Die Mitglieder der Swiss Beef Sektion Mittelland versammelten sich am Mittwoch in Wangen an der Aare BE. Präsident Christian Glur konnte die Mitglieder der grössten Sektion zahlreich begrüssen und auf ein gutes Jahr zurückblicken. Obwohl der Bankviehpreis gegenüber 2022 um 47 Rappen gesunken ist, bleibt die Marktlage gut. Rindfleisch ist gefragt und erzielt gute Preise. Mehr Sorgen macht die politische Lage der Fleischproduktion. Obwohl 94 Prozent der Schweizer Bevölkerung regelmässig Fleisch essen, weht der Fleischproduktion ein rauer Wind entgegen. Gar in den Bundesämtern muss der wirtschaftlich wichtige Betriebszweig um seine Anerkennung kämpfen.
Unwissen bekämpfen
Laut, aggressiv und intolerant seien die übrigen sechs Prozent, die den Fleischkonsum anprangern, betonte Philippe Haeberli, Leiter Kommunikation bei Proviande. Entsprechend oft ist diese Meinung zu hören, während die schweigende Mehrheit die Marke "Schweizer Fleisch" kennt und schätzt. Allgemein kämpfe die Branche jedoch gegen weitverbreitetes Unwissen wie die Fleischproduktion ablaufe. Mit Imagekampagnen will Proviande insbesondere Junge ansprechen und Wissen vermitteln. «Der Konsument soll mit gutem Gewissen Fleisch essen können», betonte Haeberli.
Diskussionen statt Handeln
Ebenfalls ein schwieriges Thema griff Swiss-Beef-Präsident Franz Hagenbuch in seinem Referat auf und nahm dabei kein Blatt vor den Mund: «Der Handlungsbedarf ist seit Jahren augenfällig», betonte er in Sachen Tränkergesundheit. Er machte klar, dass die Branche nun ihr Möglichstes tun müsse, um die Situation zu verbessern. Es gehe nicht, dass man sich hinter der Uneinigkeit innerhalb der Branche verstecke oder behaupte, dass sich Verbesserungen nicht umsetzen lassen. Seit Jahren diskutiere man über mögliche Massnahmen wie etwa das Impfen . Dennoch seien weiterhin die meisten Tränker nicht geimpft. Blutuntersuchungen zeigten ausserdem, dass 40 % der Kälber trotz Aufklärungsarbeit zu wenig Kolostrum bekämen.
Das Möglichste tun
«Es wäre traumhaft, wenn wir organisiert wären wie die Schweinebranche», betonte Hagenbuch. Dort habe man mit gemeinsamen Anstrengungen über die gesamte Wertschöpfungskette schon viel in Sachen Tiergesundheit erreicht. Auch wenn man das Rein-Raus bei den Schweinen nicht mit dem Einstallen von Kälbern vergleichen könne, im Vergleich dazu sei es bei den Tränkern ein Trauerspiel: «Ich bin nach zehn Jahren Taskforce nicht mehr bereit, über die Wirksamkeit der Impfung zu diskutieren.» Die Impfung koste knapp 20 Franken und mit einer Impfrate von 80 % liesse sich der Antibiotikaverbrauch endlich senken. Wolle die Branche den Skandal verhindern, müsse sie zeigen, dass sie das Möglichste getan habe.
Ohne Prophylaxe geht es kaum
Nachdem die Freiwilligkeit gescheitert sei, werde nun die Impfung für Tränker Pflicht. Handel und Mäster sind sich einig, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um gesündere Tiere einstallen zu können. Wo Kälber aus verschiedenen Betrieben eingestallt werden, kommt der Mäster um eine Antibiotikabehandlung heute kaum herum. Werden die Tränker bereits auf dem Geburtsbetrieb geimpft, sind sie gegen die gängisten Erreger geschützt. Denn auch in den modernsten und besten Ställen vertragen die Tränker den Keimmix beim Einstallen nicht und erkranken ohne Prophylaxe nach wenigen Tagen. Die aktuelle Marktsituation mit dem Tränkerüberschuss verbessert die Verhandlungsposition der Mäster und sie sind nicht mehr bereit, das ganze Risiko alleine zu tragen.

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