«Während wir in der Westschweiz beobachten müssen, dass sogar grössere Milchproduktionsbetriebe aus unserer Genossenschaft mit Melken aufhören, konnten wir in der Vergangenheit neue Milchbauern aus dem Kanton Schwyz in die Mooh-Genossenschaft aufnehmen», erklärte Verwaltungsratspräsident Martin Hübscher am Tierhalterabend in Rothenthurm SZ. Die neuen Milchlieferanten seien hauptsächlich ehemalige Kälbermäster aus der Region Ybrig. Dass diese trotz der nötigen Investitionen in die Milchlagerung in der Milchproduktion verbleiben würden, habe wohl auch mit der engen Verbundenheit der Schwyzer mit ihren Kühen und der traditionellen Viehzucht zu tun.
Weltweite Nachfrage nach Milch steigt
Martin Hübscher, der kürzlich im Kanton Zürich zum Nationalrat gewählt wurde, beurteilt die Zukunft der Milchproduktion vor allem langfristig positiv. «Die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten wird voraussichtlich bis ins Jahr 2040 das Angebot übersteigen», betonte er in der Markthalle Rothenthurm. Global gesehen wachse insbesondere der Käsemarkt, auch die steigenden Zahl an Vegetariern würden Milchprodukte stark nachfragen. Die Schweizer Milchproduktion überzeuge mit ihrem hohen Tierwohlstandard, den hochwertigen Rohstoffen und der hohen Wertschöpfung bei Markenprodukten.
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Auch im Zusammenhang mit den aktuellen Klimadiskussionen sieht Martin Hübscher positive Anhaltspunkte: «Die Kuh ist nicht ein Problem für das Klima, sondern eine Lösung.» Bei der Produktion von jedem Kilogramm pflanzlicher Nahrungsmittel würden zusätzlich noch vier Kilogramm Biomasse anfallen, die nur von Tieren verwertet werden könnten. Da übernehme die Milchkuh eine wichtige Aufgabe, indem sie diese Biomasse zu Lebensmitteln veredle. Zudem arbeite Mooh mit ihrem Klimaprogramm daran, den Methanausstoss der Kühe durch die Verfütterung von natürlichen Pflanzenextrakten zu reduzieren.
Emissionszertifikate generieren
Teilnehmende Mooh-Mitglieder könnten im Rahmen des Programms Emissionszertifikate für den freiwilligen Mark generieren. Der Erlös durch den zukünftigen Verkauf von Klimazertifikaten werde den teilnehmenden Mooh-Produzenten als Zuschlag ausbezahlt. «Anstatt wie die Schweizer Post Wald in Deutschland zu kaufen, sollten Unternehmen Klimazertifikate zukünftig besser von unserer Genossenschaft beziehen», so Martin Hübscher.
Milchpreisverhandlungen am 17. November
Am 17. November stehen bei der BOM die nächsten Milchpreisverhandlungen an. Nach dem Hoch während der Covid-Epidemie seien die Preise in den vergangenen Monaten international wieder gefallen. «Aktuell konsolidieren sich die Milchpreise aber wieder, der Kieler Rohstoffwert stieg im Oktober um 4.2 auf 39.2 Eurocent an», so Hübscher. «Zudem sind erneut Importgesuche für Butter eingegangen. Das deutet darauf hin, dass der Rahm und somit auch die Milch eher knapp ist.» Die eingelieferte Milchmenge im Oktober lag zwar bei Mooh rund fünf Prozent über dem Vorjahr. Hübscher rechnet aber für die kommenden Monate nur mit kleineren Mehrmengen, da in vielen Gebieten eher älteres Futter mit tieferen Gehalten an Lager sei.
Mooh
Die Mooh-Genossenschaft hat rund 3900 Milchproduzentinnen und –produzenten in 20 Kantonen in der West-, Nord- und Ostschweiz als Mitglieder, darunter sind auch 221 Schwyzer und 60 Zuger Milchbauern. Von ihren rund 120 000 Kühe liefern die Mooh-Lieferanten täglich 1,5 Mio Liter Milch ab, was einer Jahresmilchmenge von gegen 550 Mio Kilogramm entspricht. Mooh ist somit mit einem Marktanteil von gut 20 Prozent die grösste Milchkäuferin des Landes. Aktuell handelt Mooh mit 26 verschiedenen Milchen und zählt über 60 Kunden. Die Geschäftsstelle mit rund 25 Mitarbeitern befindet sich in Zürich.
Negative Import-Export-Handelsbilanz
Herausfordernd sei die mittlerweile negative Import-Export-Handelsbilanz der Schweiz beim Käse. Es sei zwar vor allem der Import von Billigkäse, der zugenommen habe. Zusammen mit der eingeschränkten Produktion von Sortenkäse führe das zu Marktdruck. Fordernd sei auch der aktuelle Wechselkurs zum Euro, der nahezu bei 90 Rappen liege. Neben den internationalen Märkten sei auch wichtig, dass die Milch von den Schweizer Verarbeitern zu hochwertigen und innovativen Produkten veredelt und mit Swissness vermarktet werde. Bei Produkten ohne Schweizerkreuz sei der Rohstoff Milch mit Importprodukten austauschbar, was den Druck auf die heimischen Preise erhöhe.
Wichtiger Grüner Teppich
«Der Grüne Teppich ist deshalb ein wichtiges Instrument, die Bedeutung von Swissness zu erhalten. Zudem konnte dank diesem Branchenstandard der Druck von der Anbindehaltung genommen werden», betonte Martin Hübscher. «In Deutschland kaufen die Abnehmer mittlerweile keine Milch mehr aus Anbindeställen. Wir hingegen sind überzeugt, dass es unseren Kühen im Anbindestall mit viel Weidegang besser geht als Tieren in grossen Laufställen, die nie nach draussen können.» Aktuell hätten sich in Schwyz noch acht, in Zug noch zwei Mooh-Genossenschafter nicht für den grünen Teppich angemeldet.
Vielfältiger Tierhalterabend
Der Tierhalterabend, der von der Landi Schwyz, der Landi Einsiedeln und der Mooh gemeinsam organisiert wurde, lockte am Montag rund 120 Personen in die Markthalle Rothenthurm SZ. Neben Mooh-Verwaltungsratspräsident Martin Martin Hübscher, der über die aktuelle Lage im Milchmarkt informierte, referierte Ignaz Hutter von der UFA AG über die Galtphase.
Wichtige Phase
Die Galtkuh sei das wichtigste Tier im Milchviehstall. In dieser Phase könne Stoffwechselproblemen vorgebeugt und die Entwicklung des Kalbes beeinflusst werden, zudem regeneriere sich das Euter. Mit entsprechenden Massnahmen könnten auch Lahmheiten während der Laktation vermindert werden.
Komfort für Kuh und Bauer
Die Zuger Kuhsignal-Beraterin und Landwirtin Martina Schmid ging in ihrem bilderreichen und spannenden Referat darauf ein, wie Kuhsignale zu erkennen und verstehen sind. Weiter zeigte sie auf, mit welchen Massnahmen Verbesserungen sowohl im Tierwohl wie auch in der Arbeitsbelastung der Tierhalter zu erreichen sind.