2020 war ein gutes Alpkäse-Jahr: Auf rund 1350 Käsealpen seien 5678 Tonnen Alpkäse von sehr guter Qualität produziert worden, sagt Martin Rüegsegger, Geschäftsführer der Dachmarke Schweizer Alpkäse auf Anfrage der BauernZeitung. Trotz der insgesamt guten Nachfrage – in einigen Landesteilen waren die Käsekeller gemäss Rüegsegger gegen Jahresende leer – bereiteten die Auswirkung der Corona-Krise vereinzelten Käsereien in der Zentral- und Ostschweiz Absatzprobleme. Um rechtzeitig zum Beginn der Alpsaison Platz in ihrem Lager zu schaffen, ist eine Glarner Genossenschaft in die Offensive gegangen – mit Erfolg.
Anlässe haben gefehlt
«Wir haben 2020 rund 17 Prozent mehr Käse eingelagert als im Vorjahr», sagt Albrecht Rhyner, Geschäftsführer der Glarona Käsegenossenschaft in Glarus. Kombiniert mit der Pandemie habe dieses Mehr dazu geführt, dass der Absatz ins Stocken gekommen sei. «Im Jahresverlauf haben die Anlässe gefehlt, an denen viel Käse verkauft wird», blickt er zurück.
So seien etwa der Käsemarkt in Elm ausgefallen und die Glarner Messe, an der die Glarona jeweils mit zwei Ständen präsent sei. Auch der Ausfall der Weihnachtsmärkte und ähnlicher Anlässe habe sich bemerkbar gemacht, berichtet der Glarner: «Wir beliefern sehr starke Marktfahrer, die immer viel Käse verkaufen. Die konnten 2020 allesamt nicht arbeiten.» Zusätzlich sei die Situation durch die Schliessung der Restaurants in den Skigebieten verschärft worden, wo üblicherweise viel regionaler Fonduekäse gegessen werde. So blieben die Käselager der Glarona, die den Käse von 27 Glarner Älplerfamilien vermarktet, bis in den Frühling 2021 allzu voll.
Verkaufskanal Internet
«Die Menschen haben sich während der Corona-Zeit verändert», spürt Albrecht Rhyner. Als Reaktion hat die Glarona angefangen, ihren Käse im Internet anzupreisen. So ist er nun etwa in einem eigenen Glarner Alpkäse-Onlineshop erhältlich.
Aber auch andere sind auf die Delikatesse aufmerksam geworden: Gebana, ein Schweizer Unternehmen, das sich weltweit auf fairen und nachhaltigen Handel spezialisiert, nahm beispielsweise eine beträchtliche Menge zweijährigen Alpkäse ab, um diese Delikatesse weltweit zu vermarkten. Auch das Thuner Lebensmittelunternehmen Frischer Fritz, das überschüssige oder nicht-perfekte Nahrungsmittel vor der Tonne bewahrt, ist auf den Glarner Alpkäse aufmerksam geworden. Mit einem grossen Aufruf auf Facebook erreichte Frischer Fritz mehrere hundert Personen, die sich über den guten Käse freuen, wie die vielen positiven Kommentare zum Facebook-Beitrag zeigen.
Situation hat sich entspannt
Dank der Erschliessung neuer Verkaufskanäle sei es gelungen, viel Käse zu verkaufen, verrät Albrecht Rhyner. Im Glarner Onlineshop sind erste Käse bereits ausverkauft, vor allem «überjährige» Käse scheinen bei der Kundschaft beliebt zu sein.
Besonders der Hobelkäse laufe sehr gut, berichtet Rhyner und freut sich, dass der als Notlösung entstandene Hobelkäse solch grossen Anklang findet. «Die Dinge haben sich gut ergeben», hält er abschliessend fest. «Der Absatz zeigt klar, dass die Konsumenten einen guten Alpkäse schätzen.
Marketing richtig angehen
Auch Martin Rüegsegger weiss um das Potenzial des digitalen Marketings, das vor allem über die sozialen Medien gut funktioniert. «Werbung über Social-Media-Kanäle ermöglicht es, diverse Zielgruppen zu erreichen. Wir streuen unsere Blog-Beiträge während des ganzen Jahres über diverse Kanäle», sagt er. Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit klassischer Methoden: «Anstelle von Degustationen haben wir mit Produzenten im Detailhandel von April bis Mai eine Verteilaktion durchgeführt. Diese kam bei Konsumenten sehr gut an.» Weiter gibt Rüegsegger zu bedenken, dass viele Touristen lokale Produkte nachfragen und diese gerne in Hofläden kaufen möchten. Letztlich gibt er folgenden treffenden Rat: «Wichtig ist, dass ein Produzent stolz ist auf sein Produkt und selbstbewusst auftritt.»