Schnittholz im Ausland haben zu einer Erholung der Preise für Schweizer Rundholz geführt.
Im Schnitt des gesamten Fichten-/Tannen-Stammholz-Mix hätten diese um 34 Prozent gegenüber dem Herbst 2020 angezogen, teilten Wald Schweiz und Holzindustrie Schweiz Anfang Februar in einer Medienmitteilung mit. Man habe mittlerweile wieder das Preisniveau von 2014 erreicht. Die Nachfrage für Schweizer Holz ziehe auch dieses Jahr weiter an, ein weiterer Preisanstieg bei einigen Sortimenten sei zu erwarten. Die Baukosten lägen bei Verwendung von Schweizer Holz nicht wesentlich höher.
