Am 5. November 2020 wurden alle Schweinehaltenden erstmals aufgerufen, das Produktionsniveau an das Absatzpotenzial von Schweinefleisch anzupassen. Die Erlöse im Jahr 2019 und 2020 waren jedoch offensichtlich zu gut, damit diese Warnung ernst genommen wurde. Die Anzahl in Produktion stehender Mastplätze ist grösser, als es für die Marktversorgung benötigt wird. Die Nachfrage nach Jager ist dadurch automatisch zu gross. Der Mäster will jeweils sofort einstallen und der Handel suchte entsprechend Mastjager.

Signale wurden missachtet

In dieser Konstellation nicht überraschend, hat die Produktion innert zwei Jahren um über vier Prozent zugelegt. Folglich brach das Einkommen der Schweinehaltenden ein. Im November 2021 lag der QM-Schlachtschweinepreis bei Fr. 3.60/kg SG ab Stall. Der Preis für einen QM-Jager SGD-A Sano 20 kg bei tiefen Fr. 3.90/kg LG. Diese Preissignale haben jedoch kein Handeln bezweckt. Das Morenbarometer wurde nicht beachtet.

Zunehmend ein Tierschutzproblem

Am 12. November 2021 wurden deshalb sämtliche Züchter erneut aufgerufen, die Belegungen ab sofort um mindestens fünf Prozent zu reduzieren. Rückblickend ist klar, auch dieser Aufruf hat die gewünschte Wirkung nicht erzielt. Von Januar bis März dieses Jahr sind die Belegungen weiterhin dauerhaft zu hoch ausgefallen. Das ist das aktuelle Schlachtschweineangebot. Da auf Stufe Produktion und Vermarktung nicht gehandelt wurde, ist diese Krise leider genauso eingetroffen wie befürchtet. Die Schweinehaltenden sahen sich zunehmend mit einem Tierschutzproblem konfrontiert. Suisseporcs wurde von den Schweinehaltenden und Vermarktern gebeten, eine Marktentlastungsmassnahme anzustossen. Die Branchenorganisation Proviande hat dies aufgenommen und ein Krisenstab unter der Leitung von Suisseporcs wurde installiert. Mit einer Einfrieraktion von Schweinefleisch und Export soll eine totale Eskalation in den kommenden Wochen verhindert werden.

[IMG 2]

Krise war absehbar

Die Arbeitsgruppe Schweinemarkt, bestehend aus Vertretern von Züchtern, Mästern, Handel, HAFL, externen Experten und Geschäftsstelle Suisseporcs, sucht Massnahmen mit dem Ziel, eine langfristig marktgerechte Produktion sicherzustellen. Die Festlegung des Vorgehens «Einbezug von messbaren Indikatoren» und «Mengenplanung» wurde in Auftrag gegeben. Die eingebrachten Vorschläge werden weiterhin beurteilt. Der Ansatz Mengenplanung mit definierten Zielgrössen und besseren Preissignalen wird weiterverfolgt. Eine raschere Reaktion als bisher ist zwingend. Die aktuelle Krise zeigt, die Ursachen sind bereits seit zwei Jahren sichtbar und hätten durch konkrete Massnahmen verhindert werden können.