Die Lage ist ideal für Direktvermarktung. Der Hofladen von Yves Ramseier im bernischen Bargen liegt direkt an der gut befahrenen Durchgangsstrasse zwischen Aarberg und Kerzers. «Als ich nach der Lehre als Gemüsegärtner auf den elterlichen Hof kam, kam mir die Idee mit dem eigenen Hofladen.» Das war 2008. Er habe seine Eltern erst von der Idee überzeugen müssen, erinnert sich Ramseier zurück, der den Betrieb mit Vater Andreas in einer Generationengemeinschaft führt. Die Überzeugungsarbeit hat sich gelohnt: «Nun stehen sie voll dahinter.»

Eine Schnapszahl

Begonnen haben Ramseiers klein, mit einem Regal im Rüstraum. Anfangs verkauften sie rund 15 Produkte. Wie viele sind es heute? Yves Ramseier lacht. «Wir haben ein grosses Sortiment, keine Ahnung, da müssen wir nachher nachzählen.» Gesagt, getan. Es sind zurzeit genau 66 Produkte. «Im Sommer bauen wir das meiste davon selbst an, seien es Stangenbohnen, Zucchetti, diverse Tomatensorten, Kohlarten, Fenchel usw.» Sie kaufen aber auch gewisse Produkte zu, etwa Kartoffeln, Erdbeeren von einem Produzenten aus der Nähe oder Champignons. Auch der Honig von Ramseiers Grossvater steht im Regal.

Selbstgemachte Sirups und Hofläden

Ehefrau Tanja Ramseier steuert für den Hofladen selbst gemachte Sirupe und Konfitüren zu. «Das läuft gut, wir könnten das Sortiment ausbauen, aber es ist alles eine Frage der Zeit», sagt die Mutter von drei Töchtern zwischen sechs und zwei Jahren. Sie hat festgestellt, dass vor allem klassische Geschmacksrichtungen gefragt sind. Spezielles wie Kaki- oder Zwetschge-Zimt-Konfitüren verkaufen sich weniger gut. «Aber ich probiere trotzdem immer etwas aus.»

«Der Hofladen hat von Anfang an guten Anklang gefunden», erinnert sich Yves Ramseier zurück. Bald wurde das Regal im Rüstraum zu klein. Also wurde das ehemalige Düngerlager ausgeräumt, neu gestrichen und zum Selbstbedienungs-Hofladen umfunktioniert.

Geständige Langfinger

Diebstahl komme durchaus vor, sagt Yves Ramseier. «Einmal haben Diebe gleich 400 Eier mitgenommen.» Die Polizei schnappte die Langfinger: «Sie haben sogar mehr Diebesgut gestanden, als ich effektiv bemerkt hatte.» Geld gesehen habe er als Geschädigter aber nie, «den Aufwand für die Videokamera hatte ich trotzdem.» Auch die Kamera schreckt nicht vollkommen ab. Man müsse aber sagen, unter dem Strich gehe es gut auf.

Kundenkontakt ist das Schönste

Das Schönste an der Direktvermarktung ist für Yves Ramseier der Kontakt mit den Kunden. Es kommen viele Stammkunden, sogar aus dem Jura, aber auch spontane Käufer(innen). «Es freut mich, wenn ich ihnen sagen kann, wie etwas angebaut wird oder im Gespräch erklären, dass Blumenkohl eben von der Sonne gelb wird, man ihn aber trotzdem problemlos essen könnte.»

Die Qualitätserwartungen seien aber an das Gemüse im Hofladen genauso hoch wie im Supermarkt. «Was nicht 1A aussieht, bleibt liegen. Das verschenke ich manchmal an Stammkunden, damit sie merken, dass man es trotzdem essen könnte.»

Viel Unwissenheit

Der Gemüseproduzent stellt fest, dass viele Leute sehr wenig über den Gemüsebau oder die Landwirtschaft wüssten, selbst solche, die auf dem Land leben. «Viele denken zum Beispiel, dass wir Bio seien, obwohl nirgends eine Knospe hängt. Sie glauben vermutlich, konventionelles Gemüse werde irgendwo in einer Industriehalle gezogen.» Weil einige Kunden auch im Winter Gurken und Tomaten verlangen, damit sie nicht in den Supermarkt müssen, kommt er diesem Wunsch nach. «Ich wurde im Winter schon gefragt, ob die Gurken jetzt von uns seien.»

Kleiner Teil am Umsatz

Ramseiers bewirtschaften 50 Aren Folientunnel und 13 ha Land. Sie produzieren neben dem Gemüse für den Hofladen Nostrano-Gurken für Lidl, Zwiebeln, Frisée, Chicorée, Petersilie, Blumenkohl und Brokkoli. Zu den Kunden gehören Gemüsehändler wie die Spavetti AG und die Landi Treiten. Ein Festangestellter und vier Saisonniers arbeiten auf dem Betrieb. Die Direktvermarktung macht keinen grossen Anteil am Umsatz aus, bereitet Ramseier aber auch nach all den Jahren noch viel Freude.

Der Hofladen ist auf Facebook unter «Rämsi’s Hofladen» zu finden.