«Wenn ich einen guten Rat geben kann, dann sollte zugewartet werden mit Bauen, wenn dies möglich ist», sagt Martin Küng von der Genossenschaft Landwirtschaftliches Bauen (GLB) Aargau. Hauptgrund ist die massive Kostensteigerung für viele Baumaterialien. Das verunsichere auch viele Bauern. Ein Trend zum Abwarten ist gemäss Küng feststellbar. Darüber sei er aber nicht unglücklich, weil die Auftragsbücher der GLB derzeit sehr voll sind. Die Landwirtschaft sei aber nach wie vor investitionsfreudig. Viele Bauern hätten den Mut nicht verloren, trotz schwierigem Landwirtschaftsjahr 2021 und den bei vielen Kulturen tiefen Erträgen.
Scheunen deutlich teurer
Die Kostensteigerung sei aber in der Tat massiv, allein Armierungsstahl sei 50 Prozent teurer als noch im Januar. Auch Bedachungs- und Dämmmaterial, Kunststoffe, Blech, Stahl, Holz und mehr koste derzeit viel mehr, während Beton und die Arbeitskosten fast gleich blieben.
«Bei einem Milchviehstall mit Roboter, der letztes Jahr noch 1,3 Mio kostete, sind es heute 1,5 Mio Franken«, macht Küng ein Beispiel. Mit 15 bis 25 Prozent höheren Baukosten müsse aktuell für landwirtschaftliche Bauten gerechnet werden, auch weil diese viel Stahl und Holz beinhalten. Küng stellt zwar derzeit eine leichte Marktberuhigung im Bereich Armierungsstahl fest, ebenso bei Bauholz. Das Preisniveau werde aber wohl höher bleiben als vor der Krise.
Auch Marcel Hodel von der Bauberatung des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands stellt klar einen Trend zum Abwarten fest.
Mehr eigenes Holz
Teils würden die Planung und das Bewilligungsverfahren zwar weitergezogen, die Realisierung des Baus aber zeitlich verschoben. Von vielen Bauern habe er gehört, dass sie aufgrund der hohen Kosten für importiertes Bauholz und Stahl versuchen, mehr eigenes Holz aus dem eigenen Wald zu verwenden.
Die Baufreude und der Gesuchseingang sei bei den Luzerner Bauern trotz der aktuellen Mehrkosten nach wie vor hoch, stellt Samuel Brunner von der Landwirtschaftlichen Kreditkasse des Kantons Luzern fest.
Abwarten und verhandeln
Er gibt ebenfalls den Tipp, auch bei bewilligten Projekten mit dem Baustart zuzuwarten, falls keine Dringlichkeit wegen Gewässerschutz- oder Tierschutzauflagen bestehe. Vielmehr sollte die Zeit für das Einholen mehrerer Offerten und für harte Preisverhandlungen genutzt werden. Schliesslich bestünden teils auch Lieferengpässe und viele Handwerker seien derzeit kaum verfügbar. Mangel führe immer zu Preissteigerungen, deswegen sollte man sich jetzt nicht unter Druck setzen lassen. Angepasste Kostenplanungen könnten auch dazu führen, dass Projekte aktuell gar nicht mehr finanzierbar oder tragbar seien. Umso mehr könne es Sinn machen, eine Marktberuhigung bei den Baumaterialien in den nächsten Monaten abzuwarten.