«Ich bräuchte dringend mehr Schlachtpferde», betont Hans-Peter Horisberger. Er habe viele Bestellungen für Pferdefleisch und könne nicht liefern. Zwar kann er den Bedarf mit Importen decken, aber er weiss, es gibt viele Kunden, die einheimisches Fleisch wollen. Am liebsten das, welches in der Pferdemetzgerei Horisberger in Burgdorf geschlachtet wurde.

Ethisch schwierig

Lieferanten wie auch Kunden wissen, Hans-Peter Horisberger ist 50 Jahre im Geschäft und ein alter Dragoner, der mit Pferden umzugehen weiss. «Bei uns bekommen auch Schafe noch ein paar Streicheleinheiten und ein Stück Brot», betont der altgediente Metzger, aber ganz das Gleiche sei es nicht, wenn man ein Pferd auf seinem letzten Weg begleite. Dabei gehe es immer ruhig zu und her, darauf lege er Wert. Er sei auch im Ausland gewesen, habe die dortige Pferdefleischindustrie gesehen und kaufe nicht aus jedem Land Fleisch. Aber ein schönes Leben hätten die Pferde vielerorts, der Weg zum Schlachthof sei dann ein anderes, dunkles Kapitel. Eines, das strukturell bedingt sei. Horisberger nennt das Beispiel USA, wo es verboten ist, Pferde zu schlachten und die Tiere deshalb tagelang in Lastwagen über die Grenze gefahren werden. Und er sieht eine gewisse Gefahr, dass auch in der Schweiz in wenigen Jahrzehnten keine Pferde mehr geschlachtet werden. Einerseits sei es ethisch schwierig, andererseits werden die Vorschriften immer strenger, so dass viele Metzgereien heute keine Pferde mehr schlachten wollen.

Nur neun Prozent inländisch

Marktkommentar Wer Pferdefleisch essen will, muss produzieren – oder importieren Sunday, 24. October 2021 Gegessen wird Pferdefleisch jedoch trotz aller Bedenken. 2580 t Pferdefleisch wurden im Jahr 2020 importiert, nur 224 t wurden im Inland produziert. Lediglich neun Prozent des hierzulande gegessenen Pferdefleischs kommt aus dem Inland. Rund 1000 Pferde und 700 Fohlen wurden 2020 geschlachtet, viele davon in Burgdorf. Auch hier werden die Transportwege weiter, da es nur noch wenige Pferdemetzger gibt. Doch es kann jedes Tier lückenlos rückverfolgt werden. Anders als bei den knapp 20 000 Tieren, deren Fleisch importiert wurde.

Schwierige Planung

Dass Hans-Peter Horisberger die Fohlen und Schlachtpferde fehlen, liegt auch daran, dass immer weniger gezüchtet wird und weniger Fohlen geboren werden. Und oft weiss er bis sie bei ihm in der Metzgerei stehen nicht, ob die gemeldeten Tiere auch kommen. Geschlachtet wird nur, was wirklich keinen Käufer findet oder gesundheitliche Probleme hat. Die aktuell grosse Nachfrage nach Freizeitpferden geht zulasten der Schlachttiere. Oft werden deshalb die Fohlen noch im letzten Moment in die Aufzucht verkauft. Schwierig für den Pferdemetzger, der die Vermarktung des Fleisches so nicht planen kann. Die Augustauswertung von Proviande zeigt, bisher wurden im laufenden Jahr wiederum 11,4 Prozent weniger Pferde geschlachtet als in der Vorjahresperiode. Auch die Importe sanken um 12,5 Prozent, rund 200 Tonnen weniger als im Vorjahr wurden bis ende August eingeführt, nämlich noch 1335 Tonnen.