An der Delegiertenversammlung von Swisspatat zeigte sich Präsident Urs Reinhard als grosser Fan der Branchenorganisation: «Wir sind gut aufgestellt und meistern gemeinsam auch schwierige Zeiten», betonte er. So hat die Branche verschiedene Herausforderungen zu bewältigen, beispielsweise auch die fehlende Menge von rund 100 000 t Kartoffeln bei der Inlandernte. Dies zeige den Marktpartnern auch, wie sehr sie aufeinander angewiesen seien.

Robuste Sorten

Im Schloss im bernischen Münchenwiler traf sich die Kartoffelbranche letzte Woche, um Rückblick auf die vergangene und Vorschau auf die kommende Kartoffelsaison zu halten. Nachdem bereits die zweite zu kleine Inlandernte in Folge angefallen war, wurden die Übernahmebedingungen erneut angepasst, um die Ernte möglichst gut zu nutzen. Künftig sollen Knollen ausserhalb der Norm sowie zu kleine oder zu grosse Kaliber auch verarbeitet oder verkauft werden, um dem Food Waste vorzubeugen.

Auch dem Absenkpfad will die Kartoffelbranche Folge leisten. So sollen auf einem Viertel der Fläche robuste Sorten angebaut werden, teilte Geschäftsführer Christian Bucher mit. Daneben hat man sich auf
der Geschäftsstelle anders aufgestellt, um die Ressourcen künftig auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Schwierige Jahre

Die Verbundenheit und die transparente Kultur innerhalb der Swisspatat zeigte sich an der Delegiertenversammlung deutlich. So werde jeweils hart verhandelt, aber fair: «Man hört zu, man versteht einander, auch wenn man nicht immer oder jedenfalls nicht sofort nachgeben kann», fasste Urs Reinhard die herausfordernden vergangenen Jahre zusammen. Das schwierige Wetter und die tiefen Erträge in Folge stellen die Anbaubereitschaft im Inland auf eine weitere harte Probe. Auch durch das politische Umfeld werde die Kultur noch herausfordernder. Durch das veränderte Preis- und Kostenumfeld sei ausserdem noch mehr Effizienz bei Produktion, Handel und Verarbeitern nötig als bisher schon.

Visionäre Entscheide

Bisherige Zugeständnisse bei Preis und Übernahmebedingungen genügten in Zukunft möglicherweise nicht mehr, gab der Präsident zu bedenken. Es brauche mutige und visionäre Entscheide betreffend Sortenstruktur, Zulassung neuer Züchtungsmethoden, Preisgestaltung oder Toleranzen. Nur so meistere man Herausforderungen wie etwa den erwähnten Absenkpfad, die Vermeidung von Food Waste oder die nachhaltige Sicherung der Anbaubereitschaft.

Die Produktionsfläche beträgt rund 11'000 Hektaren, einschliesslich Pflanzkartoffeln. Bei einer mittleren Ernte sollte diese Fläche die Schweiz mit ausreichend Kartoffeln versorgen. Bereits im vergangenen Jahr reichte die Ernte nicht. So wurden 10'000 t Speisekartoffeln und 48 '00 t Veredelungskartoffeln zusätzlich importiert.

Marktkommentar

Die Kartoffelernte hat sich heuer aufgrund der späten Pflanzung deutlich verzögert. Bis auf wenige Hektaren ist die Ernte aber mittlerweile abgeschlossen. Was bereits die Ertragsschätzungen Anfang Herbst prognostizierten, haben nun die Lagerbestände bestätigt: Die Ernte fällt stark unterdurchschnittlich aus. Per Ende Oktober lagen die Lagerbestände rund 22 % unter dem fünfjährigen Durchschnitt. Werden die ertragsmässig ebenfalls schwach ausgefallenen Jahre 2021 und 2022 nicht berücksichtigt, liegen die Mengen sogar 27 % tiefer als der mehrjährige Durchschnitt.

Bei den Speisekartoffeln ist die innere und äussere Qualität zufriedenstellend. Bei den Industriekartoffeln fällt jedoch die innere Qualität deutlich ab. Neben hohlherzigen Knollen stellen vor allem die tiefen Stärkewerte sowie die teils ungenügenden Backfarben eine Herausforderung dar. In den nächsten Wochen und Monaten muss sich zudem weisen, wie es um die Lagerfähigkeit steht. Dem tiefen Angebot steht eine weiterhin gute Nachfrage gegenüber. Gemäss Hochrechnungen werden in dieser Kampagne über 100 000 t inländische Kartoffeln fehlen. Die Kartoffelbranche hat deshalb beim BLW weitere Zusatzkontingente für den Import von 20 000 t Speisekartoffeln und 25 000 t Veredelungskartoffeln beantragt.

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