Vor einem Jahr wurde Dominic Eggel zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der Vianco AG gewählt. Er trat die Nachfolge von Christian Rubin an, der während sieben Jahren dieses Amt innehatte. Die Vianco handelt pro Jahr rund 100'000 Tiere. Rund ein Fünftel des Umsatzes erzielt sie mit dem Handel von Nutzvieh, den Rest setzt sie mit Schlachtvieh um. Wir haben bei Dominic Eggel nachgefragt was die Herausforderungen in der Branche sind und wie die Vianco ihnen begegnet.

Sie blicken nach dem ersten Jahr als Präsident auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Was macht den Erfolg der Vianco aus?

Dominic Eggel: Von zentraler Bedeutung sind die vielseitigen, transparenten Dienstleistungen für die Bauern, welche von den Mitarbeitenden tagtäglich erbracht werden. Die Vianco ist ein gut aufgestelltes Viehhandelsunternehmen im KMU-Bereich, mit einer langen, erfolgreichen Geschichte. Die Viehhandelszentren wie Brunegg AG, Gunzwil LU und Kradolf TG sind über die ganze Schweiz verteilt und wir pflegen eine enge Partnerschaft mit Mutterkuh Schweiz. Ebenfalls von grossem Vertrauen geprägt ist die Handelsbeziehungen mit den Grossverteilern und unserer Partnerfirma der Silvestri, die seit 2019 eine Tochterfirma von Vianco ist.

Welche besonderen Momente prägten ihr erstes Präsidialjahr?

Dazu gehört der Besuch aller Standorte von Vianco und natürlich die Neueröffnung des Standorts Kradolf. Ausserdem konnten wir das 20-Jahre-Jubiläum von Biagen Swiss unserer Tochterfirma in Rumänien feiern. Auch immer interessant sind die Sitzungen des Geschäftsausschusses und des Verwaltungsrates.

Vor welchen Herausforderungen steht die Viehwirtschaft in den kommenden Jahren?

In der Milchwirtschaft ist der Kostendruck eine grosse Herausforderung. Ausserdem beschäftigen uns Saisonalität, Lenkungsabgaben, CO2-Fussabdruck sowie der zunehmende Druck durch extreme politischer Vorlagen und Vorstösse. Die Fleischwirtschaft wird vielfach zu Unrecht kritisch beurteilt und vorverurteilt. Bei genauerer Betrachtung ist die graslandbasierte Fleischproduktion für unser Land sehr geeignet und nachhaltig. Um weiterhin gerechte Preise am Markt zu erwirtschaften, braucht es starke Partnerschaften, die zu diesen Werten stehen. Die Vianco pflegt diese seit Jahren und ist ein verlässlicher Partner. Um gute Marktpreise zu realisieren, muss das richtige Produkt zur richtigen Zeit auf den Markt kommen. Das bedingt aber seitens der Landwirte noch mehr Flexibilität, Bewusstsein und Planung.

Einerseits hat sich der Konsum verändert, aber auch die Landwirtschaftsbetriebe. Welche Anpassungen braucht dies beim Handel?

Die Betriebe werden grösser, und die Betriebsleiter schätzen professionelle und transparente Tiervermittlungs-Dienstleistungen. Und genau das ist die Stärke der Vianco. Diese Dienstleistungen sind jedoch zeit- und kostenintensiv. Mit einer modernen Transportflotte bieten wir zudem einen kompletten Service. Die Vianco ist mit ihren Zentren und Aussendienst-Mitarbeitenden in allen Regionen gut präsent, berät die Kundschaft und ist als Händlerin sehr aktiv mit dem Markt vernetzt.

Die Blauzunge war im Viehhandel in diesem Herbst ein gewichtiges Thema. Was erwarten Sie diesbezüglich im neuen Jahr?

Ein neuer Anstieg bei den Erkrankungen wird erwartet. Die Hoffnung bleibt, dass durch die mögliche Impfung der Schaden klein gehalten werden kann. Folgeschäden sind jedoch nicht zu vernachlässigen: Aborte, schlechte Milchleistung oder unfruchtbare Zuchtstiere. Wir empfehlen die Impfung der Tiere.

Eine weitere Herausforderung der Viehwirtschaft ist die starke Saisonalität der Abkalbungen und das grosse Überangebot an Tränkern. Was unternimmt die Vianco diesbezüglich? Geben Sie den Betrieben Empfehlungen, was zu tun ist?

Wir empfehlen das Abtränken von fleischigen Kälbern auf dem Geburtsbetrieb für die spätere Vermarktung von April bis September als Remonten, um mit diesen schwere Schlachtkörper, beispielsweise Vianco-Sommer-Ochsen, für die Sommermonate zu produzieren. Langfristige Ziele sind die Verlagerung der saisonalen Abkalbungen, die Rekrutierung von Abtränk-Betrieben für die Winter-Saison sowie die Promotion der bäuerlichen Kälbermast.

Der Zwischenhandel steht in Sachen Kosten sowohl von den Produzenten als auch von den Vermarktern unter Druck. Wie schwierig ist es, hier noch ausreichende Erträge zu erwirtschaften?

Unsere Kunden wissen, was sie bekommen. Die guten Leistungen aller Mitarbeitenden sind zentral für den guten Geschäftsgang. Langjährige Partnerschaften mit den Produzenten und dem Detailhandel, basierend auf gegenseitigem Vertrauen, bilden wichtige Pfeiler in einem hart umkämpften und herausfordernden Markt. Das Zusammenspiel beider Seiten ist von hoher Wichtigkeit.


Die Geschichte der Vianco AG

Unter dem Motto «Mehr Markt und weniger Staat» wurde im Jahr 1991 die Vianco AG gegründet. Unter Gründungspräsident Hans Burger und Geschäftsführer Ivo Wegmann wurde damals der Handel von der Interessensvertretung getrennt. Zuvor war dies unter dem Dach des Schweizer Viehproduzentenverbands vereinigt. Dieser wurde in der Folge aufgelöst.

Magere Kriegsjahre

Ursprünglich entstand der Schweizer Viehproduzentenverband (SPV) 1929 als Selbsthilfeorganisation im Schlachtviehsektor. Während dem Krieg war sie massgeblich an der Belieferung der Armee mit Kühen für die Konservenherstellung beteiligt.

Während zu Beginn des Krieges noch ein grosser Überschuss an Schlachttieren vorhanden ist und die Preise zerfallen, wendet sich die Lage bald. Gegen Ende des Krieges gibt es Schlachtsperren, fleischfreie Tage und grosse Importmengen. Die Preise steigen nun massiv.

Wurden 1951 noch 109 000 Stück grosses Schlachtvieh importiert, um den Fleischbedarf zu decken, folgt nun erneut eine Trendwende. Bald braucht es Exporte, um die Überangebote abzubauen. 1955 führt dann der SPV die erste Zucht- und Nutzviehauktion durch.

Die BSE-Krise

Kurz nach der Gründung der Vianco AG schlittert die Schweiz 1996 erneut in eine Rindfleischkrise, als sich die Fälle von BSE häufen. Es folgt ein Marktzusammenbruch von unvorstellbarem Ausmass, die mit der Gründung des Markenprogramms «SwissPrimBeef» einhergeht.